Anne-Kristin Stöwer Interview Landeshauptstadt München Stadtverwaltung

Die Arbeit im Referat für Bildung und Sport der Stadt München

Eine Investition in unsere Zukunft – Juristin Anne-Kristin Stöwer im Interview

Ich bin seit April 2015 bei der Stabsstelle Recht im Referat für Bildung und Sport, dem größten Referat der Münchener Stadtverwaltung, tätig. Die Abteilung ist als Stabsstelle bei der Referatsleitung angesiedelt und dient allen Geschäfts- und Fachbereichen des Referats für Bildung und Sport als Ansprechpartner in rechtlichen Belangen. Die Themengebiete reichen von der Bildung von Kindern und Jugendlichen in Kindertageseinrichtungen und Schulen über die Verwaltung der Bildungsimmobilien bis hin zum Schul- und Freizeitsport sowie Sportgroßveranstaltungen.
 

Frau Stöwer, Sie hatten bereits früh vor, eine Laufbahn im öffentlichen Dienst einzuschlagen. Haben sich Ihre Vorstellungen eher positiver oder negativer bewahrheitet, als gedacht?

Meine Vorstellung der Tätigkeit für eine Kommune war die, dass man einen relativ geregelten Arbeitsablauf hat, einen sicheren Arbeitsplatz und nicht derart unter Druck steht, wie man den Eindruck in der freien Wirtschaft hat. Und dies kann ich nun im großen Ganzen auch bestätigen. Allerdings hat man als Beamter tatsächlich doch etwas mehr zu tun, als es dem Beamtentum nachgesagt wird. Die Arbeit bei uns in der Stabsstelle ist sehr arbeitsintensiv. Unsere Vorgesetzte achtet jedoch sehr darauf, dass wir nicht zu lange arbeiten. Dies ist denke ich schon ein kleiner Unterschied zur freien Wirtschaft.

Viele Bereiche des öffentlichen Rechts werden an der Universität nicht behandelt. Hatten Sie hierdurch Schwierigkeiten zu Beginn Ihrer Laufbahn?

Sicherlich ist es zu Beginn nicht einfach, sich auf die teilweise noch relativ unbekannten Rechtsgebiete einzustellen. Bei mir war es vor allem das Sozialrecht und der Bereich des kommunalen Zuwendungsrechts. Man merkt jedoch schnell, dass man mit den im Studium erlernten Mitteln auch diese Rechtsgebiete meistern kann.

Es dauert einfach seine Zeit bis man sich einigermaßen gut auskennt und vor allem auch wertvolle Erfahrungen sammeln kann. Alleine die theoretischen Kenntnisse reichen oft nicht aus – aber das ist ja in allen Bereichen so. Ich lerne jeden Tag noch etwas Neues dazu und das wird, denke ich, auch so bleiben. Das macht es eben auch interessant.

Wie sieht eine Karriere im eigentlichen Sinn in der Stadtverwaltung aus? Welche Aufstiegschancen haben Sie und wie sieht es mit der persönlichen Weiterentwicklung aus?

Als Angestellte der Stadt München bin ich städtische Beamtin. Da gibt es gute Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Stadtverwaltung sowohl in fachlicher als auch persönlicher Hinsicht. Da die Landeshauptstadt so viele verschiedene Referate hat, kann man sich fachlich verändern, wenn man dies möchte.

Zudem bietet die Landeshauptstadt zahlreiche Qualifizierungsmaßnahmen und Führungskräfteseminare für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die Personalverantwortung übernehmen oder sich persönlich weiterbilden möchten. Meines Erachtens sind damit ziemlich gute Entwicklungschancen gegeben. Was es bisher bei der Stadt leider nicht flächendeckend gibt, ist die Möglichkeit einer reinen Fachkarriere, d.h. eine Aufstiegschance ohne Führungsverantwortung. Da wäre es schön, wenn sich in der Richtung noch etwas ergeben würde.

Sie sind auf die Stadt München als Arbeitgeberin erst auf der JURAcon aufmerksam geworden. Hatten Sie zuvor schon einen ähnlichen Weg im Verwaltungsrecht geplant?

Vor dem Referendariat dachte ich eigentlich, dass ich sehr gerne zur Staatsanwaltschaft gehen möchte. Als ich dies dann aber tatsächlich in den drei Monaten der Strafrechtsstation im Rahmen des Referendariats testen durfte, habe ich bemerkt, dass dies doch nichts für mich ist. Ich hatte diesbezüglich die Befürchtung, dass einen die tägliche Arbeit auch im Privaten zu sehr beschäftigen könnte. Man erlebt als Staatsanwältin ja schon so einiges.

In der Verwaltungsstation fand ich dann die Erzählungen der Dozenten aus deren Alltag ganz interessant. Der Bereich der öffentlichen Verwaltung ist sehr vielseitig und ich konnte mir gut vorstellen, dies einfach mal auszuprobieren. Nur dachte ich zu dieser Zeit noch nicht an die Landeshauptstadt München als Arbeitsgeberin, sondern primär an den Staat. Auf der JURAcon haben mich dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landeshauptstadt durch Ihre offene Art überzeugt, sodass ich mich schließlich dort beworben habe.

Wieso hat Sie gerade das Referat für Bildung und Sport so sehr interessiert? Oder haben Sie es eher auf sich zukommen lassen, als man Ihnen dieses Referat vorschlug?

Als ich mich bei der Landeshauptstadt beworben habe, hatte ich noch keine große Vorstellung, wo genau ich dort arbeiten möchte. Im Rahmen des Auswahlverfahrens versucht das Auswahlgremium die Persönlichkeit und die Interessen eines jeden Bewerbers herauszufinden, um dann ein passendes Referat auszuwählen, natürlich abhängig von den offenen Stellen.

Das Referat für Bildung und Sport wurde mir nach dem Auswahlverfahren als mögliches Referat vorgeschlagen. Damit ich mir ein genaues Bild von der dortige Tätigkeit machen konnte, gab es ein erstes Gespräch mit der Leitung der dortigen Rechtsabteilung. Dabei hat sie mir auch meine zukünftigen Kollegen und Kolleginnen schon einmal vorgestellt. Ich hatte irgendwie sofort das Gefühl dazuzugehören. Das war für mich der entscheidende Grund für die Entscheidung pro Referat für Bildung und Sport. Die tatsächlichen Aufgabenbereiche habe ich dann wirklich einfach auf mich zukommen lassen. Dies habe ich aber bisher keinesfalls bereut. Manchmal muss man die Dinge einfach ausprobieren.

Frau Stöwer, was war Ihr Hauptkriterium für die Wahl einer Karriere in der Stadtverwaltung? Wollten Sie eher eine Work-Life-Balance oder gab es andere Aspekte hierfür?

Mir war tatsächlich sehr wichtig, dass man nicht „Tag und Nacht“ arbeiten muss. In meiner Freizeit mache ich wahnsinnig gerne Sport und verbringe viel Zeit mit Familie und Freunden. Darauf wollte ich nur sehr ungern verzichten. Zudem überzeugte mich der Aspekt, einen sicheren Arbeitgeber zu haben. Ich weiß genau, dass ich bis zur Pension bei der Landeshauptstadt einen festen Arbeitsplatz habe, wenn ich dies möchte. Und die Tatsache, dass man verbeamtet wird, war auch ein Argument für die Landeshauptstadt.

Schreibtischtäter oder nicht? Umfasst eine Tätigkeit in Ihrem Referat auch häufiger mal Außentermine und Meetings oder verbringen Sie die gesamte Zeit an Ihrem Schreibtisch?

Man sitzt natürlich schon viel am Schreibtisch. Ich habe jedoch das Glück, dass der Geschäftsbereich, mit dem ich sehr eng zusammenarbeite in einem anderen Gebäude untergebracht ist. So bietet sich mir immer wieder die Gelegenheit einen kleinen Spaziergang in meinen Arbeitsalltag zu integrieren. Da wir aufgrund der vielen gemeinsamen Projekte zahlreiche gemeinsame Treffen haben, kommen da teilweise schon einige Kilometer in der Woche zusammen. Zudem bin ich im Bereich der Förderung von Kindertageseinrichtungen sowie dem Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung – Rechtsanspruch auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz – tätig. In diesen Bereichen muss man auch immer wieder mal einen Gerichtstermin wahrnehmen.

Es bietet sich also in unserem Referat immer wieder die Möglichkeit, den eigenen Schreibtisch zu verlassen. Auch meinen Kolleginnen und und Kollegen geht es so. Dies ist der Vorteil an der vielfältigen Tätigkeit im Referat für Bildung und Sport.

Ihr Bereich umfasst entsprechend viele Rechtsgebiete, wie das Sozial- und Verwaltungsrecht. Welche Bereiche sind noch eingebunden und können Sie uns hierzu ein Beispiel geben, wo mehrere ineinandergreifen?

Ich betreue unter anderem die städtischen Kindertageseinrichtungen in allen rechtlichen Belangen. Hierbei kommt es oftmals zu Konstellationen, in welchen wir in familiengerichtliche Verfahren eingebunden werden oder derartige Beschlüsse auf unsere Einrichtungen Auswirkungen haben.

Ein weiteres Rechtsgebiet, welches häufig in den Einrichtungen eine Rolle spielt, ist Strafrecht. Zum Glück sind es meist nur Beleidigungsdelikte o.ä. und nur selten Körpverletzungsdelikte, aber auch solche kommen leider vor. Des Weiteren sind oft bei der Überlassung von Bildungsimmobilien eingebunden. Hier sind dann die mietrechtlichen Kenntnisse gefragt.

Haben Sie nach über vier Jahren Tätigkeit in Ihrem Referat das Gefühl, dass sich auf diesem Gebiet schon viel verbessert hat oder ist es ein ständiges Bewältigen neuer Herausforderungen?

In unserem Referat gibt es nur selten einen Moment des Durchatmens. Zumindest ist dies mittlerweile mein Gefühl. Ein Projekt jagt das nächste und meistens müssen wir mehrere gleichzeitig stemmen. Das ist unheimlich herausfordernd, zeigt aber auch, dass das Referat ständig die Bildungs- und Sportlandschaft weiterentwickelt.

Natürlich wurde dadurch auch schon sehr viel geschafft und verbessert. Gerade im Bereich des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz, der seit 2013 besteht, gab es große Entwicklungen und es wurde sowohl für uns als auch für die betroffenen Eltern und Kinder weitreichende Klarheit geschaffen. Eine große Errungenschaft ist auch die vom RBS geschaffene Entlastung der Münchner Familien im Bereich der Elternentgelte für den Besuch von Kindertageseinrichtungen ab dem September 2019. Dies war bisher mit das herausforderndste Projekt für mich, welches wohl auch weiterhin noch viel Arbeit mit sich bringen wird.

„Bildung und Kinder sind unsere Investition in die Zukunft!“ Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Absolut. Dabei gilt: Je früher die Bildung beginnt, desto besser. In meiner Tätigkeit geht es häufig um das Thema, allen Kindern einen gleichberechtigten Zugang zur Bildung zu gewähren und dies bereits in jungem Alter. Nicht zuletzt durch den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab dem 1. Lebensjahr wird dies auch vom Gesetz forciert. Denn gleicher Zugang zur Bildung schafft auch spätere Chancengleichheit.

Ihre Tätigkeit umfasst hauptsächlich die Verwaltung rund um Kindergärten in München, insbesondere die freiwillige kommunale sowie gesetzliche Förderung der Kindertageseinrichtungen. Mit welchen Aufgaben sehen Sie sich hier meist konfrontiert?

Zum einen geht es um die Frage, wie die Förderung – vor allem die kommunale Förderung – ausgestaltet werden sollte. Hierfür müssen die zugrundeliegenden Förderrichtlinien immer wieder auf aktuelle Veränderungen angepasst werden. Dabei muss man ständig im Blick behalten, dass es sich um Steuergelder handelt, die wir verwalten. Wir können nicht einfach fördern wie es uns beliebt, sondern haben gewisse Rahmenbedingungen einzuhalten.

Dies sollte möglichst mit den Interessen der Zuwendungsempfänger und den mit der Förderung verfolgten Zielen in Einklang gebracht werden, was nicht immer leicht ist. Wer gefördert wird, muss natürlich gewisse Fördervoraussetzungen einhalten. Die Prüfung dieser Einhaltung und die Konsequenzen bei diesbezüglichen Verstößen zählen auch zur täglichen Arbeit. Es geht hierbei oftmals um viel Geld. Da kann es durchaus zu Widerständen kommen, die nicht selten vor Gericht gehen.

Immer der Bedienstete oder auch mal Eigeninitiative? Wie viel Eigenständigkeit und Individualität erlaubt Ihre Tätigkeit bei der Stadt?

Seit ich 2015 bei der Stadt angefangen habe, hat sich meine Tätigkeit gefühlt von der reinen Sachbearbeitung hin zur Projektarbeit verändert. Dies nimmt derzeit fast vollständig meinen Arbeitsalltag ein. Das Arbeiten im Projekt ist zumindest in meinem Bereich deutlich freier und erlaubt mir sehr große Eigenständigkeit bzw. auch die Möglichkeit frei zu denken und zu entwickeln. Dies muss sich natürlich immer in gewisse Rahmenbedingungen einfügen, aber erlaubt doch einen gewissen Freiraum. Das finde ich sehr spannend.

Ich habe zudem das Glück, dass meine Vorgesetzte uns sehr eigenständig arbeiten lässt und sich eher als Unterstützung sieht, sollte man eine solche benötigen. Dies war am Anfang tatsächlich eher ungewohnt und herausfordernd, gerade wenn man direkt nach dem Studium ins Arbeitsleben geht. Aber man lernt dadurch sehr schnell seine eigene Richtung zu finden, was ich sehr wichtig finde.

Ich lerne jeden Tag noch etwas Neues dazu und das wird, denke ich, auch so bleiben. Das macht es eben auch interessant.
Anne-Kristin Stöwer

Im Öffentlich-Rechtlichen Bereich werden auch immer häufiger Diplomjuristen mit dem ersten Staatsexamen eingestellt. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Ich denke, dass es ganz auf die Anforderungen der späteren Tätigkeit ankommt, ob dies sinnvoll ist oder nicht. Pauschal kann man dies nicht beantworten. Beachten sollte man jedoch, dass das zweite Examen und die Vorbereitung darauf sehr auf die spätere Arbeit in der Praxis gerichtet ist, wohingegen das erste Examen nahezu ausschließlich das materielle Recht abfragt.

Hinzu kommt, dass einige Rechtsgebiete erst im Rahmen des Referendariats gelehrt werden. Daher kommt es wirklich auf die spätere Tätigkeit an. Auch beim RBS gibt es übrigens Juristen, die nur das erste Staatsexamen absolviert haben. Die Eingruppierung ist jedoch eine andere.

Es ist nicht immer alles Gold was glänzt. Gibt es auch schwierige Seiten Ihrer Arbeit?

Natürlich gibt es auch Dinge, die mir an meiner Arbeit nicht so gut gefallen. So schön die Arbeit in der Stadtverwaltung ist, sie hat auch ihre Nachteile. Wir sind sehr stark politisch bestimmt. So kommt es schon vor, dass die Politik etwas umsetzen möchte, was die Verwaltung vor zahlreiche Probleme tatsächlicher und rechtlicher Natur stellt. Dies muss einem einfach bewusst sein, wenn man diesen Weg wählt.

Was mich auch manchmal etwas beschäftigt, ist die Tatsache, dass die eigentlich positiven Veränderungen, die das RBS für die Bürgerinnen und Bürger erzielt, in der Öffentlichkeit dennoch starker Kritik ausgesetzt werden.

Natürlich weiß ich, dass man es nicht immer allen recht machen kann, jedoch würde ich mir doch manchmal eine etwas positivere Resonanz in der Presse und der Öffentlichkeit wünschen. Dies ist aber, denke ich, in den meisten Bereichen der Stadtverwaltung so.

Können Sie Studenten und Juristen verstehen, die einer Tätigkeit im Bereich der Verwaltung argwöhnisch gegenüberstehen? Wie würden Sie diese vom Gegenteil überzeugen?

Das kann ich absolut nachvollziehen. Als Beamter hat man ja doch eher den Ruf von einer Kaffeepause in die nächste zu stolpern und rein Dienst nach Vorschrift zu tun. Nun bin ich aber ja schon seit April 2015 im Dienst und kann sagen, dass es noch keinen Tag gab, an dem mir langweilig war. Sicher ist dies auch ein wenig davon abhängig, in welchem Bereich der Verwaltung man geht.

Im RBS ist man sozusagen direkt an der Front. Dies spiegelt sich auch in der täglichen Arbeit wieder. Ich bekomme insbesondere Anfragen aus den Kindertageseinrichtungen und auch direkt von Eltern. Da ist man hautnah an den Problemen und Herausforderungen dran, die die Arbeit im Bereich der Bildung von Kindern und Jugendlichen mit sich bringt. Da merkt man schnell, dass es oft alleine mit dem „Juristischen“ nicht getan ist. Nicht selten fungiert man auch als psychologische Stütze am Telefon. Dieser menschliche Aspekt meiner Arbeit hat mich wirklich positiv überrascht.

Ihr Fazit?
Die Arbeit im Referat für Bildung und Sport macht mir wahnsinnig viel Spaß. Ich würde mich immer wieder für die Stadt München entscheiden. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich. Dadurch bleibt es spannend. Und das Beste: Man ist wesentlich beteiligt an den Veränderungen dieser schönen Stadt und kann diese positiv voranbringen als auch mitgestalten.
 

Vielen Dank, Frau Stöwer!

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