Interview Senior Legal Counsel

Florian Ohms

Law Department - DACH-Region

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Na ja, draufstehen müsste eigentlich „Deputy General Counsel – Germany, Austria, Switzerland“. Tut's aber nicht. Wir nutzen kaum noch Visitenkarten und ich habe nur noch die mit meinem alten Jobtitel in der Schublade.
 

Warum haben Sie sich für einen Berufseinstieg bei Continental entschieden?

Wer in der Region verwurzelt ist wie ich, guckt von Natur aus Richtung Continental. Die Conti prägt das Hannoveraner Stadtbild wie kein zweites Unternehmen. Und trotzdem besitzt sie die überregionale und internationale Strahlkraft eines global agierenden Konzerns. Diese Mischung aus Regionalität und Internationalität, Historie und Zukunftsgewandtheit in einem sich wandelnden Markt hat mich gereizt.
 

Was ist das Besondere an Continental?

Geht man allein nach Titeln, gibt es viele Hierarchieebenen und somit Aufstiegsmöglichkeiten. Das Schöne ist aber, dass die Zusammenarbeit im Konzern überhaupt nicht hierarchisch sondern nach meiner Wahrnehmung stets auf Augenhöhe erfolgt. Jeder ist aufgerufen, sich aktiv einzubringen und zu entfalten. Dieses Mindset ist als einer von vier Unternehmenswerten („Freedom to Act“) sogar fest in der Konzernphilosophie verankert. In der Rechtsabteilung fordern wir daher von unseren Jurist:innen auch keine Beratung nach Schema F, sondern fördern das eigenverantwortliche Arbeiten.
 

Wie sieht die tägliche Arbeit im Rechtsbereich bei Continental für einen Berufseinsteiger aus?

Als Berufseinsteiger:in übernimmt man von Beginn an – d.h. schon während des strukturierten Onboarding-Prozesses – die Verantwortung für die eigene Mandatsbearbeitung. Telefonate, Meetings, Rechtsrat, die ganze Klaviatur. Die Abstimmung im Team oder mit der Führungskraft sind dabei als Angebot zu verstehen, nicht als Zwang oder Abwesenheit von Vertrauen. Darüber hinaus steht den Neuzugängen während der Einarbeitung immer ein „Buddy“ zur Seite, ein/e erfahrene/r Jurist:in aus dem Kollegenkreis, um aufkommende Fragen schnell und direkt zu beantworten.
 

Wie werden junge Anwälte von Continental gefördert?

Das Wichtigste zuerst: indem ihnen das Vertrauen entgegengebracht wird, sich in ihrer Rolle zu finden und die persönliche Entwicklung voranzutreiben. Die weiteren Teammitglieder stehen hierfür mit Rat und Tat zur Seite. Es gibt wöchentliche Regeltermine mit der Führungskraft und strukturierte Mitarbeitergespräche zum Jahresauftakt, -abschluss und Halbjahr. Die fachliche Entwicklung fördern wir, indem wir stets genau schauen, welche internen oder externen Trainings, Seminare oder sonstigen Schulungsmaßnahmen der jungen Anwältin / dem jungen Anwalt in der jeweiligen Situation und perspektivisch den größten Nutzen bringen. Zudem bieten wir nach wenigen Jahren die Möglichkeit eines Cross Moves, also der zeitweisen, meist halbjährlichen Versetzung in eine andere Abteilung, ein anderes Rechtsabteilungsteam oder ins Ausland an.
 

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufseinsteiger in Ihrem Bereich mitbringen?

Zwei Staatsexamina schaden natürlich nicht… Im Ernst, hilfreich ist sicher ein gutes Maß an Pragmatismus, Problemlösungs- und Kommunikationsfähigkeit. Und Scheu vor der englischen Sprache sollte man auch keine haben. Die nächste Netflix-Serie also gerne mal im Original schauen…
 

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in Ihrem Berufsalltag passiert ist?

Das Einschneidendste waren sicherlich die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unseren Arbeitsalltag, die teils amüsante Blüten trieben. Ich erinnere mich bspw. an eine Schiedsgerichtsverhandlung, die nicht wie üblich in Präsenz, sondern virtuell stattfinden musste. Und so saßen da Anwälte in ihren Hobbykellern, vor der Spielesammlung der Kinder und dem Heimtrainer, um über 80 Mio. Euro zu streiten. Das entbehrte nicht einer gewissen Komik.
 

Was ist das Beste an der Arbeit bei Continental?

Es klingt total platt aber: die Menschen. Man merkt bei allen die Hingabe für ihren Aufgabenbereich. Aber auch das Verständnis dafür, dass es nur gemeinsam geht. Das erleichtert insbesondere die Arbeit in interdisziplinären Projekten. Und seien wir mal ehrlich: am meisten Spaß macht es doch eh immer, wenn man zusammen im Team Erfolg hat.
 

Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Wir alle kennen es vermutlich, auf einer Party zu sein und von (meist unbekannten) Gästen zu hören: „Du bist Jurist? Ich hab‘ da ein Problem. Darf ich kurz ausholen?“
 

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Meist suche ich mir da was, bei dem der Kopf wenig leisten muss, gehe laufen, zum Fußball oder Handball, schaue fern, sowas halt. Als absoluter Gamechanger hat sich für den Weg zum Büro und zurück der Umstieg vom Auto auf‘s Fahrrad erwiesen. Körperliche Betätigung und gleichzeitig den Kopf freipusten. Ideal.
 

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Kaffeemaschinen, Erdzeitalter, Rechtswissenschaften. In der Reihenfolge.
 

Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Seien Sie authentisch! Eifern Sie keinem klassischen Berufsbild nach, finden Sie Ihren eigenen Weg und prägen das Bild neu!