Werschätzung und Frauenförderung in der Großkanzlei

Veröffentlicht am 07.03.2024

Wertschätzung und Frauenförderung in der Großkanzlei

Lara Wengenmayr von K&L Gates im Interview

Lara Wengenmayr ist als Associate in der internationalen Wirtschaftssozietät K&L Gates LLP in Berlin tätig. Als Teil des Arbeitsrechtsteams berät sie nationale und internationale Unternehmen in individual- sowie kollektivrechtlichen Fragestellungen. Ursprünglich kommt Lara Wengenmayr aus München und hat dort sowohl ihr Studium der Rechtswissenschaften als auch ihr Referendariat absolviert.
 

Frau Wengenmayr, Sie sind seit mehr als drei Jahren als Anwältin bei K&L Gates tätig. Spielten kanzleiinterne Werte – wie etwa Diversity und Gleichstellung – bei Ihrer Arbeitgeberwahl eine Rolle?

Mir war es wichtig in einer Kanzlei zu arbeiten, die international tätig ist und in der ich mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt und diversen Kulturen zusammenarbeiten kann. Wir sind derzeit auf fünf Kontinenten mit mehr als 45 Büros vertreten – da gibt es immer wieder spannende Einblicke in die Arbeit der anderen, z.B. bei regelmäßigen internen virtuellen Meetings.

Mein zweites Vorstellungsgespräch hatte ich damals mit einer Partnerin aus dem Münchner Büro, die  mich nicht nur menschlich sehr überzeugt, sondern mir auch gezeigt hat, dass bei K&L Gates durchaus auch Frauen Partnerinnen werden können. Daneben sind einige meiner Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit tätig – unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht. Auch diese Flexibilität war mir bei der Auswahl meines Arbeitgebers wichtig, auch wenn ich selbst nicht in Teilzeit arbeite. 

Diversity und Gleichstellung sind in unserer Kanzlei also nicht nur inhaltslose Werte, sondern werden auch tatsächlich umgesetzt und gelebt.

"Discover. Develop. Thrive."

Sie sind Mitglied der Praxisgruppe Arbeitsrecht. Können Sie bei der Umsetzung von Gleichberechtigung einen Unterschied zwischen Unternehmen und Kanzleien spüren?

Tatsächlich ist das Thema Gleichberechtigung für viele Unternehmen aktuell sehr relevant und rückt immer mehr in den Fokus. Das fängt bei genderneutralen Formulierungen in Arbeitsverträgen an und geht bis hin zu Anfragen von Mandanten rund um das Thema Diskriminierungen im Arbeitsalltag und wie effektiv dagegen vorgegangen werden kann. Aber auch Kanzleien beschäftigen solche Themen, beispielsweise wie der Anteil von weiblichen Associates und Partnerinnen erhöht werden kann.
 

Warum haben Sie sich für das Arbeitsrecht entschieden? Beschäftigen Sie sich in diesem Zusammenhang auch mit Themen wie Frauenquote oder Gender-Pay-Gap?

Ich wollte in einem Rechtsgebiet tätig sein, das lebensnah ist, ständig im Wandel, gleichzeitig aber auch sehr vielfältig und abwechslungsreich ist – sowohl inhaltlich, als auch in Bezug auf die Arbeitsweise her. Meistens kann ich morgens noch gar nicht richtig abschätzen, was mich im Laufe des Tages alles erwarten wird. So beantworte ich Anfragen zu diversen arbeitsrechtlichen Themen, schreibe E-Mails, kurze oder längere Memos, Schriftsätze oder habe oft auch virtuelle Meetings mit Mandanten. Dazu kommen gelegentlich Gerichtstermine oder Verhandlungen mit Betriebsräten.

Zu Themen wie Frauenquote oder Gender-Pay-Gap beraten wir eher selten – ich denke, das liegt auch daran, dass unsere (oft internationalen) Mandanten bereits einen großen Wert auf Gleichberechtigung legen und diese Themen bereits vor einigen Jahren angestoßen haben.
 

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in der Arbeit in einer Großkanzlei? Wie würden Sie den Spielraum in Sachen Karriereplanung beurteilen?

Wer gerne international, abwechslungsreich und in einem großen Team arbeiten möchte, für den ist eine Großkanzlei die richtige Wahl. Ein weiterer Vorteil ist die Zusammenarbeit mit namhaften Mandanten und die Begleitung spannender, oft standortübergreifender Projekte. Dennoch sollte man die Arbeitszeiten und die Arbeitsbelastung nicht unterschätzen. Die Tätigkeit in einer Großkanzlei ist eben kein „nine to five“ Job, wobei die Work-Life-Balance in unserer Kanzlei wie ich finde sehr gut gelingt.

Auch wenn der klassische Karriereweg in einer Großkanzlei auf die Partnerschaft ausgerichtet ist, gibt es bei uns verschiedene Alternativen, die die individuelle Lebenssituation berücksichtigen. Das bietet eine gewisse Flexibilität, zumal sich Lebenspläne ändern.

Es gibt beispielsweise auch keine strengen Vorgaben, wann und wie man zum Senior Associate aufsteigt. Das ist auf der einen Seite ganz angenehm, da dieser Schritt dann nicht alleine von Arbeitserfahrung oder jährlichen Billables abhängt, sondern auch andere Kriterien berücksichtigt werden. Andererseits ist es auch ganz praktisch, sich an gewissen Strukturen orientieren zu können. Letztendlich wird sich im Laufe der Zeit zeigen, in welche Richtung man sich persönlich entwickeln möchte.

Lara Wengenmayr
Lara Wengenmayr
Ich denke, dass die ersten Jahre nach dem Referendariat einen persönlich ganz entscheidend für den weiteren Karriereweg prägen werden. Und so sollten gerade Berufseinsteiger:innen an die Hand genommen und aktiv unterstützt und gefördert werden.
Lara Wengenmayr

Gibt es ein aktuelles Projekt, das Sie besonders fesselt? 

Ein bestimmtes Projekt herauszupicken ist schwierig, da wir immer parallel an vielen verschiedenen Projekten arbeiten. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir im Arbeitsrecht ein vergleichsweise kleines Team sind und kein Teammitglied bestimmte Themenbereiche hat, die es alleine abdeckt. Aber genau das gefällt mir auch so besonders gut an meiner Arbeit. Es wird nie langweilig!
 

Was tut K&L Gates, um weibliche Talente zu stärken? Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Unser kanzleiweites Komitee für Frauen „Women in the Profession“ setzt sich für die berufliche Weiterentwicklung und Förderung von Anwältinnen ein. Einmal im Monat treffen sich die deutschen Anwältinnen zum „Ladies Lunch“, um sich auszutauschen, neue Events zu planen und aktuelle Themen zu besprechen – auch solche, die vielleicht nicht so gut laufen. Diese Treffen werden dann ab und zu auch mit Fachvorträgen oder Fortbildungen verbunden. Dabei geht es nicht immer um die berufliche Entwicklung, sondern beispielsweise auch um andere wichtige Themen wie Finanzen und Vorsorge.

Aus meiner Sicht ist die Vereinbarkeit von Karriere und Familie nach wie vor ein großes Thema, bei dem es noch einiges zu verbessern gilt – ein Thema, das Väter und Mütter gleichermaßen betrifft (auch wenn es in der Gesellschaft wohl immer noch als frauenspezifisch angesehen wird).
 

Wie zeigt Ihre Kanzlei Wertschätzung für Ihre Motivation am Arbeitsplatz?

Gehaltserhöhungen und Boni spielen natürlich eine gewisse Rolle, weil sie die Leistung des vergangenen Jahres berücksichtigen. Die größte Wertschätzung habe ich aber durch die Bewilligung meines Sabbaticals erfahren – das hat mir gezeigt, dass die Kanzlei (und insbesondere mein Team) mit meiner bisherigen Arbeit und Entwicklung zufrieden war und mich dementsprechend halten wollte. Und natürlich bin ich im vergangenen Sommer umso motivierter aus dem Sabbatical zurückgekehrt.

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Großkanzleien verbinden viele mit Ellbogenmentalität. Also mal ehrlich: Wie steht es um den Teamgeist bei K&L Gates? Können Sie ein Beispiel nennen, das die Zusammenarbeit widerspiegelt?

Ich muss ehrlich sagen, dass mir eine Ellbogenmentalität, wie man sie oft von Großkanzleien hört, fremd ist. Das habe ich in unserer Kanzlei bisher nicht erlebt. Gerade unter den Associates wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich alle gut verstehen und eine lockere Atmosphäre herrscht. Wir gehen oft mittags zusammen essen und treffen uns regelmäßig zum „Associate-Stammtisch“. Auch mit den anderen Büros tauschen wir uns regelmäßig aus und arbeiten bei gemeinsamen Projekten eng zusammen. 
 

Ganz unter uns: Wie stehen Sie zum Thema Frauenförderung in Kanzleien? Welche Skills müssen mitgebracht werden, um den eigenen Karriereweg zu pushen?

Für mich persönlich sollte nicht speziell auf die Förderung von Frauen, sondern ganz grundsätzlich auf die Förderung von Berufseinsteiger:innen Wert gelegt werden. Ich denke, dass die ersten Jahre nach dem Referendariat einen persönlich ganz entscheidend für den weiteren Karriereweg prägen werden und so sollten gerade Berufseinsteiger:innen an die Hand genommen und aktiv unterstützt und gefördert werden.

Dennoch kommt es meines Erachtens auch entscheidend darauf an, was man selbst will und was man auch bereit ist, für die eigene Karriere zu tun. Nicht jede:r möchte Partner:in einer Großkanzlei werden, und das ist auch völlig okay so.

Durchhaltevermögen, vor allem aber auch Freude am Rechtsgebiet und am Anwaltsberuf sind meines Erachtens Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere in einer Kanzlei.
 

Wie wichtig sind Anwältinnen, die als Vorbilder jüngere Generationen inspirieren und motivieren? Haben Sie eine Juristin als Vorbild?

Ich habe kein konkretes Vorbild. Aber ich bin beeindruckt, wie viele meiner Kolleginnen oder auch Freundinnen in kurzer Zeit beruflich weit gekommen sind – sei es als Partnerin in einer Großkanzlei, als Staatsanwältin oder als Unternehmensjuristin.
 

Ihr Fazit?

Ich würde Berufseinsteiger:innen raten, sich nicht sofort von Stellenausschreibungen und den dort angegebenen Anforderungsprofilen abschrecken zu lassen, sondern sich bei Interesse zu bewerben und sich viele Arbeitgeber anzuschauen. Auch wird das erste Berufsjahr vermutlich in jeder Kanzlei, egal ob in einer Boutique, mittelständischen Kanzlei oder Großkanzlei, anstrengend sein und einen an persönliche Grenzen bringen – hier lohnt es sich durchzuhalten, aber auch mal offen und ehrlich zu kommunizieren, wenn einem etwas zu viel wird. Mit der Zeit lernt man immer besser mit dem Druck und der Arbeitsbelastung umzugehen und wird souveräner.


Vielen Dank, Frau Wengenmayr!

Ein Blick hinter die Kulissen von K&L Gates

Kerstin Hanke ist der lebende Beweis dafür, dass Jurist:innen nicht alles auf eine Karte setzen müssen: Sie ist sowohl als Partnerin als auch als Notarin bei K&L Gates tätig. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts spricht sie mit Magdalena Oehl unter anderem darüber, welche Vorteile zwei Standbeine haben, wie sie zum Fachbereich M&A gekommen ist und warum Ellbogenmentalität in der Großkanzlei kein Muss ist.


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