Interview Referendarin

Paula Schindler

Referat für Klima- und Umweltschutz / Referat für Stadtplanung und Bauordnung

Warum haben Sie sich für ein Referendariat bei der Landeshauptstadt München entschieden?

Schon im Studium war das öffentliche Recht mein Lieblingsfach, und ich habe auch meinen Schwerpunkt im Öffentlichen Wirtschafts- und Infrastrukturrecht gewählt. Besonders interessiert mich die kommunale Verwaltung, weil man dort wirklich „Staat“ im Einsatz erlebt und das tägliche Leben der Bürger*innen mitgestaltet. Außerdem gibt es in der kommunalen Verwaltung enorm vielfältige Einsatzgebiete für Jurist*innen. Deswegen war ich sehr neugierig, wie moderne städtische Verwaltung in der Praxis abläuft und habe mich dafür entschieden, meine Verwaltungsstation im Rahmen des Referendariats bei der Landeshauptstadt München zu absolvieren.

Seit wann sind Sie bei der Landeshauptstadt München und wie sind Sie zum öffentlichen Dienst gekommen?

Ich bin seit Dezember 2024 bei der Landeshauptstadt München. Im Rahmen des zweijährigen Referendariats absolviert man verschiedene Stationen. Nach meinen Stationen beim Landgericht München I und der Staatsanwaltschaft München I bin ich nun für vier Monate in der Verwaltungsstation. Für die Verwaltungsstation durfte man sich zwischen verschiedenen Verwaltungsträgern in Oberbayern entscheiden. Meine Wunsch-Station war dabei die Landeshauptstadt München und dort die Referate für Klima- und Umweltschutz sowie Stadtplanung und Bauordnung.

Was ist das Besondere an der Landeshauptstadt München? Wie sieht die tägliche Arbeit in Ihrem Fachbereich für eine*n Referendar*in aus?

Aus der Perspektive eines bzw. einer Referendar*in ist es erst einmal etwas Besonderes, dass man bei der Landeshauptstadt München jeweils zwei Monate in zwei verschiedene Referate hinein-„schnuppern“ darf. Bei den meisten anderen Verwaltungsträgern ist man während der viermonatigen Verwaltungsstation nämlich nur einem Fachbereich zugeordnet. Diese Möglichkeit finde ich ziemlich cool, weil die Landeshauptstadt fünfzehn verschiedene, spannende Referate mit ganz unterschiedlichen Themen hat – von Kultur über Mobilität; IT; Gesundheit bis Klima- und Umweltschutz oder Stadtplanung. So hat man als Referendar*in die Möglichkeit, viel mehr kennenzulernen. Einen typischen Arbeitstag für eine*n Referendar*in gibt es eigentlich nicht – die Arbeit ist nämlich sehr vielfältig. Als Referendar*in nimmt man an Stadtrats- und Ausschusssitzungen sowie an Bürgerversammlungen teil. Außerdem darf man mit in Verhandlungen vor dem. Verwaltungsgericht. Dafür bereitet man auch Schriftsätze und interne Gutachten vor. Besonders interessant finde ich auch die Teilnahme an Meetings und Besprechungen - sowohl referatsintern als auch in der Vernetzung mit anderen Referaten. Das ist besonders spannend, weil man so die Zusammenarbeit an verschiedenen Themen und die Verzahnung einzelner Arbeitsschritte zwischen den verschiedenen Fachbereichen kennenlernt.

Wie werden Referendare von der Landeshauptstadt München gefördert?

Die Landeshauptstadt München fördert ihre Referendar*innen durch eine sehr gute Betreuung. Ich nehme die Betreuung als durchweg sehr engagiert, kompetent und weiterbildend wahr. Man erhält auf die eigenen Interessen und Stärken abgestimmte Aufgaben sowie die Möglichkeit, bei spannenden Terminen mitzukommen und so einen typischen Arbeitsalltag als Jurist*in bei der Landeshauptstadt München mitzuerleben. Gleichzeitig wird auf die Arbeitsbelastung im Referendariat Rücksicht genommen.

Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Referendar in ihrem Fachbereich mitbringen?

Mit dem Grundwissen aus dem Studium ist man bestens für das Referendariat bei der Landeshauptstadt München gerüstet, weil in allen Fachbereichen selbstverständlich darauf Rücksicht genommen wird, dass man im Fachrecht noch kein vertieftes Wissen hat. Ansonsten sollte man Offenheit dafür mitbringen, sich von kommunaler Verwaltung begeistern zu lassen! :)

Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in Ihrem Berufsalltag passiert ist?

Meine bisherigen Highlights waren einmal die Teilnahme am Ausschuss für Klima- und Umweltschutz im Münchner Stadtrat, weil man dort sehr gut die Verzahnung von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung beobachten konnte. Ich fand es total spannend, den politischen Diskussionen und Abstimmungen der Stadtratsmitglieder zu folgen und zu beobachten, wie gleichzeitig das Know-how der Stadtverwaltung durch die Referatsleitung miteingeflossen ist, damit die Stadtratsmitglieder das nötige Fachwissen haben und entsprechend informierte und fundierte Entscheidungen treffen können. Mein zweites Highlight bisher war eine Verhandlung vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht München. Mir war davor nicht klar, dass die Jurist*innen bei der Stadt vor Gericht quasi wie Anwält*innen auftreten. Gleichzeitig repräsentieren sie natürlich auch die Landeshauptstadt München in der Verhandlung gegenüber den Bürger*innen. Das fand ich ein wahnsinnig interessantes Spannungs- und Aufgabenfeld!

Was ist das Beste an der Arbeit bei der Landeshauptstadt München?

Das Beste an der Arbeit bei der Landeshauptstadt München ist die Kombination aus Aufgabenvielfalt, gutem Arbeitsklima und Sinnhaftigkeit: Die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und vielschichtig. Das Arbeitsklima nehme ich als sehr
sympathisch, offen, humorvoll und engagiert wahr. Darüber hinaus hat man gleichzeitig das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, da die Stadtverwaltung dazu beiträgt, das Leben in München für alle bestmöglich zu gestalten.

Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Eine meiner liebsten Ausgleichsaktivitäten ist Sport. Ich mache fast jeden Tag Yoga und gehe super gerne wandern. Außerdem lese ich viel und gehe auch gerne ins Theater oder die Oper.

Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

  • Gestaltungsmittel
  • Demokratie
  • Rechtsfrieden

Sie planen ein Jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?

Ein gutes und möglichst dickes Buch, Wanderschuhe und unbedingt Schokolade.

Welchen Tipp würden Sie Nachwuchsjurist:innen gerne mitgeben?

Ich glaube, es ist wichtig, möglichst früh herauszufinden, für welchen Bereich man sich interessiert, was einen wirklich begeistert und welche Tätigkeiten mit den eigenen Werten übereinstimmen. Ich empfehle, dass man sich dann in diesem Bereich engagiert – sei es ehrenamtlich oder im Rahmen von Praktika und Nebenjobs – um Gleichgesinnte zu finden und Kontakte zu knüpfen. So ergeben sich ganz neue Wege, Ideen und Optionen für die eigene Zukunft!