Wichtige psychologische Konzepte für Jurist:innen
Je nach Fachgebiet setzen sich Jurist:innen tagtäglich mit psychologischen Konzepten und Theorien auseinander – vielleicht sogar, ohne es zu wissen. Dazu gehören zum Beispiel folgende:
Attribution
Das psychologische Konzept der Attribution bezieht sich auf die Art und Weise, wie Menschen Ursachen und Gründe für das Verhalten anderer und von sich selbst zuschreiben. Dieses Konzept ist wichtig für Jurist:innen, da es bei der Beurteilung von Schuld oder Unschuld von entscheidender Bedeutung sein kann.
Vor allem trägt die Attribution dazu bei, den Grad der Verantwortung einer Person für ihr Verhalten zu bestimmen. Wenn beispielsweise jemand eine Straftat begangen hat, kann die Art und Weise, wie diese Person die Gründe für ihr Verhalten beschreibt, ein wichtiger Faktor bei der Festlegung des Strafmaßes sein.
Darüber hinaus kann das Konzept der Attribution auch helfen, die Glaubwürdigkeit von Zeug:innen oder Angeklagten zu beurteilen. Wenn eine Person eine Handlung oder ein Ereignis auf eine bestimmte Weise erklärt, kann dies Aufschluss darüber geben, wie sie die Situation wahrgenommen hat und welche Ursachen und Gründe sie für das infrage stehende Verhalten annimmt.
Urteilsheuristik
Urteilsheuristik bezieht sich auf die mentalen Abkürzungen oder "Regeln", die Menschen bei der Entscheidungsfindung verwenden, um komplexe Informationen schnell und effizient zu verarbeiten. Diese Heuristiken können jedoch auch zu Fehlurteilen führen, insbesondere wenn sie auf Vorurteilen oder Stereotypen basieren.
Jurist:innen müssen sich der Urteilsheuristik bewusst sein, da sie bei der Beurteilung von Beweisen und Zeugenaussagen eine Rolle spielt. Zum Beispiel führt die Verfügbarkeitsheuristik dazu, dass eine Person ein Ereignis als wahrscheinlicher einschätzt, wenn es leicht in Erinnerung bleibt – auch dann, wenn es nicht unbedingt repräsentativ für die tatsächliche Häufigkeit ist.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass Jurist:innen ihre eigenen Heuristiken und Vorurteile erkennen und versuchen, ihre Entscheidungen auf einer soliden und fundierten Grundlage zu treffen, anstatt auf automatische oder voreingenommene Denkmuster zu vertrauen.
Kognitive Dissonanz
Kognitive Dissonanz bezieht sich auf den psychischen Stress, der entsteht, wenn eine Person widersprüchliche Informationen oder Überzeugungen hat. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Rauchen: viele Menschen rauchen, wissen aber gleichzeitig, dass es ihnen schadet. Das führt dann zu Unbehagen und Spannungen und verstärkt den Wunsch, diese Inkonsistenzen zu beseitigen – zum Beispiel, indem sie aufhören zu rauchen oder aber versuchen, ihre Sucht mit Argumenten zu rechtfertigen.
Jurist:innen müssen sich mit kognitiver Dissonanz auseinandersetzen, da sie oft mit widersprüchlichen Informationen und Argumenten konfrontiert werden, die sie bewerten und aufklären müssen. Durch das Verständnis von kognitiver Dissonanz können Jurist:innen besser verstehen, warum Menschen sich auf bestimmte Weise verhalten – und wie sie ihre eigenen Überzeugungen und Entscheidungen beeinflussen können.