Duz-Kultur, mantraartiges Predigen, wie lieb sich alle haben, Schlabberpullover bei den Partnern, Drag-Queens auf dem Firmenevent, halbe Belegschaft im Homeoffice: OC gibt sich mit aller Kraft lässig, cool, progressiv und offen für alle. Etwas unwillkommen fühlt man sich im ersten Moment natürlich, wenn man es nicht gewohnt ist, Fremde im Alter der Eltern zu Duzen, ein gepflegtes Umfeld auch in Kleidung sieht, nicht im Arbeitsumfeld mit gesellschaftspolitischen Themen belehrt werden oder die Kollegen auch mal in echt sehen möchte. Wenn man es aber schafft, diese Kröten zu schlucken, kann OC ein richtig guter Arbeitgeber sein, bei dem insbesondere das vermeintlich niedrige Gehalt nicht täuschen sollte: Auf die Stunde gerechnet verdient man hier doch sehr gut. Die flachen Hierarchien sind natürlich auch noch Hierarchien, aber mir ist in den vergangenen zwei Jahren noch keiner dieser herablassenden Partner über den Weg gelaufen, wie man sie aus anderen Grosskanzleien kennt. Es ist nachvollziehbar, weshalb viele Kollegen von den typischen Sweatshops zu OC gewechselt sind. Die Arbeit ist mit viel guter Software unterstützt und die Benefits neben dem Gehalt lassen sich sehen. Und ja: Auch, wenn man es nicht ständig Runterbeten braucht, so ist die Stimmung tatsächlich ganz ordentlich. Aber letzten Endes arbeiten auch hier Menschen mit allerlei Charakteren.