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Veröffentlicht am 04.03.2024

The American Dream - Ausbildung und Karriere in einer amerikanischen Großkanzlei

Tobias Hugo von Dechert LLP im Interview

Tobias Hugo ist seit etwa einem Jahr Counsel im Bereich M&A / Private Equity bei Dechert und genießt seine Rolle als „Allrounder“: Er fühlt sich auf der Position noch nicht zu alt, um einen engen Kontakt zu den jungen Kolleginnen und Kollegen zu pflegen und aktiv Einfluss auf die inviduelle Ausbildung zu nehmen – auf der anderen Seite übernimmt er sehr gerne Führungs- und Managementaufgaben und pflegt den Kontakt zur Mandantenseite.
 

Dechert scheint in Deutschland noch etwas weniger bekannt als manche amerikanische Wettbewerber. Was macht die Kanzlei aus Ihrer Sicht aus? 

Das stimmt, obwohl wir in den USA auf eine lange und erfolgreiche Historie als sogenannte Funds Firm zurückblicken können. Das bedeutet, wir bieten insbesondere umfassende Rechtsberatung für Investment Funds (einschließlich Private Equity Funds) an und decken alle damit zusammenhängenden Themen ab, z.B. Fundstrukturierung, regulatorische Beratung und Unternehmenstransaktionen aller Art.

Die Kanzlei wird regelmäßig als eine der innovativsten Law Firms und für ihre umfangreichen Pro-Bono-Tätigkeiten ausgezeichnet.

Übrigens dürfen wir bald einige Jubiläen feiern: In diesem Jahr unterhalten wir den Standort in München seit 20 Jahren, wir sind global seit 40 Jahren im Private Equity Geschäft tätig, und im kommenden Jahr dürfen wir unser 150-jähriges Kanzleijubiläum feiern. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, auf gemeinsame Erfolge zurückzublicken und zusammen mit Mitarbeitern* und Mandanten neue Aufgabenbereiche anzugehen. Der Ausbau unseres Münchner Standortes steht dabei ganz oben auf der Agenda.

Tobias Hugo
Tobias Hugo

Dechert ist sehr international ausgerichtet. Wie zeigt sich das in Ihrem Arbeitsalltag und inwiefern profitiert der deutsche Standort davon? 

Die überwiegende Mehrheit unserer Mandate hat einen grenzüberschreitenden Bezug, d.h. wir arbeiten häufig mit Kolleg:innen aus 4-5 unterschiedlichen Jurisdiktionen zusammen, auch über mehrere Zeitzonen hinweg. Das macht für viele unseren Beruf so spannend.

Gerade wenn das Mandat ein schnelles Handeln erfordert, ist es ein klarer Vorteil, in eine größere Organisation eingebunden zu sein und auf Kolleginnen und Kollegen aus derselben Organisation zurückgreifen zu können.

Man spart sich unter anderem viel Verwaltungsaufwand, der beim Onboarding von lokalen Kanzleien anfallen würde. Außerdem pflegen wir ein internationales Netzwerk mit Mandanten und Geschäftspartnern, die uns als globalen Dienstleister schätzen.
 

Wie läuft die interne Ausbildung in der Kanzlei ab? Was müssen Berufseinsteiger:innen für den Job mitbringen?

Junge Leute, die sich bei uns bewerben, bringen in der Regel bereits ein oder zwei ausgezeichnete Staatsexamina mit. Neben einem sehr guten juristischen Verständnis, sind aber auch persönliche Eigenschaften wie Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit wichtig.

Eine Promotion oder ein LL.M. werden gerne gesehen, sind aber kein Muss. Bei alledem ist uns natürlich aber auch bewusst, dass man an der Uni nicht speziell auf die Tätigkeiten in einer Wirtschaftskanzlei vorbereitet wird. Daher bekommt man bei Dechert die Zeit, als vollwertiges Teammitglied an spannenden Mandaten mitzuarbeiten, Erfahrungen zu sammeln und sich so persönlich weiterzuentwickeln.

Erfahrenere Kollegen halten im Rahmen der German Dechert Academy regelmäßig Vorträge und Workshops ab, die durch internationale Veranstaltungen in London oder in den USA punktuell ergänzt werden. Dazu haben geeignete Kandidaten bei Dechert auch die Möglichkeit, ihre Anwaltsstation in einem unserer internationalen Standorte zu absolvieren.
 

Welche Karrieremöglichkeiten bieten sich bei Dechert? Welche Rolle spielt der „American Dream“ dabei?

Für mich bedeutet der "American Dream" die Möglichkeit, durch Fleiß und persönliches Engagement erfolgreich zu sein, unabhängig von Herkunft oder familiären Umständen. Das Motto passt tatsächlich auch ganz gut zu meiner Person, da ich aus meinem familiären Umfeld der erste Akademiker gewesen bin – der erste Rechtsanwalt sowieso.

Traditionell bieten amerikanische Großkanzleien vergleichsweise hohe Einstiegsgehälter und Boni, die nach einem langen Studium für die notwendige finanzielle Sicherheit sorgen. Außerdem ist es uns bei Dechert ganz besonders wichtig, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jeder Mitarbeiter weiterentwickeln kann. Angefangen vom Sekretariat, über die Juristen in Ausbildung bis hin zum Associate oder Partner. Der persönliche Erfolg ist dann oft nur die logische Konsequenz.

Für mich bedeutet der "American Dream" die Möglichkeit, durch Fleiß und persönliches Engagement erfolgreich zu sein, unabhängig von Herkunft oder familiären Umständen.
Tobias Hugo

Mal ganz ehrlich: Was können sich amerikanische Kanzleien von den in Deutschland gegründeten Unternehmen noch abgucken? Und wie sieht es umgekehrt aus? 

Zunächst einmal denke ich, dass man nicht pauschal von „den deutschen“ und „den amerikanischen“ Kanzleien sprechen kann. Gerade in den letzten Jahren haben sich viele unterschiedliche Geschäftsmodelle entwickelt, die sich in der inhaltlichen Ausrichtung, in der Kanzleikultur und nicht zuletzt auch im Pricing sehr stark unterscheiden.

Amerikanische und britische Kanzleien verfolgen in der Regel einen globaleren Ansatz als die deutschen Mitbewerber. Hingegen decken deutsche Kanzleien häufig auch Spezialgebiete ab, die wir mit unserer Ausrichtung nicht direkt anbieten können.

Deswegen kommt es häufig vor, dass wir transaktionsbezogen mit kleineren deutschen Kanzleien zusammenarbeiten. Ein Punkt, den uns deutsche Kanzleien möglicherweise voraus haben, ist mehr Flexibilität im Hinblick auf unternehmerische Entscheidungen, die bei Dechert überwiegend in den USA getroffen werden. Am Ende zählt für alle aber nur der Erfolg.
 

Welchen Stellenwert nehmen Teamspirit und Work-Life-Balance in einer amerikanischen Großkanzlei ein? Gibt es hier Unterschiede zu deutschen Sozietäten?

Ich finde, dass die amerikanische Kanzleikultur sehr gut zu der frischen, direkten und offenen Art passt, wie sie von Berufseinsteigern heute verlangt und im Übrigen auch von den Mandanten vorgelebt wird. Unsere tägliche Arbeit im Büro zeichnet sich durch flache Hierarchien und eine offene Kommunikation aus.

Deutsche Kanzleien stehen teilweise in der Kritik, noch sehr hierarchisch und konservativ geprägt zu sein. Aber auch hier gilt, dass man nicht alle Kanzleien über einen Kamm scheren kann – vielen Kanzleien würde man mit dieser Aussage sicher Unrecht tun.

Eine angemessene Work-Life-Balance ist über alle Senioritätsstufen hinweg wichtig, vom Partner bis hin zum Associate. Ein guter Chef muss deshalb ein Auge darauf haben, dass es bei seinen Mitarbeiter:innen nicht zu einem Ungleichgewicht kommt, das eine langfristige Zusammenarbeit unmöglich macht. Im Transaktionsbereich sind wir oft abhängig von der Prozessdynamik und den Vorstellungen unserer Mandanten. Gerade deshalb ist es wichtig, einen Ausgleich für Belastungsspitzen zu schaffen, damit man wieder frei „durchatmen“ kann.
 

Ist die sagenumwobene Ellenbogenmentalität immer noch ein Problem unter karriereorientierten Associates in Großkanzleien?

Damit wäre man bei Dechert am falschen Platz. Wir alle wollen ein freundliches und produktives Arbeitsumfeld schaffen, in dem wir uns wohlfühlen. Dazu zählt, dass alle an einem Strang ziehen. 

Einblicke in die Kanzlei

Was sollten Anwält:innen mitbringen, die den Karrieretrack bei Dechert LLP verfolgen möchten?

Man sollte in der Lage sein, sich gut auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Mandanten einstellen zu können. Am Ende sind wir alle Dienstleister und werden dafür bezahlt, dass der Mandant mit uns seine Ziele erreicht.

Die Logik ist ganz einfach: Läuft das Mandat erfolgreich, ist die Kanzlei erfolgreich. Ist die Kanzlei erfolgreich, ergeben sich schnell Karrieremöglichkeiten für jeden einzelnen. Im Team kommt man in der Regel gut an, wenn man authentisch bleibt und versucht, sich gut in das Team einzufügen. Alles andere kommt dann schnell von alleine.
 

Sie sind bereits mehrere Jahre als Anwalt tätig. Wie können Sie die Begeisterung für diese – teilweise mit hohem Arbeitspensum verbundene – Tätigkeit bis heute aufrechterhalten?

Indem mir mein Job Spaß macht. Außerdem lernt man mit zunehmender Seniorität, effizienter zu arbeiten. Das wiederum schafft Freiräume für die Familie und Freizeit. Wenn man ehrlich ist, sind wir in unserem Beruf doch super privilegiert. Wir verdienen gut, haben im Vergleich zu anderen Tätigkeiten viele Benefits, arbeiten mit interessanten Menschen zusammen, haben in der Regel in Einzelbüros und sind bis zu einem gewissen Grad in der Lage, flexibel zu arbeiten.
 

Was ist für Sie am Ende des Tages der entscheidende Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers und dem neuen Job?

Der wesentliche Wert einer Kanzlei besteht immer noch aus den Menschen, mit denen man tagtäglich zusammenarbeitet. Neben der inhaltlichen Ausrichtung und der Vergütung ist daher die Teamchemie der entscheidende Faktor.

Ich würde jedem Berufseinsteiger raten, die neuen Kollegen so gut wie möglich kennenzulernen, bevor man den ersten großen Vertrag unterschreibt. Geht einfach aktiv auf die Leute zu und stellt ihnen Fragen, egal ob per Teams oder in einem persönlichen Coffee Break. Das gegenseitige Interesse ist sicher da!
 

Ihr Fazit?
Habt keine Angst vor der Großkanzlei! Wir suchen Euch, um Euch kennenzulernen, und um mit Euch gemeinsam Erfolge zu feiern!

Vielen Dank, Herr Hugo!

* Begriffe, die sich auf ein bestimmtes Geschlecht beziehen, sollen so verstanden werden, dass sie auch das jeweilige andere Geschlecht miteinbeziehen.


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