Medikamente für die Steigerung der Gehirnleistung - Welche Gefahr verbirgt sich dahinter?

Verfasst von Hüveyda Asenger

Gehirn-Doping im Jurastudium

Von Energydrinks, Koffeintabletten und Ritalin...

Massenhafter Kaffeekonsum oder auch einmal einige Energydrinks an einem anstrengenden Lerntag - das kennen die meisten von uns. In der Regel geht mit einer anstrengenden Klausurzeit auch ein erhöhter Koffeinkonsum oder Süßigkeitenkonsum einher. Gerüchteweise oder auch durch bekannte Fälle wird jedoch verbreitet, dass über harmlosere Aufputschmittel hinaus auch härtere Drogen konsumiert werden, um den Lernerfolg zu steigern. Besonders verbreitet sei der Konsum von beispielsweise Ritalin unter Jura- oder Medizinstudenten. Das hat vor allem mit der besonderen Lernintensität der Fächer und dem Leistungsdruck in diesen Studiengängen zu tun.

Wie viele Hirndoping im Jurastudium betreiben, ist unbekannt. Auch gibt es keine Studien, die den Konsum von Drogen und sonstigen Aufputschmitteln speziell im Jurastudium untersuchen (vgl. eine Studie der Universität Mainz, die ca. 1500 Schüler und Studierende zum Konsumverhalten von Drogen und sonstigen Mitteln untersucht hat). Welche schwerwiegenden Folgen das Konsumieren von solchen Drogen haben kann und weshalb aus lernpsychologischen Gründen hierauf verzichtet werden sollte, soll kurz dargestellt werden.

Warum Gehirndoping betrieben wird

Doping ist vielen eher aus dem Bereich des Leistungssports geläufig. Leider wird inzwischen auch das Gehirn beim Lernen oder danach im Berufsleben gedopt. In einigen Branchen sind bestimmte Drogen bzw. auch „smart drugs“ sehr verbreitet, um die langen Arbeitszeiten und den Arbeitsstress überstehen zu können.

Ein sehr drastisches Beispiel aus Hollywood sind die Darstellungen in dem Film „The Wolf of Wallstreet“, in dem ein massenhafter Drogenkonsum in der Welt der Investment Banker gezeigt wird.

In der extremen Form wie in dem Hollywood-Film wird an Jurafakultäten offensichtlich nicht konsumiert. Gehirndoping geschieht viel versteckter und darüber geredet wird eher wenig.

Jeder, der Jura studiert, weiß jedoch, wie viel Lernstress mit diesem Studium bzw. Staatsexamen am Ende verbunden ist. Der Studienalltag ist vor allem von dem Gefühl begleitet, nichts zu „können“ und zu wenig gelernt zu haben. Selbst wenn man länger Zeit zum Lernen hat, ist die Masse an Lernstoff kaum zu bewältigen.

Hinzu kommt der bei Jurastudenten besonders harte Leistungsdruck und Konkurrenzgedanke. In kaum einer anderen Disziplin spielt die Abschlussnote eine so tragende Rolle für das weitere Berufsleben wie hier. Das setzt viele verständlicherweise unter Druck. Damit verbunden ist auch die Angst zu versagen, was sich negativ auf den schon allgemeinen Druck und Stress auswirkt.

Unter anderem aus diesen Beweggründen heraus kommt es dazu, dass zu bestimmten Substanzen gegriffen wird, um die Konzentration zu steigern. An sich sollen die Substanzen ermöglichen, die Phase der Konzentration zu verlängern. Beispielsweise ist die Einnahme von Koffeintabletten verbreitet, um “eine Nacht durchzulernen“. Oft geschieht die Einnahme von Drogen aber auch sehr spontan unter enormen Zeitdruck, weil man – aus welchen Gründen auch immer – nicht rechtzeitig zum Lernen gekommen ist.  

Was ist Gehirndoping?

In Fachkreisen wird zwischen Hirndoping und pharmakologischem Neuroenhancement unterschieden. Unter pharmakologischem Neuroenhancement versteht man die Einnahme aller Arten von psychotropen Substanzen durch Gesunde mit dem Ziel, Konzentration, Gedächtnis oder Wachheit zu erhöhen.

Hirndoping dagegen meint die missbräuchliche Einnahme von rezeptpflichtigen Medikamenten und illegalen Drogen. Dazu zählen vor allem Psychostimulantien, wie zum Beispiel Methylphenidat (besser bekannt als Ritalin), Amphetamine und Modafinil und auch Antidementiva und Antidepressiva, welche eigentlich zur Therapie des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS), der Alzheimer-Demenz bzw. von Depressionen eingesetzt werden. 
 

Warum Gehirndoping schädlich ist

Dass Drogen schädlich sind, sollte jeder wissen. Bezogen auf den Lernerfolg ist es ein Trugschluss zu glauben, dass diese beim dauerhaften Lernerfolg helfen. Es herrscht der Irrglaube, dass diese dazu verhelfen, konzentrierter und effektiver zu sein. In den ersten Wirkmomenten kann dies vielleicht der Fall sein. Nach Abnahme der Wirkung entstehen jedoch drastische Tiefs und dauerhafte Konzentrationsprobleme, weshalb wieder zu Mitteln gegriffen wird und sich so ein Teufelskreis entwickeln kann.

Weiterhin wirken – wie vielen bekannt ist – Drogen in bestimmten Mengen und auf Dauer persönlichkeitsverändernd. Es hat sich außerdem herausgestellt, dass die Konsumenten insgesamt zwar wacher sind, aber nur vermeintlich effektiver und besser arbeiten. Nicht zu verachten ist auch der Umstand, dass die meisten der Drogen in die Abhängigkeit führen. Gerade in der sehr langen Ausbildungszeit von Juristen ist dann eine Abhängigkeit viel wahrscheinlicher.

Insbesondere gehen mit der Einnahme von Drogen automatisch keine guten Noten einher. Die Drogen wirken per se nicht intelligenzsteigernd.

Viele berichten außerdem, dass sie sich zwar wacher und effektiver fühlten, jedoch beim Lesen der eigenen Arbeit nach Abnahme der Wirkung bemerkten, dass das Geschriebene qualitativ zu wünschen übrig ließ und voller Flüchtigkeitsfehler war. Das verwundert kaum, denn dauerhafter Schlafmangel wirkt sich natürlich auch bei Einnahme von Drogen negativ auf den Körper bzw. auch auf die Hirnleistung aus.

Selbst 5-6 Stunden Lernzeit (netto) sind laut Lernpsychologen fast zu viel für das Gehirn.

Tipps für effektiveres Lernen

Die meisten von uns kennen die typischen Tricks, die es für effektives Lernen gibt und haben sie schon etliche Male gehört und nicht umgesetzt. Selbst wenn der eine oder andere jetzt mit den Augen rollt: die allgemein verbreiteten Tipps mögen zwar sehr simpel sein; das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht effektiv sein können.

Anstatt die Energie in den Aufwand der Beschaffung verschreibungspflichtiger Medikamente auf illegalem Wege zu stecken, lohnt es sich, langfristig zu denken und entsprechend eine Klausurenphase in Angriff zu nehmen. Gerade im Jurastudium gibt es nicht nur eine einzige Klausur, sondern mehrere Klausuren hintereinander, die geschrieben werden müssen.

Das gleiche gilt automatisch auch für das Staatsexamen. Um diesen „Klausurmarathon“ in den Griff zu bekommen, sollte in der Klausurzeit und lange vorher auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf geachtet werden.

Unter dem Stichwort „gehirngerechtem Lernen“ haben Psychologen erforscht, unter welchen Bedingungen das Gehirn am besten Lernstoff verarbeitet. Dazu gehören neben speziellen Herangehensweisen an das Lernen, beispielsweise durch das Erstellen von Mind-Maps, auch ausreichend Pausen sowie eine festgelegte Lernzeit am Tag, die eine bestimmte Stundenanzahl nicht überschreiten sollte.

Überschreitet man sie dennoch, ist das Gehirn ohnehin nicht mehr leistungsfähig und man vergeudet seine Zeit durch „Pseudo-Lernen“. Selbst 5-6 Stunden Lernzeit (netto) sind laut Lernpsychologen fast zu viel für das Gehirn.
 

Ein bestimmter Anstieg von Koffein- oder Süßigkeitenkomsum vor Klausurphasen ist im Durchschnitt normal und gehört zu Stressphasen dazu. Dass einige auch sogar zu Drogen greifen, um den Lernstoff zu bewältigen, sollte in Bezug auf die Organisation des Studiums und Staatsexamens zu denken geben. Langfristig bleibt abzuwarten, ob es hierzu auf Jurastudenten oder bereits berufstätige Juristen zugeschnittene Studien geben wird. Zu hoffen bleibt, dass die Zahlen der Konsumenten gering sind.

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