Wahlstation im Ausland

Veröffentlicht am 15.04.2025

Wahlstation im Ausland: Mit DLA Piper nach Sydney

Maximilian Plail im Interview

Maximilian Plail absolviert die Wahlstation seines Rechtsreferendariats im australischen Büro von DLA Piper in Sydney. Dort ist er in der Praxisgruppe Real Estate tätig. 
 

Maximilian, würdest du Sydney als perfekten Ort für deine Wahlstation bezeichnen und worauf liegt der Schwerpunkt dieser Ref-Station?

G'Day from Down Under! Weder für meine juristische Ausbildung noch für meine Freizeit konnte ich mir einen besseren Ort als Sydney vorstellen. Über drei Monate lang durfte ich hier, dank DLA Piper, eine neue Arbeitskultur kennenlernen, in ein unbekanntes Rechtssystem eintauchen, Kontakte knüpfen, Netzwerke aufbauen und Freundschaften schließen. Während ich meinen Abenteuerhunger stillte, konnte ich ganz nebenbei dem deutschen Winter entfliehen.

Im Vordergrund der Wahlstation stand die Ausbildung. Neben dem Fachlichen lagen Schwerpunkte auf dem Sprachlichen und dem Umgang sowie der Zusammenarbeit mit internationalen Anwältinnen und Anwälten sowie Mandanten. Während der klassischen deutschen Juristenausbildung wird kaum Gewicht auf eine die Landesgrenzen überschreitende Kommunikation im rechtlichen Kontext gelegt. Durch meine Wahlstation konnte ich diese Ausbildungslücke schließen.

Maximilian Plail in Australien
Maximilian Plail in Australien

Was denkst du: Wie erlernt man fachliche und sprachliche Kompetenzen am schnellsten?

Learning by doing – auf keinem anderen Weg verbessert man schneller fachliche und sprachliche Kompetenzen als in der direkten Anwendung. Rechtliches Englisch kannte ich bereits aus meinem LL.M. Studium in Chicago. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, dieses in Sydney praktisch anzuwenden. Es war wertvoll, die Interaktion der Kolleginnen und Kollegen untereinander sowie mit Mandanten zu sehen, den sozialen Umgang im geschäftlichen Kontext selbst umzusetzen und fachliches Wissen zu erlangen und zu gebrauchen. Ich erhielt Einblicke in das australische Immobilienrecht und wurde durch gezielt mehrsprachige Arbeitsaufträge aus Deutschland gefördert und gefordert.
 

Wie erlebst du die Arbeitskultur und -struktur bei DLA Piper in Sydney?

Die Arbeitskultur und -struktur empfand ich als offen, innovativ und kommunikativ.
Diverse Events gaben mir die Möglichkeit, mich zu vernetzen. Innerhalb der Kanzlei bieten Feiern, Catch-Ups, Teas und insbesondere Breakfasts hierfür die beste Gelegenheit. Überwältigend sind Offenheit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen sowie aller Australierinnen und Australier. Mir wurde sehr viel Aufmerksamkeit zuteil und ich bekam regelmäßig Unterstützung bei der Gestaltung von Arbeit und Freizeit. Mehrere Kolleginnen und Kollegen, egal ob Assistants, Event-Manager oder Partner, hatten mich im Rahmen der ersten Monate bereits privat zu sich nach Hause eingeladen und/oder auf exklusive Feiern und Veranstaltungen vermittelt.

Beim Umzug der Geschäftsräume in ein neu eingerichtetes Penthouse-Büro war die organisatorische Bewältigung der logistischen Herausforderung beeindruckend. Mich faszinierten das innovative Zusammenarbeiten und der Umgang mit dem kontroversen Thema um die australischen Ur-Völker, welche in den neuen Kanzleiräumen durch indigene Kunst, digital und durch Projekte Wertschätzung erfahren. 

„Be one of us. Be more of you.“

Wie lief der Bewerbungsprozess ab? Hat DLA Piper dich bei der Organisation unterstützt und gab es eine Art Onboarding? Wie wurdest du in das DLA Piper Team in Sydney aufgenommen? Gab es eine besondere Einführung oder Mentoring?

Der Bewerbungsprozess verlief unkompliziert. Bereits während meiner Anwaltsstation bei DLA Piper wurde ich von meinen Partnern gefragt, ob ich mir auch eine Zusammenarbeit im Rahmen der Wahlstation vorstellen könne. Aufgrund meines Interesses an einem Auslandsaufenthalt, durfte ich mir einen Standort in einem der über 40 Länder, in welchen DLA Piper tätig ist, aussuchen. Da bereits eine gute Verbindung zum Sydney-Office bestand, konnte mein favorisierter Ort unkompliziert ermöglicht werden.

Für die Organisation des Auslandsaufenthalts wurde mir von der Kanzlei das Visum finanziert und Hilfe zur Überwindung aller weiteren Hürden zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Onboardings habe ich eine persönliche Führung durch die Kanzleiräume sowie eine Einführung in die australische Arbeitswelt und den Umgang am Standort Sydney erhalten. Mir wurde zudem ein Kollege vorgestellt, welcher mir als "Buddy" stets zur Seite steht und mich geschäftlich und privat unterstützt. Von Kolleginnen und Kollegen erhielt ich früh Rat und Tipps, wie eigens zusammengestellte und auf mich angepasste Restaurantempfehlungen.
 

Inwiefern kannst du in der Wahlstation deine Perspektive auf den juristischen Arbeitsmarkt erweitern?

Ich konnte  Einblicke gewinnen, in welchen Formen Juristinnen und Juristen außerhalb Deutschlands praktizieren.

Der Rechtsanwaltsberuf spielt eine größere Bedeutung in der australischen juristischen Ausbildung als in der deutschen, da (angehende) Juristinnen und Juristen schon in frühen Ausbildungsstadien umfangreiche praktische Erfahrungen sammeln und sich spezialisieren. 

Der australische Anwaltsberuf kann in Solicitor und Barrister unterteilt werden. Während Solicitor nur in Ausnahmefällen vor Gericht auftreten, ähnelt das Berufsbild der Barrister viel mehr dem Klischee eines anspruchsvollen und prestigeträchtigen Berufs mit beachtlichen Gehältern. Nur mit langer praktischer Berufserfahrung erhält man in Australien die Möglichkeit zur lukrativen Ausübung des Richteramts.

Überwältigend sind Offenheit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen sowie aller Australierinnen und Australier. Mir wurde sehr viel Aufmerksamkeit zuteil und ich bekam regelmäßig Unterstützung bei der Gestaltung von Arbeit und Freizeit.
Maximilian Plail

Was macht Sydney und Australien für dich zu einem besonders empfehlenswerten Ort für eine Wahlstation?

Neben der juristischen Ausbildung kann ich jedem das Land Australien und Sydney als Stadt nur wärmstens empfehlen. Meine Eindrücke in einem Wort: Vielfalt.

Sydneys Vielfalt zeigt sich insbesondere in den zahlreichen aufeinander-treffenden Kulturen. Ein Zusammenleben scheint in dem Einwanderungsland gut möglich und spiegelt sich in Kulinarik und Kultur wider. Täglich die authentische Küche einer anderen Nation zu erschwinglichen Preisen zu testen, vermisse ich wohl am meisten. 

Kulturelle Vielfalt kann in den zahlreichen Museen oder dem wohl bekanntesten Opernhaus der Welt bestaunt werden. Es gibt darüber hinaus nichts Schöneres als durch einen der vielfältigen botanischen Gärten zu joggen oder am Bondi Beach zu surfen.

Die Vielfalt Australiens beeindruckt durch Farben, Artenreichtum und Sport. Landschaftlich werde ich nie die Farben des bunten Korallenriffs und türkisen Meers, weißer Dünen, des tiefgrünen Urwalds und der roten Wüste vergessen. Die typischen australischen Tierarten Koalas, Dingos, Quokkas, Kakadus, Flughunde und Kängurus wiegen die Gegenwart von Spinnen, Schlangen, Skorpionen, Quallen oder Haien gerne auf.

Auch im Sport ist das Land vielfältig. Bereits früh morgens trifft man viele Einheimischen beim Joggen, Schwimmen oder Fitness. Ausgewogene Ernährung ist allgegenwärtig und auch im Arbeitsumfeld wird Work-Life-Balance großgeschrieben. Für weniger Aktive besteht die Möglichkeit, bei den Australian Open im Tennis, dem Grand Prix in der Formel 1 oder typischen australischen Sportarten, wie Football, Cricket, Pferderennen, Hunderennen oder auch Fußball, zuzuschauen.
 

Dein Fazit?

Es bleibt mir nur, mich nochmals herzlich bei DLA Piper und meinem Team um Martin Haller und Manuel Indlekofer für die großartige Gelegenheit zu bedanken, eine derartige Ausbildung genießen und die geschilderten Erfahrungen sammeln zu dürfen. Cheers!
 

Vielen Dank, Maximilian!