Die Arbeit am Finanzgericht

Veröffentlicht am 15.12.2021

Die Arbeit am Finanzgericht

Richter Steinhauff im Interview

Warum haben Sie sich für das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat entschieden?

Das „Gesamtpaket“ hat einfach gestimmt. Neben vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, (finanzieller) Sicherheit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet die Tätigkeit in der Steuerverwaltung nicht zuletzt die Möglichkeit, mit Menschen zu arbeiten und vielseitig juristisch tätig zu sein. 
 

Was macht die Arbeit als Finanzrichter so spannend?

Ganz klar die Fälle. Ob Arbeitszimmer, Privatnutzung eines betrieblichen Pkw, Abschreibung bei Gebäuden, Anerkennung von Gewinnverteilungsabreden bei großen Gesellschaften oder Kindergeld: Vor dem Finanzgericht geht es um das reale Leben in allen Facetten. Manchmal geht es um 200 € und manchmal um 10.000.000 €. Eins ist sicher: Für Abwechslung ist gesorgt.

Wie sind Sie zum Finanzgericht gekommen?

Ich war zunächst in der Steuerverwaltung tätig. Nach Stationen als Sachgebietsleiter am Finanzamt und als Referent beim Bayerischen Landesamt für Steuern habe ich mich schließlich für eine Stelle als Richter am Finanzgericht beworben.
 

Wie werden Berufseinsteiger:innen gefördert und welche Herausforderungen bringt die Arbeit als Finanzrichter:in insbesondere zu Beginn mit sich?

Bei Aufnahme der Tätigkeit als Finanzrichter gibt es grundsätzlich eine Einarbeitungszeit, in der die Kolleginnen und Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem gibt es die Möglichkeit allgemeine Fortbildungen zum Steuerrecht und Tagungen bzw. Finanzrichtertreffen zu besuchen. 

Herausfordernd zu Beginn der Tätigkeit als Finanzrichter ist vor allem die neue Rolle. Als Richter ist am „Ende des Tages“ eine Entscheidung erforderlich, um den Fall zu lösen. Der Weg zu einer Entscheidung kann sehr unterschiedlich sein. So kann etwa im Rahmen einer Erörterung der Sach- und Rechtslage eine tatsächliche Verständigung zwischen den Beteiligten erreicht werden, womit sich der Fall „einvernehmlich“ lösen lässt.

Kommt eine derartige Verständigung nicht zu Stande, ist meist eine mündliche Verhandlung und am Ende ein Urteil erforderlich. Zu Beginn der Tätigkeit als Finanzrichter ist es wichtig, die unterschiedlichen Wege zu einer Entscheidung kennenzulernen, um mit zunehmender Erfahrung ein Gespür dafür zu entwickeln, wie sich ein Fall am besten lösen lässt.
 

Wie sieht Ihr Berufsalltag am Finanzgericht aus?

Das kommt insbesondere darauf an, ob es sich um einen Sitzungstag oder einen „normalen“ Arbeitstag handelt. An einem Sitzungstag dreht sich alles um die Durchführung der mündlichen Verhandlung(en) im Senat oder als Einzelrichter. In der mündlichen Verhandlung können trotz guter Vorbereitung immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren. Das ist zwar spannend und abwechslungsreich, kann jedoch auch herausfordernd sein, wenn etwa noch umfangreiche Unterlagen eingereicht werden.

An einem „normalen“ Arbeitstag werden vor allem die eigenen Fälle bearbeitet. Neben der Bearbeitung der Eingangspost besteht hier ein wesentlicher Teil darin, den jeweiligen Fall durch Aufklärung des Sachverhalts (im Verfahren vor dem Finanzgericht gilt grundsätzlich der Amtsermittlungsgrundsatz) entscheidungsreif zu machen. Schließlich geht es dann an das Abfassen von Urteilen oder Beschlüssen, wofür regelmäßig eine umfassende Recherche der Rechtsprechung bzw. Literatur erforderlich ist. Kennzeichnend ist hierbei vor allem das eigenverantwortliche und flexible Arbeiten bei Gericht.

Das Steuerrecht – auch das Verfahrensrecht – sollte nicht aus den Augen verloren werden, egal welche Tätigkeit in der Steuerverwaltung ausgeübt wird.
Richter Steinhauff

Aktuelle Jobs in der Bayerischen Steuerverwaltung

Welche Qualifikationen und Fähigkeiten sind für die Karriere als Finanzrichter:in besonders wichtig?

Wichtig sind m.E. vor allem die Fähigkeit vertieft juristisch zu arbeiten, Entscheidungsfreude, der Wille, sich in immer neue Fallgestaltungen einzuarbeiten, steuerrechtliche Kenntnisse und schließlich Freude am Umgang mit Menschen.
 

Ist die Work-Life-Balance in Ihrem Beruf ausgeglichen oder stehen Überstunden an der Tagesordnung?

Hier ist keine pauschale Antwort möglich, da die eingehenden Fälle hinsichtlich Anzahl und Schwierigkeitsgrad erheblich variieren können. Ein großer Vorteil besteht allerdings darin, dass man hinsichtlich der Zeiteinteilung grundsätzlich flexibel ist. Insgesamt besteht deshalb m.E. eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
 

Welchen Rat und welche Tipps können Sie jungen Jurist:innen geben, die eine Tätigkeit am Finanzgericht anstreben?

Vorteilhaft ist es, die Steuerverwaltung gut kennenzulernen, egal ob bei einer Tätigkeit am Finanzamt, beim Bayerischen Landesamt für Steuern oder im Finanzministerium. Das Steuerrecht – auch das Verfahrensrecht – sollte nicht aus den Augen verloren werden, egal welche Tätigkeit in der Steuerverwaltung ausgeübt wird. Schließlich kann gerade auch eine Tätigkeit vorteilhaft sein, die man sich eventuell örtlich oder fachlich ursprünglich nicht so vorgestellt hatte, um neue Erfahrungen zu sammeln und Flexibilität zu beweisen. Und schließlich: Einfach bewerben!

Vielen Dank, Richter Steinhauff!

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