Doch wieso greifen die heutigen Jurastudenten überhaupt zu solche "miesen" Mitteln?
Insbesondere im Grundstudium, aber auch im Rahmen der sogenannten Großen Übungen, ist es häufig so, dass 200 bis 300 Studenten gleichzeitig die gleiche Hausarbeit bearbeiten oder sich zeitgleich auf eine Klausur vorbereiten müssen. In der Examensvorbereitung sind es vergleichsweise weniger Studenten, der Drang nach den Büchern ist dann aber besonders groß.
Naturgemäß sind die Universitätsbibliotheken beziehungsweise Fachbereichsbibliotheken für diesen Bedarf nicht ausreichend ausgestattet, viele Bücher sind nur in wenigen Exemplaren vorhanden, wenn es überhaupt mehrere Exemplare gibt. Allein deshalb scheint die notwendige Literatur kaum erreichbar zu sein.
Das Notensystem in der Rechtswissenschaft hat jedoch gleichermaßen einen großen, wenngleich auch traurigen, Anteil an der Unerreichbarkeit der Literatur. Für Hausarbeiten kann die Darstellung eines besonderen Meinungsstreits, der nur in einer Zeitschrift zu finden ist, besonders für die Benotung in der oberen Hälfte wichtig sein. Für Klausuren, seien es normale Studienklausuren oder auch Examensklausuren, lässt es sich hingegen besonders gut mit ausführlichen und verständlich geschriebenen Klausurfallbüchern lernen.
Jeder möchte deshalb der Erste und Einzige sein, der eine bestimmte Information oder Quelle findet, einen besonders detaillierten Fall löst und ähnliches. Der Konkurrenzkampf nimmt deshalb diese grotesken Züge an. Anstatt mit dem eigenen Können und Wissen zu glänzen, wird vielmehr den anderen Studenten die Möglichkeit genommen, dieselben Hilfsmittel für die Hausarbeit beziehungsweise Klausurvorbereitung zu verwenden.
Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass dieses Verhalten selbstverständlich nur auf einen geringen Teil der Studierenden zutrifft. Der Hauptgrund für den Zerfall von Büchern stellt vielmehr die ständige Benutzung beziehungsweise eine allgemeine „Altersschwäche“ dar. Das Problem des nicht ordnungsgemäßen Umgangs mit den Büchern macht sich also vor allem deshalb bemerkbar, weil die Bücher an sich häufig nicht mehr im besten Zustand und die Bibliotheken darüber hinaus nicht ausreichend ausgestattet sind.