Julian Pfeuffer begann seine Tätigkeit als juristischer Sachbearbeiter im September 2018 im Sozialreferat im Amt für Wohnen und Migration. Dort übernahm er, neben der Bearbeitung amtsinterner Anfragen, auch die Vertretung der Landeshauptstadt München vor den Sozial- sowie Verwaltungsgerichten und der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Aufgrund der Einführung der e-Vergabe durch den Stadtrat zum 01.01.2020 nahm sich Herr Pfeuffer auf Bitten der Referatsleitung im August 2019 der Aufgabe an, die Vergaben im Sozialreferat neu zu strukturieren und zu organisieren. Seit dem 01.01.2020 leitet er nunmehr die neu gegründete Vergabestelle des Sozialreferates, welche Teil einer direkt der Referatsleitung zugeordneten Stabsstelle ist.
Herr Pfeuffer, Sie arbeiteten als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach Ihrem Referendariat zunächst an einem Lehrstuhl an der LMU in München. Wie ergab sich anschließend die Möglichkeit, im Sozialreferat der Landeshauptstadt München zu arbeiten?
Bereits während meines Studiums habe ich zunächst als studentische Hilfskraft, später auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der jur. Fakultät der LMU gearbeitet. Insofern bin ich der LMU auch heute noch durch Korrekturarbeiten verbunden. Auch wenn mich die wissenschaftliche Arbeit immer fasziniert hatte, so war es stets mein Berufswunsch, in der Praxis zu arbeiten. Das öffentliche Recht hat mich immer begeistert, da es das Leben aller auf so vielfältige Weise beeinflusst. Bei meiner Wahl für die Landeshauptstadt München war es mir immer wichtig, dass ich mich auch persönlich mit meiner Arbeit identifizieren kann. Spätestens nach meinem LL.M. Studium an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer wusste ich, dass meine juristischen Fähigkeiten am sinnvollsten in meiner Heimatstadt und auch zugleich in der größten Kommunalverwaltung in Deutschland zum tragen kommen können.
Wie verläuft ein Bewerbungsverfahren bei der Landeshauptstadt? Sind einzig die Noten entscheidend oder mussten Sie sich auch in einem Assessment-Center gegen Ihre Mitbewerber und Mitwettbewerberinnen behaupten?
Tatsächlich ist für die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch erst einmal die Note entscheidend. Das Bewerbungsverfahren selbst gliedert sich in ein Informationsgespräch, in welchem die grundsätzlichen Aufgaben als Juristin oder Jurist bei der Landeshauptstadt München erläutert werden, aber auch bereits vorhandene Kenntnisse über die Aufgaben der Kommunalverwaltung getestet werden. In einer zweiten Bewerbungsrunde werden in einem strukturierten Interview die persönlichen und fachlichen Eigenschaften bewertet. Ein klassisches Assessment-Center gibt es für die Einstellung also nicht. Jedoch ist bei einer Bewerbung auf eine Stelle als Führungskraft das Absolvieren eines 2,5 tägigen Assessment-Centers verpflichtend vorgesehen.
Im Sozialreferat sind verschiedene spannungsgeladene Themen angesiedelt. Welche Themen dominieren vor allem Ihren Arbeitstag?
Derzeit liegt selbstverständlich ein Fokus auf sämtlichen Rechtsfragen hinsichtlich der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dies beginnt bei der Anwendbarkeit des Sozialdienstleister-Einsatzgesetzes (SodEG), Fragen der Zuschussfinanzierung über eilige Beschaffungsmaßnahmen. Am anschaulichsten ist ein Beispiel aus der Praxis: Eine Unterkunft für Wohnungslose wird aufgrund eines Coronafalls unter Quarantäne gestellt und 350 Menschen müssen von heute auf morgen mit Cateringleistungen versorgt werden. Daneben ist natürlich das reguläre Alltagsgeschäft gegeben: Dies reicht beispielsweise von der Zweckentfremdung von Wohnraum über Abstimmung mit den freien Trägern der Jugendhilfe.
Im Detail sind hier zwar primär die Fachjuristinnen und Fachjuristen der Ämter zuständig, aber die Aufgabe der Juristinnen und Juristen der Referatsleitung ist es, den gesamten Überblick zu behalten und nochmals einen letzten kritischen Blick auf Vorgänge vor Freigabe durch die Referentin zu werfen.
Das Sozialreferat besitzt eine weitläufige Unterteilung bis hin zum Beteiligungsmanagement. Welchem Bereich genau sind Sie zugeordnet und wie ist dieser in der gesamten Struktur des Referats einzuordnen?
In der Tat ist der Aufbau des Sozialreferats weitverzweigt. Die von mir geleitete Vergabestelle des Sozialreferats ist der Stabstelle Recht der Referatsleitung zugeordnet, also der unmittelbaren Rechtsberatung der Referentin. Zum Verständnis muss man sich den Aufbau kurz verdeutlichen: An der Spitze des Sozialreferats steht die Referatsleitung mit der Referentin. Darunter gibt es zunächst die drei Ämter mit eigenen Schwerpunkten: das Amt für Soziale Sicherung, das Stadtjugendamt, das Amt für Wohnen und Migration. Parallel hierzu stehen die Leitung der Bezirkssozialarbeit und der Sozialbürgerhäuser Soziales, das Jobcenter München, die Geschäftsleitung und die Dienststelle für Gesellschaftliches Engagement. Dieser komplexe Aufbau erklärt auch, warum die Vergabestelle im „Overhead“ in der Referatsleitung verortet ist. Als zentrale Stelle können einerseits Beschaffungen gebündelt werden und damit wirtschaflicher eingekauft werden. Andererseits ist das notwendige vergaberechtliche Know-How durch eine einheitliche Beschaffung konzentriert und ein gleichartiges Vorgehen wird gewährleistet.