Erfahrungsbericht aus London
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Herbert Smith Freehills LLP
London Calling…
Mein Wunsch eines längeren Auslandsaufenthalts stand schon seit langer Zeit fest und nach einiger Recherche hatte ich mit dem King's College London die perfekte Uni für meinen LL.M. gefunden. Das vielseitige Kursangebot, die engagierten Professor*innen und die Location mitten in London enttäuschten auch vor Ort nicht. Da ich durch die Festlegung auf einen Schwerpunktbereich im Studium das Gefühl hatte, noch ein wenig Nachholbedarf in anderen spannenden Rechtsgebieten zu haben, konnte ich meinen LL.M. nutzen, um diese Lücken zu schließen. Darüber hinaus lernte ich Kommiliton*innen aus aller Welt kennen, die ebenso wie ich gerade ihr Jurastudium abgeschlossen hatten oder sogar schon seit einigen Jahren Anwält*innen in renommierten Kanzleien oder bei Unternehmen waren. Einen großen Beitrag hat hierbei auch meine Unterkunft geleistet: da ich möglichst viele neue Leute kennenlernen wollte, entschloss ich mich, in ein (Master-) Studentenwohnheim der Uni zu ziehen. Mit den dort gefundenen Freund*innen konnte ich dann London erkunden – eine Stadt, die selbst nach einem Jahr Aufenthalt immer noch endlos neue Möglichkeiten bietet.
Da ich bereits während meines Schwerpunktstudiums knapp ein Jahr lang Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Düsseldorfer Competition, Regulation and Trade (CRT) Team von Herbert Smith Freehills war und ich in meiner Zeit dort eine Trainee aus dem Londoner Büro erlebt habe, die ein halbes Jahr in Düsseldorf gearbeitet hat, erkundigte ich mich vor meinem Umzug nach London nach eventuellen Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten. Und tatsächlich bekam ich das Angebot, in den letzten drei Monaten des Studiums im Londoner Büro zu arbeiten! Dies traf sich gut, da ich in dieser Zeit keine Vorlesungen oder Klausuren mehr hatte. Somit blieb genug Zeit, um zwei Tage die Woche als Research Assistant zu arbeiten, die "Dissertation" für den LL.M. zu schreiben und den Sommer in London zu genießen. Nachdem ich im Düsseldorfer Büro bereits mit HSF-Mitarbeiter*innen aus Brüssel und Tokyo arbeiten konnte, freute ich mich besonders, nun das "Hauptquartier" der Kanzlei kennenzulernen.
Schon während der Vorlesungszeit wurde klar, dass Herbert Smith Freehills in London sehr angesehen ist und es jedes Jahr einen großen Andrang auf die begehrten Trainee-Plätze gibt. Und ich wurde nicht enttäuscht: das Bürogebäude ist beeindruckend groß mit einem eigenen Restaurant und dry cleaning service. Jeden Tag gibt es kostenloses Abendessen, das von allen Mitarbeitern vom Trainee- bis Partner-Level gerne in Anspruch genommen wird. Zugeordnet wurde ich der Corporate Group 4, die sich mit Energie- und Infrastrukturthemen befasst. Dies passte super, da ich während meines Studiums, einer Beschäftigung am Lehrstuhl und der Arbeit im Düsseldorfer CRT Team bereits einige Erfahrungen im deutschen und europäischen Energierecht sammeln konnte. Die mir zugeteilten Aufgaben ähnelten denen, die ich bereits aus dem deutschen Büro kannte. Dazu gehörten, u.a., das Erstellen von teaminternen Updates zu Veröffentlichungen des Energieministeriums und von Präsentationen für Mandanten über aktuelle Entwicklungen im Energierecht. Darüber hinaus half ich bei der Erstellung von Übersichten zu möglichen Risiken beim Bau von Offshore Wind Farms und bei Document Reviews zu Transaktionen im Energiebereich. Das Miteinander im Team ist sehr kollegial und es herrscht ein reges Treiben im Büro. Bei Rückfragen waren alle Kolleg*innen von Associates bis zu Partner*innen immer hilfsbereit und für kleine Pläusche zu haben. Besonders praktisch war es, dass es unter den vielen englischen und australischen Anwält*innen im Team auch eine deutsche Partnerin und einen Senior Associate gibt, die schon häufig mit den deutschen Teams zusammengearbeitet haben und mit dem Konzept der Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen vertraut sind, da diese Position so in England nicht existiert.
Nach den drei sehr lehrreichen Monaten bei Herbert Smith Freehills London und dem Abschluss meines LL.M. geht es nun für mich zurück nach Deutschland. Herbert Smith Freehills bleibe ich dabei weiterhin treu als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, bevor in einigen Monaten das Referendariat beginnt.