Interview Partner
Kartellrecht
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Senior Partner bei Haver & Mailänder Rechtsanwälte im Gesellschaftsrecht/M&A
Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Haver & Mailänder Rechtsanwälte und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?
Ich bin schon seit meinem Berufseinstieg im Jahr 1992 bei Haver & Mailänder Rechtsanwälte und habe dort alle Karrierestufen vom Associate über den Counsel bis zum Senior Partner und Managing Partner durchlaufen.
Auf die Kanzlei bin ich damals durch eine Stellenanzeige in der NJW aufmerksam geworden. Gereizt hat mich die durchaus überschaubare Größe mit der Möglichkeit, sich selbst einzubringen, und vor allen Dingen die große Zahl der internationalen englischsprachigen Mandate, die ich bis heute bearbeite. In meinem Bewerbungsgespräch hat ein Partner seine Kündigung auf den Tisch gelegt. Die Art und Weise, wie meine Gesprächspartner damit umgegangen sind, hat mich ebenfalls dazu bewegt, mich Haver & Mailänder anzuschließen.
Was ist das Besondere an Haver & Mailänder Rechtsanwälte?
Das Besondere an Haver & Mailänder ist nach wie vor das hohe Aufkommen an internationalen Mandaten, die nicht nur vom Umsatz her, sondern auch von der Bedeutung der Unternehmen ein erhebliches Gewicht haben.
Der zweite besondere Grund ist die Unabhängigkeit: wir entscheiden tatsächlich in der Partnerversammlung über die Themen, die uns bewegen und die wir zu behandeln haben. Es gibt keine Vorgaben von irgendwelchen zentralen oder Steering Committees, die wir nicht beeinflussen können.
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Kartellrecht für einen Partner aus?
Wir bearbeiten im Kartellrecht sämtliche Themen, also Fusionskontrolle, Bußgeldverfahren, Vertragsrecht und Fragen des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung. Insofern ist man gefordert, sich schnell auf die jeweilige Fragestellung einzustellen. Im Regelfall ist eine rasche Beantwortung der Anfragen erforderlich, z. B. bei der Frage, in welcher Jurisdiktion eine bestimmte Transaktion angemeldet werden muss. Am interessantesten und juristisch herausforderndsten sind die Fragen der Vertragsgestaltung, insbesondere bei Vertriebssystemen oder Kooperationen mit Wettbewerbern. Die arbeitsintensivsten Mandate, bei denen sehr hohe Anforderungen wie zeitliche Flexibilität gestellt werden, sind die Bußgeldverfahren. Hier ist vor allen Dingen am Anfang des Verfahrens entscheidend einzugreifen, um ein solches Verfahren nicht aus dem Ruder laufen zu lassen und dem Mandanten die Möglichkeiten oder Notwendigkeiten einer Kooperation oder einer Verteidigung aufzuzeigen.
Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei Haver & Mailänder Rechtsanwälte?
Die Förderung der Berufsanfänger liegt in der permanenten Ausbildung, die täglich stattfindet. Der Berufsanfänger ist normalerweise vom Tag 1 seiner Tätigkeit bei Haver & Mailänder mit dem Mandanten in Kontakt. Sehr schnell hat er auch unmittelbar Kontakt zu Mandanten, insbesondere wenn es um Sachverhaltsermittlung, Abklärung von Einzelfragen oder Vertretung in Abwesenheit des Partners geht. Dies ist oft herausfordernd, sodass die Schulung sich nicht nur auf Fachfragen bezieht, sondern auch um angemessenen und der Sache förderlichen Umgang mit den jeweiligen Mandanten.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Kartellrecht mitbringen?
Gewisse Grundkenntnisse, die wenigstens aus einer Vorlesung, idealerweise auch aus Seminaren oder einem Master-Lehrgang stammen sollten, sind unerlässlich. Wichtig ist vor allen Dingen das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und für wirtschaftliche Fragen insgesamt. Ferner sind wegen der Internationalität der Mandate sehr gute Englischkenntnisse erforderlich.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?
Das positivste Erlebnis war eine Gerichtsverhandlung zu grundsätzlichen Fragen der Sperrung von Geldautomaten: die Gegenseite hatte die erste Instanz gewonnen und war von ihrem Sieg überzeugt. Der Vorsitzende erklärte nach der üblichen Begrüßung, dass sich alle gut hinsetzen sollten, da es jetzt eine Überraschung gebe. Wir haben diesen Fall – zu Recht – gewonnen. Der Fall ist für die betreffenden Mandanten noch heute in ihrer Werbung von großer Relevanz.
Unvergesslich war die Verurteilung einer Mandantin in einem Bußgeldverfahren zu einer sehr hohen Geldbuße, die jedenfalls damals in jedem Fall als existenzbedrohend angesehen wurde, sowie die Rückfahrt mit dem Geschäftsführer-Gesellschafter der Mandantin im Zug nach Stuttgart.
Was ist das Beste an der Arbeit bei Haver & Mailänder Rechtsanwälte?
Das Beste an der Arbeit bei Haver & Mailänder sind die vielfältigen Herausforderungen und die Notwendigkeit, sich auf immer wieder neue Sachverhalte und Rechtsfragen einzustellen, vor allen Dingen aber die Möglichkeit, das eigene Referat und das eigene Team eigenständig gestalten zu können.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
An die hohe Arbeitsbelastung mit Abend- und Wochenendarbeit gewöhnt man sich mit der Zeit. Immer wieder herausfordernd ist, gerade in großen Mandaten zu entscheiden, in welche Richtung man das Mandat führt und welche Maßnahmen ergriffen werden oder eben nicht. Hier gibt es selten eine klare Ja- oder Nein-Antwort und es gibt durchaus schlaflose Nächte, in denen man die möglichen Problemlösungen und sich selbst hin- und herwendet.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Der Ausgleich zum Büroalltag besteht vor allen Dingen in Gesprächen mit fachfremden Personen und Kontakten im täglichen Leben sowie Theater, Konzerte und Kino.
Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?
Kreativität, Geduld, Glaubwürdigkeit.
Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?
Meine Tochter, eine Sammlung meiner Lieblingsbücher und alle erreichbaren Ausgaben der ZEIT und der New York Times.
Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:
Wichtig ist, dass der junge Jurist/die junge Juristin die Augen offen hält und sich vor allen Dingen im Studium viele Rechtsgebiete ansieht. Fremdsprachenkenntnisse sind wichtig, ein Auslandsaufenthalt bringt nicht nur Fremdsprachenkenntnisse, sondern auch einen Einblick in die jeweilige Kultur und Rechtskultur. Es sollte nicht immer darum gehen, das Examen möglichst schnell zu machen, sondern sich wirklich einen Überblick über das deutsche sowie ausländische Rechte zu verschaffen. Ich zehre heute noch in sehr großem Umfang von meinem Jahr in den USA.