Interview Partner
Finanzmarktregulierung
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Rechtsanwalt, Partner
Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Hengeler Mueller und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?
Meinen ersten Kontakt mit Hengeler Mueller hatte ich bereits im Studium während eines Sommerpraktikums. Ich habe mir während Studium und Referendariat noch viele andere Kanzleien und Arbeitgeber angesehen. Am Ende hat es mir jedoch nirgendwo besser gefallen.
Was ist das Besondere an Hengeler Mueller?
Die große Kollegialität und Exzellenz auf allen Ebenen. Jeder von uns will für den Mandanten in teilweise sehr schwierigen Situationen immer gemeinsam das Beste erreichen.
Obwohl – oder gerade weil – wir nicht Teil einer internationalen Organisation sind, ist unsere Arbeit internationaler als die unserer meisten Wettbewerber. Wir arbeiten dabei in unserem "Best Friends" Netzwerk mit den Top-Kanzleien in anderen Jurisdiktionen, z. B. Slaughter and May in Großbritannien, Bredin Prat in Frankreich oder Uría Menéndez in Spanien, Portugal und Lateinamerika. So kann jede Kanzlei ihren ganz eigenen Charakter bewahren, was zu großer Vielfalt und zu einem sehr inspirierenden Austausch über die Kanzleikulturen führt.
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Finanzmarktregulierung für einen Partner aus?
Ein Großteil meiner Tätigkeit ist die transaktionsbezogene Beratung, also M&A, Kapitalmarkttransaktionen und Unternehmensrestrukturierungen in der Banken- und Versicherungsbranche, meist mit einer starken internationalen Komponente. Daneben berate ich auch in alltäglichen regulatorischen Fragen und vertrete Mandanten in Verfahren mit den Aufsichtsbehörden (BaFin, EZB). Die Tätigkeit ist recht vielseitig und oft weiß ich abends noch nicht, was mich am nächsten Tag erwartet.
Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei Hengeler Mueller?
Wir haben einen relativ kleinen "Leverage", also ein geringes Verhältnis von angestellten Anwälten zu Partnern. Das bedeutet, dass unsere Associates sehr früh an "vorderster Front" stehen. Jeder Partner hat ein vitales Interesse daran, dass sich junge Kollegen schnell zu starken Anwaltspersönlichkeiten entwickeln. Das ist eine Mischung aus fördern und fordern. Ich fand es immer extrem lehrreich, unmittelbar mit den führenden Anwältinnen und Anwälten zusammenarbeiten zu können, die teilweise Jahrzehnte Erfahrung in ihrem Geschäft haben.
Unsere Associates werden alle 18 Monate von zwei neuen Partnerinnen oder Partnern betreut. Dieses Rotationsprinzip führt dazu, dass man unterschiedliche Themenfelder und Arbeitsweisen kennen lernen kann. Ich habe so herausgefunden, welcher Anwaltstyp ich sein möchte und welche Themen mich am meisten reizen.
Wir haben daneben auch institutionalisierte Fortbildungsveranstaltungen (insbesondere die HM Akademie St. Gallen), aber nichts ersetzt ein gemeinsames "learning on the job" mit einem Anbindungspartner, der ein echtes Interesse an der fachlichen und persönlichen Entwicklung seiner Anwälte hat.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Finanzmarktregulierung mitbringen?
Sehr gutes Englisch ist natürlich unverzichtbar. Aber sonst ist der Bereich Finanzmarktregulierung schon sehr weit von den Inhalten des Studiums und Referendariats entfernt und nur sehr wenige unserer Bewerber weisen spezielle Vorkenntnisse auf. Das ist nach meiner Erfahrung aber auch nicht nötig. Wichtig ist eine gesunde Neugier auf die Materie und vor allem auch auf das Geschäft, das unsere Mandanten betreiben.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?
In einer kritischen Situation hatte ein Mandant einmal die kreative Idee, statt einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen, alle in diesem Bereich führenden Rechtsanwälte der verschiedenen Kanzleien in einen Raum zu stecken und über das Problem nachdenken zu lassen. Es war schon sehr amüsant, die teilweise schon sehr seniorigen Charaktere in diesem ungewöhnlichen Setting den Tag über zu beobachten. Die Sache war im Ergebnis übrigens sehr erfolgreich.
Manchmal sollten auch wir Anwälte mehr von unseren Mandanten lernen, Egoismen zur Seite schieben und "out of the box" denken.
Was ist das Beste an der Arbeit bei Hengeler Mueller?
Wir sind groß genug, um bei den bedeutendsten Mandaten in Deutschland zu beraten, aber klein genug, um eine echte Partnerschaft zu sein. Ich komme gerne in die Kanzlei und mir war noch an keinem Tag langweilig.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
Die Vereinbarkeit von Familie, Freunden und Beruf ist in einer führenden Kanzlei m.E. immer eine Herausforderung. Die Arbeit an hochkarätigen Mandaten ist in der Regel kein "nine-to-five job". Ich schaffe mir daher bewusst Freiräume für meine beiden Kinder und meine Frau und versuche die Zeit, die ich habe, dann ganz bewusst mit der Familie zu verbringen. Nichts ist schlimmer als eine "face- time"-Kultur, in der junge Menschen ihre Zeit unnötig im Büro verschwenden.
Wie sehr viele meiner Kollegen bei Hengeler habe ich Elternzeit genommen und die gemeinsame Zeit mit der Familie sehr genossen. Natürlich fordert mein Job immer wieder Flexibilität, aber bei entsprechender Planung gewährt er auch viel Flexibilität. So bieten wir auch verschiedene flexible Arbeitszeitmodelle oder die Möglichkeit zu Sabbaticals an, die sowohl Kollegen als auch Kolleginnen nutzen, um zum Beispiel mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Ich versuche jedenfalls möglichst viel Sport zu machen. Daneben habe ich meine freie Zeit schon immer genutzt, um auf der Welt neue Orte zu entdecken. Reisen erweitert den Horizont und ist ein Investment, das sich immer auszahlt.
Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?
Erdgeschichtliche Periode vor ca. 200 Mio. Jahren, Gebirge im schweizerischen Mittelland, Schweizer Traditionsunternehmen (ebd.), bekannt für seine Espressomaschinen. In jedem Fall sollte man sich bei aller Begeisterung für die Rechtswissenschaften andere Hobbies und Interessen bewahren.
Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:
"Be humble, be hungry, and always be the hardest worker in the room." (Dwayne "The Rock" Johnson)