Interview Partner

Dr. Markus Nauheim, LL.M. (Duke)

Rechtsanwalt

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Rechtsanwalt, Attorney at Law (New York) / Partner


Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Gibson Dunn und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?

Ich bin seit der Eröffnung des deutschen Büros am 1. Januar 2002 bei Gibson Dunn und gehöre damit sozusagen zum Gründungsteam. Zuvor war ich knapp zweieinhalb Jahre für eine große deutsche Kanzlei als Associate tätig. Die Persönlichkeiten und die Vision von Gibson Dunn haben mich bei meiner Entscheidung überzeugt. Im Laufe meiner Karriere war ich unter anderem zwei Jahre Mitglied im Associate Committee von Gibson Dunn. Dabei handelt es sich um ein globales kanzleiinternes Gremium, das sich um die Interessen und Belange der Associates kümmert und u.a. die alljährliche New Lawyers Academy organisiert.  Ferner hatte ich die Möglichkeit, ein knappes Jahr in unserem New Yorker Büro zu arbeiten. Seit 2008 bin ich Partner im Bereich Corporate / M&A.


Was ist das Besondere an Gibson Dunn?

Unsere einmalige Unternehmenskultur ist sicher eine der Besonderheiten von Gibson Dunn. Vielleicht auch aufgrund unserer kalifornischen Wurzeln und dem vermeintlichen "California Way of Life" ist diese geprägt von gegenseitigem Respekt, Kollegialität und Enthusiasmus. Das ist jeden Tag in der Zusammenarbeit mit den Kollegen zu spüren. Dabei verfügen wir über eine 125-jährige Tradition, auf die wir stolz sind und deren Grundwerte von Qualität und Integrität über Generationen weitergegeben wurden. Unsere Anwälte sind nicht nur fachlich hervorragend, sondern eben auch außergewöhnliche Persönlichkeiten, die für das was sie tun, brennen. Dabei sitzt keiner auf einem hohen Ross und jeder ist stets bereit, den anderen - auch über Büro- und Ländergrenzen hinweg - zu unterstützen. Strategisch wollen wir nicht alles für alle bieten und auch nicht überall mit eigenen Büros vertreten sein. Wir wollen in den wichtigsten Märkten der Welt mit dem was wir tun eine wesentliche Rolle spielen.


Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Corporate / M&A für einen Partner aus?

Die tägliche Arbeit im Bereich Corporate / M&A ist äußerst abwechslungsreich: kein Tag ist wie der andere, und kein Tag lässt sich vorhersagen. Wir sind heute noch viel stärker unternehmerisch tätig, da die Mandate heute nicht mehr von allein kommen und aktive Akquise gefragt ist. Zum anderen ist die Arbeit in meinem Bereich insbesondere vor einem Signing oder einem Closing stark von zwischenzeitlichen Spitzenbelastungen geprägt. Als Gesellschaftsrechtler sitzt man insbesondere bei M&A-Transaktionen regelmäßig im "Driver's Seat", leitet das Deal-Team, ist für die Erstellung der Vertragsdokumentation verantwortlich und führt die Vertragsverhandlungen. Schließlich ist die Arbeit sehr international; in meinem Fall heißt das zu fast 80% auf Englisch. Als Corporate-Anwalt reise ich relativ viel, allerdings nicht so extensiv wie beispielsweise ein Unternehmensberater.


Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei Gibson Dunn?

Im Vordergrund steht bei uns die Möglichkeit zur Mitarbeit an komplexen und herausfordernden Mandaten in einem hervorragenden Team. Erfahrungsgemäß ist die Lernkurve aufgrund der täglichen Mandatsarbeit am steilsten. Wir achten darauf, dass unsere Anwälte in Abhängigkeit ihrer Seniorität bestimmte Mindestkenntnisse und Erfahrungen erlangen, damit sie über eine möglichst vollständige "Toolbox" von Hard und Soft Skills verfügen. Dazu bieten wir neben der Mandatsarbeit ein umfangreiches Angebot von internen und externen Fortbildungsveranstaltungen. Beispielsweise nimmt jeder Berufsanfänger gleich zu Beginn seiner Tätigkeit an der New Lawyers Academy in den USA teil. In der Folgezeit ist die regelmäßige Teilnahme an internationalen Practice Group Meetings und - was besonders für die Karriereplanung wichtig ist - an einem Mid-Level Associate Retreat  in den USA Pflicht. Darüber hinaus findet einmal im Jahr ein internes Corporate College in den bayerischen Bergen statt. Das Absolvieren von Fachanwaltslehrgängen wird ebenso unterstützt wie die Teilnahme an ausgewählten Fachseminaren. Jeder Anwalt hat bei uns die Möglichkeit, eine Zeitlang in einem unserer amerikanischen Büros  wie z.B. New York zu arbeiten. Uns ist es sehr wichtig, dass unsere Anwälte zielgerichtet ein besonderes Profil entwickeln.


Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Corporate / M&A mitbringen?

Über besondere Vorkenntnisse müssen Berufsanfänger nicht verfügen, aber über eine Ahnung, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt und die Neugier und Bereitschaft, in diesen Bereich eintauchen zu wollen. Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen sowie sehr gute Englischkenntnisse sollten ebenfalls vorhanden sein.


Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Da fällt mir insbesondere eine witzige Anekdote aus meiner Zeit in unserem New Yorker Büro ein: Im Rahmen einer feindlichen Übernahme vertraten wir das Target und ich führte die in diesen Fällen meist recht unangenehme Korrespondenz mit den Anwälten der Gegenseite. Einer der verantwortlichen Partner rief mich an und teilte mir mit, unser Mandant und ich persönlich seien von der Gegenseite verklagt worden und ich müsse am kommenden Wochenende auf die kurzfristig anberaumte Gerichtsverhandlung in Delaware vorbereitet werden. Nach Einsetzen der Schockstarre brach der Partner in Gelächter aus und offenbarte, dass es sich um einen Scherz handelte. Es war der 1. April. Er sagte, jeder des Teams wisse davon und amüsiere sich nun bei dem Gedanken, mir einen kleinen Streich zu spielen. Na wartet, dachte ich, und konterte mit einer E-Mail an die Mitglieder des Teams, die noch nicht wussten, dass der Partner den Aprilscherz bereits aufgelöst hatte. Ich teilte mit, dass es jetzt wohl an der Zeit sei, reinen Tisch zu machen und dass ich das New York Bar Exam gar nicht bestanden hatte und somit auch nicht in New York als Anwalt zugelassen war - ob dies ein Problem sei. Nur eine Sekunde später rief mich ein anderer Partner des Teams an und bat mich, sofort in sein Büro zu kommen. Nachdem ich erklärt hatte, dass es sich ebenfalls um einen Aprilscherz handelte, sagte er mir, dass es keine gute Idee war, den für das Mandat verantwortlichen Senior Partner auf die E-Mail zu kopieren. Der sei nämlich in Europa und wisse nichts von dem Aprilscherz. Nachdem die Situation mit einer kurzen E-Mail wieder klargestellt wurde, kam vom Senior Partner nur die gelassene Antwort aus Übersee: "Life is too short" ;-)


Was ist das Beste an der Arbeit bei Gibson Dunn?

Das internationale, fachlich hochkarätige und äußerst angenehme Umfeld, die Menschen, der "entrepreneurial spirit", die Nähe zu den USA und die enge Kooperation mit unseren Büros weltweit.


Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Die hohe Arbeitsbelastung lässt sich durch eine gute Organisation, Spaß an der Arbeit, eine verständnisvolle Familie und Flexibilität sehr gut kompensieren. Insofern würde ich weniger von Einschränkungen, als vielmehr von ungeahnten Möglichkeiten sprechen.


Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Ich spiele Basketball in einer "Alt-Herren-Mannschaft" und verbringe die Wochenenden gern mit meiner Familie in den Bergen.


Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Präzision - Helfen - Werkzeug


Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?

Meine Frau und unsere beiden Kinder.


Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Finde heraus, was Dich wirklich antreibt und glücklich macht. Schau Dir während des Studiums und Referendariats so viel wie möglich an. Die Anwälte, die zu uns kommen, sind zu schlau, als dass sie das machen müssten, was sie eigentlich nicht wollen.