Anna von Rebay – Braucht das Meer eigene Rechte?

Anstatt Firmen oder Privatpersonen zu vertreten, setzt sich Anna von Rebays Kanzlei für das Meer und dessen Bewohner ein. Wie es zur Gründung von Ocean Vision Legal kam, warum das Meer rechtlichen Schutz benötigt und wie es um die soziale Komponente im Jurastudium steht, darüber spricht sie in dieser Folge des New Lawyers Podcasts mit Alisha Andert.

Inspiriert von einem Buch über Angelina Jolies Engagement in Afrika beschloss Anna von Rebay schon früh, sich für Menschenrechte einzusetzen. Mit dem Ziel, Menschenrechtsanwältin zu werden, startete sie in ihr Jurastudium – angesichts des juristischen “Hamsterrads” rückte der Traum aber bald schon in den Hintergrund. Wie so viele ambitionierte Jurist:innen landete sie zunächst in einer Großkanzlei. Sie begann ihre Doktorarbeit im Kunstrecht und startete in diesem Bereich auch ihre Karriere.

Die Erleuchtung kam beim Strandspaziergang auf Bali

Daran, dass sie sich ihre Zukunft anders vorgestellt hatte, erinnerte sich von Rebay nach dem Ende eines Yogateacher-Trainings auf Bali. Am Tag ihres Rückfluges dachte sie bei einem Strandspaziergang daran zurück, dass sie sich doch eigentlich einmal den Menschenrechten verschreiben wollte. Beim Blick auf das Meer kam ihr dann die “Erleuchtung”: Die Menschen sind diejenigen, die die Umwelt und das Meer zerstören - und letztendlich selbst darunter leiden. Meeresschutz ist also Menschenschutz.

Damit war es entschieden: von Rebay wollte sich wieder auf ihre ursprüngliche Leidenschaft zurückbesinnen und sich für einen sozialen Zweck einsetzen. Etwas, das ihr schon im Studium zu kurz kam: Denn obwohl das Recht menschengemacht und aus einer Notwendigkeit entstanden sei, ethische Werte festzulegen, werde das Gesetz in Deutschland nicht hinterfragt. Dabei müsste es – genauso wie unsere Gesellschaft – eigentlich einer Wandlung unterliegen.

Meeresschutz mit der eigenen Kanzlei rechtlich durchsetzen

Um den Meeresschutz voranzubringen, hätte von Rebay auch zu einer Umweltorganisation gehen können. Stattdessen entschied sie sich gegen die Sicherheit eines festen Arbeitgebers und für die Freiheit, genau das zu tun, was sie möchte - und gründete mit Ocean Vision Legal ihre eigene Kanzlei. Den Meeresschutz effektiv machen: Das hat sich die Kanzlei auf die Fahne geschrieben und ist damit bisher die einzige ihrer Art. “Wenn wir Meeresschutz effektiv machen wollen, dann müssen wir anfangen, die Verpflichtungen durchzusetzen und bessere, neue Verpflichtungen schaffen”, erklärt von Rebay. Dafür arbeiten sie ausschließlich mit NGOs und Stiftungen zusammen.

Drei Tätigkeitsbereiche hat Ocean Vision Legal für die Erreichung ihrer Ziele etabliert. Zunächst einmal ist da Ocean Litigation, der Bereich, den auch von Rebay leitet. Mithilfe von Klimaklagen setzen sie bestehende Meeresschutzverpflichtungen gerichtlich durch. Der zweite Bereich, Ocean Rights, basiert auf der Idee, dass das Meer intrinsische Werte hat, aufgrund dessen es schützenswert ist – und nicht etwa aufgrund von Ressourcen. Hier geht es darum, neue Gesetze zu schaffen, welche dieser Idee Rechnung tragen. Zu guter Letzt setzt sich der Bereich Ocean Guardianship pro bono für indigene Völker und Küstengemeinschaften ein, die vom menschlichen Handeln an der See betroffen sind.

Du möchtest wissen, was Anna von Rebay Jurist:innen rät, die sich sozial engagieren wollen? Oder du willst mehr über den rechtlichen Schutz des Meeres erfahren? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick

• Ab 01:52: Icebreaker-Frage: Welche Fähigkeit würdest du gerne über Nacht lernen können?
• Ab 03:47: Wie bist du zu Jura gekommen?
• Ab 05:34: Kommt die soziale Komponente im Jurastudium zu kurz?
• Ab 09:36: Ocean Vision Legal: Warum hast du die Kanzlei gegründet?
• Ab 15:09: Wie kann sich eine Kanzlei nur auf Meeresschutz spezialisieren?
• Ab 18:33: Was sind eure drei Tätigkeitsbereiche?
• Ab 27:09: Was müsste regulatorisch für besseren Meeresschutz passieren?
• Ab 31:39: Wie hilft dir dein juristisches Handwerk?
• Ab 34:24: Wie können sich Jurist:innen für die Umwelt engagieren?