Wie haben Sie das geschafft, zwei Fächer parallel zu studieren, zu promovieren und erfolgreich das Referendariat abzuschließen?
Die Rahmenbedingungen haben für mich gestimmt. Zunächst habe ich mit BAföG studiert, dann mit Stipendium. Ein Kommilitone hatte angeregt, dass ich mich bewerbe. Ich selbst wäre nicht auf die Idee gekommen, dafür infrage zu kommen. Als Stipendiatin konnte ich mich komplett auf das Studium konzentrieren und musste mir keine Gedanken darüber machen, an den Wochenenden oder in den Semesterferien meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das war ein wichtiger Faktor. Deshalb rate ich allen Studierenden: Bewerbt euch für ein Stipendium. Das ist eine tolle Chance. Versucht es einfach. Ihr habt nichts zu verlieren.
Und ich habe mir die Freiheit genommen, mein Studium individuell zu planen. Das geht in Jura gut, weil viele Vorlesungen in jedem Semester stattfinden. Zunächst habe ich die Veranstaltungen besucht, die in meinen Stundenplan passten und die mich am meisten interessierten.
Bevor ich schließlich in die Vorbereitung auf das 1. Staatsexamen startete, hatte ich das Geographiestudium und die Promotion schon abgeschlossen. So konnte ich mich nur noch aufs Lernen konzentrieren. Hinzu kommt: Mich haben von Anfang an beide Studienfächer sehr interessiert. Deshalb war ich von Grund auf motiviert und auch leistungsbereit.
Was raten Sie Studierenden noch, die vor der Entscheidung stehen, einen zweiten Studiengang zu belegen?
Die Grundvoraussetzung ist, dass man großes Interesse an beiden Disziplinen hat. Am besten besucht man einfach erstmal Vorlesungen und Seminare des zweiten Studiengangs. Es ist gar nicht unbedingt notwendig, ein komplettes zweites Studium zu absolvieren, um einen bestimmten Schwerpunkt zu bilden. Häufig ist es möglich, Prüfungen mitzuschreiben und sich bescheinigen zu lassen, ohne in einem Fach eingeschrieben zu sein.
Wer tatsächlich ein zweites Fach studieren will, wendet sich am besten im nächsten Schritt an die Studienberatung der Universität und klärt: ‚Welche Fächer können zu welchem Zeitpunkt wie kombiniert werden?‘ Das ist nicht mit allen Fächern zu jedem Zeitpunkt möglich. Wer entschlossen ist, sich doppelt zu qualifizieren, sollte sich selbst kritisch hinterfragen: ‚Schaffe ich das zeitlich? Bewältige ich das Leistungspensum?‘ Menschen sind unterschiedlich belastbar und viele kommen an körperliche Grenzen. Für mich wäre es eine Grenze gewesen, wenn das Doppelstudium meine Gesundheit beeinträchtigt hätte.
Gut ist es auch, sich von überhöhten eigenen Ansprüchen zu verabschieden. Zweifellos gilt: Zwei Parallel-Studiengänge sind schwer in der Regelstudienzeit zu schaffen. Dann heißt es: Klare Prioritäten setzen und entscheiden: ‚Welches Studium geht für mich persönlich vor? Welches möchte ich auf jeden Fall abschließen?‘ Es hilft, selbst den Druck rauszunehmen und zu verstehen: ‚Ich konzentriere mich auf Studium Nummer Eins. Für das andere Fach mache ich so viel, wie unter den Umständen möglich ist.‘
Die juristische Ausbildung und das Geographiestudium haben auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten – wo gibt es dennoch Parallelen oder Schnittstellen?
Die beiden Studiengänge sind sehr unterschiedlich, besonders wenn es um die Art der Wissensvermittlung geht. In Jura gibt es vor allem Vorlesungen, Übungen und Arbeitsgemeinschaften – und daneben wenige Seminare. Die Art, sich Wissen anzueignen, ist immer ähnlich. Die Geographie ist diesbezüglich sehr viel breiter. Es gibt wenige Vorlesungen und überwiegend Seminare, die den Fokus auf wissenschaftliches Arbeiten legen. Studierende erarbeiten ein bestimmtes Thema und halten darüber selbst Vorträge. Oder sie arbeiten empirisch und präsentieren ihr Thema im Plenum.
Schnittstellen gibt es dann, wenn sich beide Fächer thematisch begegnen. Das kommt etwa bei Umweltfragen, im Naturschutzrecht und in der Stadtplanung vor. Eine wichtige Parallele ist außerdem: Jura und Geographie verbindet eine klar strukturierte Arbeitsweise.