Erfahrungsbericht
Referendar
Mein Weg zur Wahlstation bei Herbert Smith Freehills in London begann, bereits kurz nachdem ich im Frankfurter Büro meine Anwaltsstation antrat. Entsprechend früh sollte man sich für einen dieser beliebten Secondment-Plätze bewerben. Mit der Zusage kam zugleich frische Motivation als positive Nebenfolge für den bevorstehenden schriftlichen Teil des Staatsexamens.
Wer die Geschichte von HSF kennt, wird sich nicht wundern, wenn man am ersten Arbeitstag im Exchange House, gleich hinter Liverpool St., immer wieder einen australischen Akzent hört. Die britisch-australische Verbundenheit der Kanzlei wird spürbar gelebt. Auch in der Praxisgruppe Energy/ESG – wo ich tätig war -kam man von Anfang an mit mehreren Jurisdiktionen in Berührung. Deutsche Referendare sind im Energy Team keine Unbekannten mehr. Von den Trainees bis hin zu den Partnern kennt man die eigenartige juristische Ausbildung in Deutschland, doch oder vielleicht gerade deshalb wird man von Anfang an in die Mandatsarbeit als vollwertiges Teammitglied eingebunden.
Wenn man – wie ich - nicht aus dem Corporate-/Energy-Bereich kommt, muss man zunächst die Bedeutung der viel benutzten sektorspezifischen Akronyme lernen und sich in technische Themen einlesen. Doch bereits nach kurzer Zeit ist man in der Lage, wertvolle Beiträge zu leisten und Spezialwissen an den Nächsten weiterzugeben. Teamarbeit wird großgeschrieben. Einmal pro Woche findet das Praxisgruppenmeeting statt, wo insbesondere die Partner spannende Erfahrungen und Strategien vorstellen. Alle paar Wochen präsentieren auch Associates und Trainees zu bestimmten Themen im Rahmen eines Knowledge Sharing Programmes. Darüber hinaus kann man mit den deutschen WiMis und Referendaren über die Meetings der deutschen Praxisgruppe weiter in Kontakt bleiben.
Saisonbedingt hatte ich sehr viel Glück und durfte einige der großen Highlights wie das traditionelle britische Weihnachtsessen mit Crackers und Christmas Pudding erleben, sowie die Office Decoration Challenge und den Pancake Day. Am Vormittag des Pancake Day‘s steht plötzlich die Zeit still und jeder vergnügt sich in geselliger Weise am Pancake Buffet.
Die Stadt London hat sehr viel zu bieten; Kulinarisches, Sehenswürdigkeiten, Museen und English Pubs. Wenige Schritte von der Kanzlei entfernt befindet sich die berühmte Brick Lane. Zu Fuß gelangt man an die Themse, wo man vor der weltberühmten Skyline bestens Joggen oder Spazierengehen kann. Ich kannte bereits London aus der Verwaltungsstation und aus dem Masterstudium. Doch in dieser Stadt – auch nur kurz - zu leben, ist jedes Mal aufs Neue etwas ganz Besonderes. Ich wäre gerne noch ein bisschen länger geblieben.
Zuletzt noch ein Tipp von mir: Lieber Pie & Ale als Fish & Chips, aber man darf ruhig beides mal probieren.