Dr. Michael Josenhans von Freshfields Bruckhaus Deringer im Interview

Internationalität aktiv im Alltag erleben!

Dr. Michael Josenhans von Freshfields Bruckhaus Deringer im Interview

Dr. Josenhans ist seit 2010 bei Freshfields Bruckhaus Deringer tätig und wurde im Jahr 2015 Partner im Bereich Bank- und Finanzrecht in Frankfurt. Die Freude an seiner Arbeit schöpft er insbesondere aus der kontinuierlichen internationalen Zusammenarbeit und der Abwechslung der behandelten Themen.

Dr. Michael Josenhans
Dr. Michael Josenhans

Herr Dr. Josenhans, Sie sind seit über acht Jahren Partner bei Freshfields und beraten im Bank- und Finanzrecht. Wie hat sich Ihr Karriereweg in die Partnerschaft gestaltet? 

Mein Einstieg bei Freshfields war in dem Sinne etwas unkonventionell, da ich als Quereinsteiger dazugekommen bin. Ich hatte meine Karriere in New York bei Simpson Thacher begonnen und habe während eines einjährigen Secondments in Paris bei Bredin Prat ein paar Freshfields-Partner wiedergetroffen, die meine Begeisterung für eine Rückkehr nach Deutschland weckten. Nach Gesprächen mit den Finanzierungskollegen in Frankfurt bin ich mit meiner Familie dann umgezogen. Früh in meiner Karriere erhielt ich auf Transaktionen viel Verantwortung, was Einblicke in die Partnerrolle ermöglichte.

Mein erster bedeutender Moment war die Betreuung der Refinanzierung der Techem Gruppe nach anderthalb Jahren, wo ich meine Freude nicht nur an dem juristischen Handeln, sondern auch an der zwischenmenschlichen Mandantenarbeit und den unternehmerischen Aspekten entdeckte. Dies war ein Aha-Moment für mich, der zeigte, dass die Partnerschaft nicht nur für den Lebenslauf hilfreich ist, sondern auch meinen eigenen Vorstellung ideal entsprach.

Ein weiterer Schlüsselmoment war mein Secondment in London, wo ich intensiv mit Londoner Kollegen an transatlantischen Transaktionen arbeitete. Dies verstärkte meine internationale Ausrichtung und wurde als positiver Schub für meine Karriere wahrgenommen. Secondments spielen somit würde ich sagen eine durchaus entscheidende Rolle auf dem Weg zur Partnerschaft.
 

Aus welchen Gründen haben Sie sich gerade für diesen Beratungsschwerpunkt entschieden? Was reizt Sie daran besonders?

Zwei entscheidende Faktoren würde ich hier gerne hervorheben, die meine Wahl dieses Beratungsschwerpunkts prägen. Zum einen ist die enge Verbindung des Finanzierungsfeldes mit unternehmerischen Kontexten äußerst faszinierend. Man muss das Unternehmen tiefgehend verstehen, um Finanzierungsstrukturen effektiv zu gestalten. Die damit verbundenen betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge haben mich schon immer interessiert, weshalb das Finanzrecht für diejenigen, die dieses Interesse teilen, ein idealer Bereich ist.

Der andere Aspekt, der mich begeistert, ist die Vielfalt der Mandate. Unsere Betreuung erstreckt sich nicht nur auf Unternehmen, sondern umfasst ein breites Spektrum, darunter Private-Equity-Sponsoren, Banken und Kreditfonds. Dieses wilde Sammelsurium unterschiedlicher Mandanten erfordert eine ständige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, um den Erwartungen und Herangehensweisen gerecht zu werden. In diesem facettenreichen Umfeld tätig zu sein, stellt eine kontinuierliche Herausforderung dar, der ich mit Freude begegne.

Freshfields ist eine globale Anwaltssozietät. Welchen Stellenwert nimmt die grenzüberschreitende Beratung in Ihrer täglichen Mandatsarbeit ein und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den ausländischen Kolleg:innen?

Die grenzüberschreitende Beratung ist zentral für unsere tägliche Arbeit, da wir oft internationale Finanzierungen betreuen. Dies bedeutet, dass Kredit- oder Darlehensgeber im Ausland sitzen oder das betroffene Unternehmen in der Regel zu einem weltweit agierenden Konzern gehört. Daher müssen wir uns mit verschiedenen Standorten in unterschiedlichen rechtlichen Jurisdiktionen auseinandersetzen und klären, welches Recht anwendbar ist. Die Abstimmung erfordert daher enge Zusammenarbeit mit Kollegen aus zum Beispiel Paris, Madrid und Mailand, um Transaktionen erfolgreich abzuschließen.

Diese Zusammenarbeit erfolgt keinesfalls nur auf Partner-Ebene, sondern in der Regel in einem mehrköpfigen Team an den jeweiligen Standorten, die kontinuierlich im Austausch stehen. Der Vorteil einer globalen Kanzlei liegt darin, dass wir uns unter Kollegen persönlich kennen, sei es durch Konferenzen, Fortbildungen oder jahrelange gemeinsame Arbeit. Diese persönliche Vertrautheit fördert nicht nur die Qualität der Arbeit für den Mandanten, sondern bereitet uns auch viel Freude im täglichen Arbeitsalltag.

Es erfordert jedoch die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und andere Rechtssysteme, Prozesse und Kulturen zu verstehen. Es ist zwar eine Trivialität, aber wenn man die globale Zusammenarbeit täglich lebt, ist es essentiell, dass man sich darauf einlässt, es verinnerlicht und es einem Spaß macht.
 

Sie sind seit über dreizehn Jahren bei Freshfields tätig. Inwiefern hat sich der Markt in Ihrem Fachbereich gewandelt und gibt es überhaupt noch Fallkonstellationen, die Sie überraschen?

In den über dreizehn Jahren bei Freshfields habe ich bemerkt, dass ein anhaltender Trend die Digitalisierung und generell effizienteres Arbeiten in der Finanzwelt ist. Dies führt dazu, dass einige weniger anspruchsvolle Aufgaben wegfallen, was sowohl für den Kunden als auch für den Nachwuchs positiv ist. Der Fokus verschiebt sich zunehmend auf anspruchsvollere Denkarbeit, ein Trend, der sich durchaus auch in anderen Rechtsgebieten zeigt, aber bei uns auf jeden Fall erkennbar ist.

Ein weiterer Trend ist der Übergang von Banken zu institutionellen Anlegern, wodurch Mittel nicht mehr nur von Großbanken stammen, sondern auch vermehrt von Debt-Fonds und anderen Kapitalsammelstellen.

Zudem fällt auf, dass heutzutage kaum noch rein nationale Transaktionen stattfinden. Globaler Handel ist auch im Finanzrecht präsent, da Unternehmen weltweit nach Kapital suchen und Start-Ups schnell internationale Märkte erschließen. Obwohl man sagen muss, dass die derzeitige Internationalisierung aufgrund makroökonomischer Einflüsse etwas pausiert, wird sie, wenn man die letzten zehn bis zwölf Jahre als Gradmesser nimmt, voraussichtlich weiter zunehmen. Daher ist Flexibilität eine entscheidende Qualität für das juristische Berufsleben, um über nationale Grenzen hinweg arbeiten zu können.

Ein weiterer Aspekt ist der ständige Wandel in der Wirtschaft, der unser Geschäft schlichtweg nie langweilig macht. Hochs und Tiefs, Restrukturierungen, neue Prozesse und Produktbereinigungen sind Teil der natürlichen Entwicklung der Ökonomie, was für eine dauerhaft spannende Arbeit sorgt.

Freshfields
undefined

Freshfields

13 Bewertungen

Verschaffe dir einen eigenen Überblick

Freshfields arbeitet auch mit jungen Start-Up Unternehmen. Wie genau läuft eine solche (Finanzierungs-)Beratung ab? Welche besonderen Möglichkeiten werden in Berlin angeboten? 

Die Finanzierungsberatung für Start-Ups bei Freshfields umfasst sowohl Eigenkapital als auch Fremdkapital. Historisch dominierte das Eigenkapital, wobei Venture Capitalists, Gründer, Family Offices und Stiftungen gemeinsam mit einem Shareholder-Agreement in Start-Ups investierten. In jüngerer Zeit gewinnen Geschäftsmodelle an Bedeutung, die sich stärker auf den Fremdkapitalmarkt konzentrieren. Dieser Trend war besonders für unser Finanzierungsteam im Berliner Office interessant, das aufgrund der gestiegenen Nachfrage erweitert wurde.

Start-Ups, die frühzeitig stabile Einnahmequellen generieren oder sogar profitabel sein können, eignen sich gut für Fremdkapital, das als Sicherheit für Kreditgeber dient. Venture Debt hat sich dabei als besonders geeignet herausgestellt. Diese Finanzierungsform ist eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital, bei der Venture Debt Fonds Fremdkapital mit einem Equity-Kicker bereitstellen. Dadurch können sie am Unternehmenswert partizipieren, insbesondere bei einem Exit. Sowohl in unserem Silicon Valley Office als auch in Berlin betreuen wir viele Start-Up-Kunden und setzen vermehrt auf Venture Debt.
 

Wie können sowohl Sie in Ihrer Position als Partner als auch Ihre Kanzlei Berufseinsteiger:innen unterstützen?

Als Partner und Kanzlei tragen wir Verantwortung für Berufseinsteiger:innen, da wir ihre Karrieren nicht nur im Hinblick auf unternehmerischen Erfolg fördern, sondern auch, weil wir sie als High Potentials betrachten, deren Weg wir unterstützen möchten. Wenn Sie mich fragen würden, was mir selbst in meiner Karriere wichtig wäre, dann unter anderem auch wie viele Menschen ich auf ihrem Karriereweg unterstützen kann, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Konkret pflegen wir eine regelmäßige Feedback-Kultur im Team, die nicht durch Richtlinien oder jährliche Besprechungen geprägt ist, sondern konsequent in die Unternehmensstruktur integriert wird und auf Gegenseitigkeit beruht. Dies beinhaltet zum Beispiel regelmäßige Nachbesprechungen nach wesentlichen Telefonaten, Verhandlungen und Transaktionen. Neben dem Feedback ist es entscheidend, den Berufseinsteiger:innen bei der Auswahl geeigneter Fortbildungsprogramme und bei der Unterstützung von Secondments zu helfen.

Es geht nicht nur darum, innerhalb der Kanzlei mitzudenken, sondern auch Anregungen außerhalb der Kanzlei für Kolleg:innen zu schaffen, was idealerweise zu einer win-win-Situation führt.

Globaler Handel ist auch im Finanzrecht präsent, da Unternehmen weltweit nach Kapital suchen und Start-Ups schnell internationale Märkte erschließen.
Dr. Michael Josenhans

Das Arbeitspensum ist in Großkanzleien – insbesondere beim Abschluss von wichtigen Deals – bekanntermaßen hoch. Was bietet Freshfields Ihnen und Ihren Kolleg:innen, um Beruf und Privatleben vereinbaren zu können?

Darauf gibt es eine organisatorische Antwort und eine, die mit der täglichen Teamarbeit zusammenhängt. Organisatorisch bietet Freshfields verschiedene Tools und Modelle zur proaktiven Gestaltung der Work-Life-Balance an. Dazu gehören Teilzeitmodelle, Auszeiten wie Sabbaticals für Principal Associates sowie großzügige Regelungen für Mutter- und Vaterschaftsurlaub, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen.

Entscheidend ist jedoch, wie diese Möglichkeiten in der Unternehmenskultur verankert sind und im Team gelebt werden. Wir möchten natürlich niemandem etwas aufzwingen, sondern ihnen proaktiv verschiedene Optionen aufzeigen. Dies erfordert die Integration unterschiedlicher Arbeitsmodelle wie Teilzeit in den Teams, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich effektiv umgesetzt werden können und mögliche Defizite problemlos ausgeglichen werden. Da gibt es natürlich immer Verbesserungspotenzial, aber da sind wir bei Freshfields meines Erachtens auf einem sehr guten Weg.

Ich glaube, das Schöne in unserem Beruf ist, dass trotz seiner Anstrengung und Belastung, man wahnsinnig viel Selbstständigkeit hat, welche natürlich auch mit Verantwortung und Flexibilität einhergeht. Jeder versteht, dass ein Privatleben essentiell ist, daher fördern wir ein offenes, transparentes Verhältnis unter den Kolleg:innen, um eine erfolgreiche Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zu ermöglichen.
 

Was ist Ihr Erfolgsrezept, um als Anwalt und Partner im Fachbereich Bank- und Finanzrecht zu überzeugen?

Mein Erfolgsrezept basiert stark auf der Überzeugung, dass dies ein People-Business ist, welches von zwischenmenschlichen Beziehungen lebt. Natürlich sind Effizienz, Erfahrung und Fachkompetenz entscheidend, aber auch der persönliche Austausch und die Schaffung einer authentischen Atmosphäre sind von großer Bedeutung.

Ein guter Draht entsteht, wenn man sich gegenseitig nicht ausschließlich als berufliche Kolleg:innen sieht, sondern auch versucht, sich über die Kanzlei hinaus auf einer persönlichen Ebene besser kennenzulernen. Ich könnte viele Sachen nennen, die wichtig sind und einen Teil des Erfolgs ausmachen, aber wenn ich mein persönliches Erfolgsrezept benennen würde, dann ist es auch die menschliche Seite zu betonen und in der Berufswelt zu verkörpern. Dies macht die Arbeit nicht nur effektiver, sondern bringt auch mehr Spaß.
 

Was möchten Sie jungen Jurist:innen mit auf den Weg geben, die sich für Bank- und Finanzrecht sowie Private Equity generell interessieren?

Meines Erachtens ist es für junge Jurist:innen total wichtig, offen für Neues zu sein und Flexibilität zu bewahren. In unserem Bereich, sowohl bei Freshfields als auch generell, ist dies entscheidend, da sich unser Geschäft und unsere Mandanten ständig verändern.

Zum anderen ist es auch wichtig, ein Teamplayer zu sein und effektiv mit verschiedenen Persönlichkeiten zusammen arbeiten zu können. Bei Freshfields ist Teamarbeit ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Geschäfts – die Fähigkeit, zu gönnen, jede Rolle im Team zu verstehen und zu respektieren, ist entscheidend.
 

Ihr Fazit?

Ich bin seit knapp 20 Jahren in diesem Beruf und es gab keine einzige Transaktion, die ich alleine durchgeführt habe – jede Transaktion war das Ergebnis der Zusammenarbeit mit großartigen Mitarbeiter:innen, Kolleg:innen und Partner:innen. "You never walk alone" – diese Erfahrung prägt meinen Werdegang. Wer Freude daran hat, im Team zu arbeiten, ist in diesem Beruf gut aufgehoben. Es ist diese Gemeinschaftsleistung, die den Beruf so besonders macht.
 

Vielen Dank, Herr Dr. Josenhans!

*sponsored


Erfahre mehr zu den Arbeitgebern
undefined Logo