Interview Partner
Arbeitsrecht
Das steht auf meiner Visitenkarte:
Partner in der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing im Arbeitsrecht
Seit wann sind Sie bei der Kanzlei Taylor Wessing und wie sind Sie zu der Kanzlei gekommen?
Ich bin seit Januar 2011 von Beginn Partner der Sozietät Taylor Wessing in Düsseldorf und war vorher Partner einer mittelständischen Wirtschaftskanzlei.
Zu Taylor Wessing bin ich gekommen, weil ich mich berufliche verändern wollte. Ich suchte eine Kanzlei , die einen hohen qualitativen Anspruch auf allen wichtigen Gebieten des Wirtschaftsrechts, bundesweite Präsenz, interessante branchenspezifische Ausrichtung auf nationale und internationale Mandanten und die Freiheit selbständiger Anwaltstätigkeit miteinander in Einklang bringt. Taylor Wessing war eine der wenigen Top Kanzleien, die alle meine Anforderungen erfüllte und ideal zu mir und zu meinen Schwerpunkten passte.
Was ist das Besondere an Taylor Wessing?
Taylor Wessing ist sehr kollegial, sehr persönlich und sehr individuell, für eine Kanzlei dieser Größe ist das nicht selbstverständlich. Die Teams sind klein, so dass auch jeder Berufseinsteiger einen sehr engen Kontakt zu seinem Partner und Mentor hat. Hierdurch kann man sich wahnsinnig viel abgucken. Besonders wichtig ist uns, dass jeder Associates von Beginn an direkt am Mandat mitarbeitet, also unmittelbaren Mandantenkontakt hat, an Besprechungen teilnimmt und mit der Gegenseite verhandelt. Wir kleiden auch in Fragen der internen Strukturen nicht alles in starre Systeme, sondern finden bspw. für Teilzeittätigkeiten individuelle Lösungen, die zum Bedarf des Mitarbeiters passen. Und wir sind sehr innovativ, so dass jeder – Partner wie Berufsanfänger - die Möglichkeit hat, an Projekten mitzuwirken und neue Ideen z. B. für die Mandantenakquise, neue Beratungsprodukte oder auch für Themen wie Recruitment oder Pro Bono Aktivitäten einzubringen.
Wie sieht die tägliche Arbeit im Bereich Arbeitsrecht für einen Partner aus?
Ich habe einen sehr abwechslungsreichen Mix von Tätigkeiten. Da sind zum einen Projekte, in denen mein Team und ich in häufig sehr intensivem Mandantenkontakt stehen und in denen wir oft einen großen Gestaltungsspielraum bei der Suche nach den besten Lösungen für die Mandanten haben. Solche Projekte können sich über mehrere Monate oder zum Teil auch 2-3 Jahre hinziehen. Arbeitsrechtliche Streitigkeiten und Anfragen von Mandanten bilden einen weiteren Schwerpunkt, der dadurch geprägt ist, dass unsere Unterstützung oft sehr spontan und kurzfristig gefragt ist. In beiden Bereichen ist unsere Branchenspezialisierung wichtig. Es macht Spaß, das Interesse des Mandanten und dessen Unternehmenshintergrund und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu kennen und zu verstehen. So sind wir nicht nur die Experten für die juristische Lösung, sondern auch Gesprächspartner „auf Augenhöhe“ für deren strategische Umsetzung sind. Dadurch ergibt sich oft auch die Möglichkeit, zu ganz neuen Rechtsentwicklungen, Standpunkte und Lösungen zu entwickeln und für die gesamte Branche wichtige Rechtsfragen in Verfahren bis zum Bundesarbeitsgericht oder das Bundessozialgericht zu klären. Ich finde, dass das eine hoch spannende Verbindung von juristischer Grundlagenarbeit mit wirtschaftlichen Faktoren und Kreativität ist.
Wie fördern Sie junge Berufsanfänger bei Taylor Wessing?
Das wichtigste ist eine enge Anbindung an einen kompetenten Mentor, um neben der weiteren fachlichen Qualifizierung als Jurist vor allem eine fundierte Ausbildung zum Rechtsanwalt zu erhalten. Wir legen viel Wert darauf, nicht allein exzellente Juristen auszubilden, sondern hervorragende Rechtsberater und kompetente Anwaltspersönlichkeiten zu entwickeln. Feedback in der täglichen Arbeit dabei genauso wichtig wie jährliche Zielgespräche, in denen gemeinsam berufliche und persönliche Entwicklungsziele festgelegt werden. Dabei unterstützen wir unsere Associates mit unserem mehrjährigen, modularen Ausbildungsprogramms („RISE“) unsere Associates sowohl in ihrer individuellen fachlichen Entwicklung als auch in wichtigen Kompetenzen wie Verhandlungs- oder Präsentationstechnik oder Grundlagen der Betriebswirtschaft. Zugleich ist uns wichtig, dass sich unsere Associates untereinander – national und international – auch jenseits der Arbeit kennenlernen und miteinander vernetzen können. Deshalb gehören Lounge- und Grillabende an den Standorten ebenso zum festen Programm wie gemeinsame sportliche Aktivitäten: Ski, Golf, Segeln, Teilnahme an Marathonläufen und Fußballturnieren und das jährliche Associate-Treffen.
Welche Qualifikationen bzw. Vorkenntnisse sollte ein Berufsanfänger im Bereich Arbeitsrecht mitbringen?
Sie sollten ein guter Jurist sein und die Kreativität mitbringen, Dinge gestalten zu können und zu wollen. Sie sollten Menschenkenntnis haben, um Mandanten führen und Verhandlungen erfolgreich bestreiten zu können. Überdies ist es wichtig, Spaß an einem genauen juristischen Arbeiten zu haben.
Was ist das Spannendste, Unvergesslichste, Witzigste, Aufregendste, was Ihnen bisher in ihrem Berufsalltag passiert ist?
Ein Beispiel wie spannend und herausfordernd mein Berufsalltag ist: Zuletzt lud mich ein US-amerikanisches Unternehmen zu seinem Firmensitz ein, um dort über mehrere Tage hinweg den Managern und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen zu erläutern, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein „Roll-Out“ seiner Dienstleistungen in Europa aussehen. Wir hatten nur wenige Tage, um die entsprechenden Informationen von Kollegen aus 25 europäischen Ländern zusammen zu tragen und zu einer Präsentation zusammenzufassen. Keine geringe Herausforderung, denn um die richtigen Fragen zu stellen, mussten wir uns zunächst in die Systematik der jeweiligen Arbeitsrechtssystematik hineindenken, die Ergebnisse rechtlich werten und zusammen fassen. Dabei musste die Präsentation ein 20-köpfiges Projektteam überzeugen, dem zu Anfang noch nicht einmal bewusst war, dass jedes europäische Land ein eigenes Arbeitsrecht hat – und dass deren Grundsätze sich in einigen Ländern sehr von den amerikanischen unterscheiden. Hieraus haben wir dann noch vor Ort Produktstrategien für die einzelnen Länder entwickelt.
Was ist das Beste an der Arbeit bei Taylor Wessing?
Die Möglichkeit, eigene Ideen für neue Tätigkeitsfelder mit qualifizierter Unterstützung aus unseren Service-Einheiten (Marketing etc.) im Team umsetzen zu können.
Welche Einschränkungen bringt der Beruf mit sich?
Anwälte arbeiten viel, das ist auch bei uns so. Aber unsere Arbeit bietet auch viel Flexibilität, die ich gerne nutze, um zum Beispiel am frühen Nachmittag mit meinen Kindern in der Schule oder im Kindergarten St. Martins-Laternen zu basteln oder sie abzuholen. Kompromisse mit dem Privatleben mache ich ständig – und trotzdem bin ich noch an keinem Tag ungern ins Büro gegangen.
Was ist Ihr Ausgleich zum Büroalltag?
Meine Familie mit unseren vier Kindern. Deswegen ist es mir auch sehr wichtig, an den Wochenenden nahezu ausnahmslos zuhause zu sein – und nicht zu arbeiten. Dieser Freiraum gehört ausschließlich der Familie.
Welche drei Begriffe assoziieren Sie mit dem Wort Jura?
Problemlösung – Kreativität - Gestaltung
Sie planen ein jura-freies Wochenende auf einer einsamen Insel und dürften nur drei Dinge mitnehmen. Welche wären das?
Einige Flaschen guten Rotwein. Ein reichhaltiges Käsebrett und ein Buch über die explosive politische und gesellschaftliche Lage vor Ausbruch des ersten Weltkriegs.
Welchen Tipp würden Sie gerne jedem Nachwuchsjuristen mitgeben:
Schauen Sie sich so früh wie möglich so viele Tätigkeitsfelder, Karrieren und auch Sozietäten an, um einen klaren Interessenschwerpunkt zu finden. Verfolgen Sie Ihre Interessen konsequent, entwickeln Sie eine Idee davon, wie Sie sie beruflich umsetzen können und welche Tätigkeit und Umfeld zu Ihnen passt. Nutzen Sie Praktika, das Referendariat und Nebenjobs, um sich alle denkbaren Jobs eines Juristen von „innen“ anzusehen und lassen Sie sich nicht einreden, man müsse zwingend diese oder jene Laufbahn oder Kanzleiform von Beginn an angestrebt haben, um erfolgreich zu sein.