Interview Senior Legal

Thorsten Hübbers

ERGO Group Legal, Vertriebsrecht

Das steht auf meiner Visitenkarte:

Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt)
Vertriebsrecht


Seit wann sind Sie bei ERGO und wie sind Sie zu ERGO gekommen?

Nach dem Referendariat habe ich mehrere Jahre in einer deutschlandweit tätigen Sozietät als Rechtsanwalt gearbeitet. Da ich neben Jura noch mehrere Semester ernsthaft Mathematik studiert habe, wollte ich perspektivisch immer zu einer Versicherung - und da war die ERGO natürlich erste Wahl. Als dort im Oktober 2010 eine Stelle im Vertriebsrecht (das mich besonders interessiert) frei wurde, bin ich dann zu ERGO gewechselt.


Was ist das Besondere an ERGO?

Die ERGO ist mit gut 28.000 Mitarbeitern weltweit ein eigener Mikrokosmos. Die juristischen Aufgaben sind ausgesprochen vielfältig. Mich interessierte das Vertriebsrecht, das bei einer Versicherung ein zentraler Baustein ist. Das Besondere an ERGO ist aus meiner Sicht, dass letztlich alles passt. Spannende und herausfordernde Aufgaben, eine faire Bezahlung und gute betriebliche Leistungen, kompetente und hilfsbereite Kollegen sowie eine Führungskultur, die einen unterstützt und die nötigen Freiräume lässt. Auch erwähnenswert: super Büroausstattung, Büro in der achten Etage des ERGO Turms mit Rheinblick, helles und sehr ansprechendes Gebäude, exzellente und preiswerte Kantine, Tiefgarage mit extrabreiten Fahrwegen und Stellplätzen, etc. etc. Hier “das Haar in der Suppe zu finden“ fiele wirklich schwer.
Um es auf den Punkt zu bringen: Mein Job macht mir wirklich Spaß!


Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Vertriebsrecht für einen Senior Legal aus?

Eine allgemeine Aussage hierzu fällt schwer, da man morgens häufig nicht weiß was der Tag bringt. Neben der juristischen Unterstützung von Vertriebsprojekten stehen insbesondere Vertragsprüfungen, Beratung von Vorständen und Führungskräften sowie Teilnahme an Meetings (in Corona Zeiten an Telkos) im Vordergrund. Häufig gehen aber auch Eilaufträge ein, die keinen Aufschub dulden. Dann muss man sofort unterstützen und alles andere (soweit möglich) umdisponieren.


Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei ERGO?

Für einen Berufsanfänger ist aus meiner Sicht wichtig, dass er sich eng mit den Kollegen austauschen kann und von diesen unterstützt wird. Gute Leistung kann nur bringen, wer die bestehenden Rahmenbedingungen im Konzern gut kennt, weiß, wie sich die Rechtsabteilung in vergleichbaren Fragen positioniert hat, die praktischen Abläufe versteht, sich mit den einzubeziehenden Abteilungen auskennt, etc. Auch kann es nicht schaden, die Rechtskenntnisse in “seinem“ Bereich zu vertiefen. Welcher Berufsanfänger weiß schon, dass die BaFin die MaComp herausgegeben hat, für die ein eigener Kommentar geschrieben wurde (die MaComp regelt Mindestanforderungen an die Compliance-Funktion und weitere Verhaltens-, Organisations- und Transparenzpflichten). Einarbeitung braucht Zeit und wird bei ERGO sorgfältig unterstützt. Auch das Mentoring Programm von ERGO ist eine interessante Option.


Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger in die Rechtsabteilung mitbringen?

Als ich bei ERGO angefangen habe war ich sehr froh, schon einmal in einer Rechtsanwaltskanzlei „im kaltem Wasser geschwommen zu sein“. So hatte ich bereits gelernt, komplizierte Dinge einfach und prägnant darzustellen, Mandanten und Rechtssuchende zu überzeugen und meinen eigenen Stil in Schriftsätzen und Gutachten gefunden. Ich hatte immer das Gefühl, dass mir das sehr geholfen und auch das Vertrauen der Rechtssuchenden in die eigenen Fähigkeiten gestärkt hat. Geduld und Teamfähigkeit sind nach meiner Erfahrung zentrale Tugenden. Wer den Mandanten nicht ausreden lässt, wird voraussichtlich nicht den Kern des Problems treffen und schlimmstenfalls „am Thema vorbeischreiben“. Im Unternehmen hat man es häufig mit komplexen Interessenlagen zu tun. So sind in größere Themen meist verschiedene Abteilungen eingebunden, bei denen verschiedene Zielsetzungen und Erwartungshaltungen bestehen. Diese gilt es zu harmonisieren und in ein stimmiges juristisches Gesamtkonzept zu bringen.


Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?

In der Anwaltszeit: Ein Mandat, in dem erstmals ein Berufskläger nach § 826 BGB persönlich und unbeschränkt zum Schadenersatz verurteilt wurde (Berufskläger halten jeweils wenige Aktien zahlreicher Aktiengesellschaften, legen in der Hauptversammlung Widerspruch- und Anfechtungsklage gegen die entscheidenden Beschlüsse ein und lassen sich die Klagen dann im Vergleichsweg „abkaufen“). Wenn man dann nach der Urteilsverkündung “zwischen Suppe und Gemüse“ von einer Reporterin einer deutschlandweit erscheinenden Tageszeitung angerufen wird, mit ihr ein wenig über das Mandat plaudert und das Gesagte am Folgetag unter namentlicher Nennung in der Zeitung liest, fühlt sich dies definitiv surreal an.
In der Zeit bei der ERGO: Ein Klageverfahren mit klar siebenstelligem Streitwert, in dem ‚sich nichts geschenkt wurde“ und das (zusätzlich zum Streitwert) im Falle einer Niederlage für uns ausgesprochen nachteilige Implikationen gehabt hätte. Wir haben gewonnen.


Was ist das Beste an der Arbeit bei ERGO?

Neben dem oben geschilderten: Ein sicherer Job.
Versicherungen leben in erster Linie von den Versicherungsbeiträgen. Diese sind auch in Krisenzeiten weitgehend stabil, was Versicherungen weitaus weniger krisenanfällig als konjunkturabhängige Branchen (wie zum Beispiel die Automobilbranche) macht.


Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?

Keine


Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?

Sport, insbesondere Tauchen und am liebsten Freitauchen


Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?

kompliziert, langwierig, herausfordernd


Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:

Zur ERGO zu wechseln war die beste Entscheidung in meinem Berufsleben.