Interview mit Kanat Akin

Kanat Akin

Mitarbeiter

Warum haben Sie sich für einen Berufseinstieg bei der Bayerischen Steuerverwaltung entschieden?

Prägend für meine Entscheidung waren insbesondere zwei Aspekte: Sicherheit und Vielfalt. Dass der Staatsdienst die erforderliche Sicherheit bietet, ist ja bekannt. Dass die Bayerische Steuerverwaltung vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und Tätigkeitsfelder bietet, war mir, gebe ich zu, bis zu einer Informationsveranstaltung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Heimat und Landesentwicklung, nicht bekannt. An den Finanzbehörden warten auf den Juristen als Sachgebietsleiter viele Rechtsbereiche: Zivilrecht; Zivilprozessrecht, insbesondere in der Vollstreckungsstelle; Strafrecht und Strafprozessrecht in der Bußgeld-und Strafsachenstelle oder Steuerfahndungsstelle. Wer also gerne in Bewegung bleibt, ist in der Bayerischen Steuerverwaltung gut aufgehoben.


Was ist das Besondere an der Bayerischen Steuerverwaltung?

Neben den Aspekten Sicherheit und Vielfalt ist die Einweisungszeit mit einer Dauer von 12 Monaten (bei voller Besoldung) ein klares Unterscheidungsmerkmal zur sonstigen Staatsverwaltung oder Justiz. Es untergliedert sich in fachtheoretische und berufspraktische Abschnitte. Hier wird man auf die Führungsaufgaben –fachlich und persönlich – vorbereitet. In den fachtheoretischen Lehrgängen an der Bundesfinanzakademie in Brühl werden steuerrechtliche Kenntnisse ergänzt, aber auch Führungskompetenzen trainiert. Die Förderung endet jedoch nicht mit diesen Lehrgängen, sondern kann durch weitere Angebote des Fortbildungsprogramms fortgeführt werden. Weiterhin haben Juristen die Gelegenheit, sich in der Ausbildung der Steuerbeamten zu engagieren, insbesondere in den sog. “Juristenfächern” Öffentliches Recht und Zivilrecht.


Wie sieht die tägliche Arbeit als Sachgebietsleiter für einen Berufseinsteiger aus?

Ich kann derzeit nur von der Einweisungszeit berichten: Diese ist in verschiedene Stationen gegliedert. Dazu gehören insbesondere Zeiten in der Veranlagung, Vollstreckung, Betriebsprüfung, Bußgeld-und Strafsachenstelle und Steuerfahndung. Die jeweiligen Sachgebietsleiter und Bearbeiter stellen ihre tägliche Arbeit und Abläufe vor, damit man sich ein Bild von der Tätigkeit der Kolleginnen und Kollegen machen und dieses Wissen später nutzen kann. Um die Abläufe noch besser nachvollziehen zu können, wird man auch regelmäßig von der Amtsleitung eingebunden.


Wie werden junge Juristen in der Steuerverwaltung gefördert?

Neben dem Einweisungsjahr gibt es ein jährliches Fortbildungsprogramm, das auch zahlreiche Angebote für Neueinsteiger enthält. Zudem ist das Personalreferat, so ist meine Erfahrung, an einem regen Kontakt mit “seinen” Nachwuchskräften interessiert und hat stets ein offenes Ohr. Diese Unterstützung ist bemerkenswert. Zuletzt ist noch zu nennen, dass sog. “Betreuungsbeamte” in den Regierungsbezirken bestellt sind, die gerade in der Anfangszeit für Fragen zur Tätigkeit als Sachgebietsleiter zur Verfügung stehen. Regelmäßige Stammtische der Juristen in der Steuerverwaltung ergänzen das Angebot.


Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufseinsteiger in der Steuerverwaltung mitbringen?

Es ist klar hilfreich, wenn man sich in Studium oder Referendariat mit dem Steuerrecht, neben der elften Klausur, beschäftigt hat. Ich bin jedoch der Meinung, das ist nicht essentiell, um die Anforderungen an die Tätigkeit als Sachgebietsleiter erfüllen zu können. Während der Einweisungszeit wird das erforderliche Wissen erworben, sodass man sich in der Systematik des Steuerrechts zurechtfinden kann. Zudem ist Einsatzgebiet des Juristen nicht, dass er Steuerpflichtige selbst veranlagt, sondern insbesondere auftretende schwierige rechtliche Probleme in Zusammenarbeit mit dem Bearbeiter löst bzw. diesem Hilfestellung leistet. Wie bereits erwähnt, ist die Vollstreckung ein “typisches” Tätigkeitsgebiet für Juristen. Hier können wir sowohl das materielle als auch formelle Zivilrecht anwenden, das in beiden Examina Prüfungsstoff war. Wer in der Steuerfahndung eingesetzt ist, kann sein Wissen aus dem Strafrecht, insbesondere Strafprozessrecht, anwenden.


Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

Das Spannendste und Aufregendste war zu sehen, welche Möglichkeiten die Steuerfahndung im Rahmen ihrer Ermittlungstätigkeit hat und wie sie mit neuen technischen Herausforderungen umgeht.


Was ist das Beste an der Arbeit in der Steuerverwaltung?

Die sachorientierte Zusammenarbeit mit sehr gut qualifizierten Kolleginnen und Kollegen.


Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Wer gerne in Bewegung bleibt, ist bei der Bayerischen Steuerverwaltung gut aufgehoben. Das gilt sowohl fachlich als auch hinsichtlich des Einsatzortes. Nach Ablauf der Einweisungszeit erfolgt der Ersteinsatz grundsätzlich an einem anderen Finanzamt. Eine Rückkehr an das Ausbildungsfinanzamt ist erst nach drei Jahren möglich, sodass eine gewisse örtliche Flexibilität vorausgesetzt wird, hierbei werden Wünsche klar berücksichtigt. Die bayernweiten 76 Finanzämter mit 25 Finanzamtsaußenstellen erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass man weiterhin heimatnah eingesetzt wird.


Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Ich versuche regelmäßig ins Fitness-Studio zu gehen und engagiere mich ehrenamtlich in Projekten für junge Menschen in meinem Landkreis.


Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

Systematik, Veränderung, nervenaufreibend


Sie planen ein Jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?

Eine Playstation-Vita mit gutem Akku und FIFA genügen mir.


Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Seid offen für berufliche Alternativen und schließt nichts kategorisch aus. Bleibt flexibel. Auch, wenn es für manche unvorstellbar ist: Es gibt Wichtigeres als Jura.