Interview Partnerin
Litigation
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Rechtsanwältin – Es ist Teil unserer Kultur, dass Statusbezeichnungen wie „Partner“ oder „Associate“ weder auf der Visitenkarte noch in der Signatur auftauchen. Wir kennen auch keine Abstufungen wie „Senior Associate“ oder „Managing Associate“. Wir verstehen uns als ein Team mit sehr flachen Hierarchien. Bei Latham bestimmen die Associates die Geschicke der Kanzlei in den verschiedenen Committees mit, wie etwa dem Associates Committee, das u. a. die Associates bei ihrer Karriereentwicklung begleitet und Kandidat*innen für die Partnerwahl vorschlägt.
Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Latham & Watkins und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?
Ich bin seit meinem Berufseinstieg im Oktober 2012 bei Latham & Watkins. Nach meinem LL.M.-Studium an der Columbia University habe ich zunächst als Associate im New Yorker Büro angefangen. Nach einem Jahr bin ich dann an den Münchener Standort gewechselt, wo ich immer noch arbeite. Mit Wirkung zum 1. Januar 2022 bin ich zur Partnerin ernannt worden.
Was ist das Besondere an Latham & Watkins?
Damals wie heute: Das „Brennen“ jedes Einzelnen für die eigene Arbeit und das hohe Maß an Identifikation mit der Kanzlei, die sehr enge standort- und praxisgruppenübergreifende Zusammenarbeit und ein außergewöhnlicher Teamgeist!
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Litigation für eine*n Partner*in aus?
Die Arbeit ist jeden Tag anders: An manchen Tagen geht es schon früh los, zum Beispiel zu einer Gerichts- oder Schiedsverhandlung oder auch zu einem Mandantentermin. Andere Tage verbringe ich im Büro oder im Home Office. Dann verschaffe ich mir gerne bei einer Tasse Kaffee erst einmal einen Überblick über den Tag und meine Inbox, bevor ich das eigentliche Arbeitsprogramm in Angriff nehme. Das kann zum Beispiel darin bestehen, einen Schriftsatz zu entwerfen oder zu überarbeiten, Fragen dazu mit dem Team oder den Mandanten zu besprechen, eine mündliche Verhandlung vorzubereiten, ein Gutachten oder Memo für einen Mandanten zu verfassen, an Videokonferenzen und Telefonaten mit Kolleg*innen oder Mandanten teilzunehmen, Pitches vorzubereiten, mit Bewerber*innen zu sprechen, Fragen des Teams zu beantworten und und und…
Wie fördern Sie junge Berufseinsteiger*innen bei Latham & Watkins?
Berufseinsteiger*innen arbeiten bei uns vom ersten Tag an als vollwertige Anwält*innen mit. Das heißt, sie treten von Anfang an als solche nach außen auf, indem sie selbst Ansprechpartner*in für unsere Mandanten sind und zum Beispiel erste Gerichtstermine zusammen mit erfahrenen Kolleg*innen wahrnehmen. Zur Weiterentwicklung gehört es, dass die Arbeit durch ständiges informelles Feedback begleitet wird. Daneben finden zweimal pro Jahr ausführliche formalisierte Review-Gespräche statt. Außerdem bieten wir mit #MyAdvancement eine umfassende Aus- und Weiterbildungsplattform an. Highlights sind auch unsere Academies, die in den USA für alle Associates im 1., 4. und 6. Jahr stattfinden, sowie fachspezifische Retreats und Trainings wie beispielsweise ein eigenes Cross-Examination Training, Verhandlungsworkshops und vieles mehr.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein*e Berufseinsteiger*in im Bereich Litigation mitbringen?
Abgesehen von zwei mindestens vollbefriedigenden Staatsexamina und sehr guten Englischkenntnissen sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Allerdings ist es hilfreich, sich im Rahmen des Referendariats oder einer Tätigkeit als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in schon einmal mit der Arbeit in einer Großkanzlei und speziell dem Bereich Litigation vertraut gemacht zu haben. So kann man sehen, ob die Arbeit auch wirklich zu einem passt. Freude am Schreiben, eine gewisse Neugier und Spaß daran, in Verhandlungen aktiv aufzutreten, sollten natürlich vorhanden sein. Und generell sollte man gerne im Team arbeiten – denn herausfordernde, komplexe Mandate kann man nicht als Einzelkämpfer*in bewältigen.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in Ihrem Berufsalltag passiert ist?
Als ich in meiner ersten großen Schiedsverhandlung mit mehreren Dutzend Beteiligten ganz vorn saß und selbst aktiv mitverhandelt habe – danach war ich schweißgebadet, aber noch voller Adrenalin.
Daneben gab es in den Jahren so viele witzige und unvergessliche Erlebnisse mit dem Team, dass es den Rahmen hier sprengen würde.
Was ist das Beste an der Arbeit bei Latham & Watkins?
Die Kolleg*innen aus allen Bereichen – nicht nur dem anwaltlichen. Hier arbeiten alle mit außerordentlichem Engagement und Spaß an der Sache zusammen. Wir lachen viel gemeinsam, auch und vor allem über uns selbst. Gleichzeitig wollen wir immer besser werden und am Markt neue Standards setzen.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
An die ständige Erreichbarkeit muss man sich mitunter gewöhnen. Andererseits birgt die eigenverantwortliche Arbeit auch viel Flexibilität. Mit etwas Planung lassen sich zum Beispiel Arbeit und Familie in unserem Beruf durchaus gut vereinbaren.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Meine Familie – mein Mann und ich haben zwei kleine Kinder. Gutes Essen und guter Wein, gerne zusammen mit Freunden. Und Sport – im Winter zum Beispiel gerne Skifahren.
Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?
Struktur, Lösungsorientierung, Kommunikation
Welchen Tipp würden Sie gern allen Nachwuchsjurist*innen mitgeben?
Offen zu bleiben für Neues und seine eigenen Erfahrungen zu machen, um herauszufinden, was einem wirklich Spaß macht.