Wie lange dauert ein Jurastudium?

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 09.02.2022

Wie lange dauert ein Jurastudium und welche Berufe gibt es?

Die Dauer der Staatsexamen sowie LL.B und LL.M & die beliebtesten juristischen Berufe

Zum Anwalt wird man nicht einfach so über Nacht – das Erste und das Zweite Staatsexamen sowie seit der Bologna-Reform optional auch den Jura Bachelor und Master müssen sich Jurastudierende hart erarbeiten. Nicht alle halten die ganze Studienzeit durch: Die Abbruchquote in Jura beträgt etwa 24 Prozent. Damit liegt sie zwar etwas unter dem Durchschnitt, dass jedoch fast jeder Vierte das Studium schmeißt, deutet darauf hin, dass nicht jeder mit dem Studiengang glücklich ist oder mit dem Druck zurechtkommt. Die gute Nachricht: Immerhin bleiben 76 % dabei (auch wenn davon nicht alle das Zweite Staatsexamen abschließen). Wie lange du studieren musst, um das Staatsexamen beziehungsweise den Master in der Tasche zu haben, liest du hier!

Das klassische Jurastudium – so lange dauert es bis zum Zweiten Staatsexamen

Trotz eines wachsenden Angebots an Bachelor- und Masterstudiengängen wird das typische Jurastudium noch immer mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Bis es aber einmal so weit ist und du sich als Volljuristin oder Volljurist bezeichnen kannst, musst du erst einmal durch ein umfangreiches Studium kommen. Dieses lässt sich grob in drei Teile aufteilen:

1. Grundstudium – vier Semester

Zu Beginn des Jurastudiums steht das sogenannte Grundstudium. Dieses ist auf vier Semester ausgelegt und soll den Studierenden die Grundlagen des Rechts nahebringen. Dazu gehören die Pflichtfächer Zivilrecht (welches das Recht zwischen Bürgern regelt), Strafrecht (welches bei Gesetzesverstößen durch Bürger angewandt wird) und das öffentliche Recht (welches das Verhältnis zwischen Bürgern und Staat regelt). Im Grundstudium müssen mehrere Zwischenprüfungen abgelegt werden, auch Klausuren und Hausarbeiten fallen regelmäßig an. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Wenn du die Prüfungsleistungen nicht erbringst, ist nach dem Grundstudium Endstation.

2. Das Hauptstudium – fünf Semester

Ist das Grundstudium erfolgreich abgeschlossen, steht – logischerweise – das Hauptstudium an. Für dieses werden etwa fünf Semester angesetzt, in welchen du dein Wissen vertiefen und Schwerpunkte wählen kannst. Außerdem sammelst du erste juristische Erfahrungen, indem du Praktika absolvierst. Im Hauptstudium hast du vermutlich nur eines im Kopf: Das Erste Staatsexamen erfolgreich abzuschließen. Wenn du das geschafft hast, darfst du dich offiziell als Jurist bezeichnen. Um dieses Ziel zu erreichen, belegen die meisten Studierenden sogenannte Repetitorien, also Vorbereitungskurse für die Prüfungen. Diese nehmen viel Zeit in Anspruch: sechs bis zwölf Monate verbringen die meisten Studierenden mit der Vorbereitung.

3. Das Referendariat & das Zweite Staatsexamen – vier Semester

Raus aus der Uni, rein in die Berufswelt: Nach dem Abschluss des Ersten Staatsexamens freuen sich die meisten Juristen, endlich mal in die „freie Wildbahn“ entlassen zu werden, denn jetzt geht es erst einmal raus aus der Uni und rein in die juristische Arbeitswelt. Während des Referendariats absolvieren Jurastudierende 5 bis 6 Stationen: die Zivilstation, die Strafstation, die Verwaltungsstation, die Anwaltsstation sowie die Wahlstationen. Hier kannst du wertvolle Erfahrungen sammeln und deine ersten Kontakte knüpfen – und dich auf das Zweite Staatsexamen vorbereiten, das im Anschluss ansteht und deine Juristenausbildung vollständig macht.

Jurastudium in 6,5 Jahren? Nur in Ausnahmefällen!

Wenn du richtig mitgezählt hast, dauert dein Jurastudium mindestens 13 Semester, also 6,5 Jahre. Bis das Erste Staatsexamen bestanden ist, solltest du mindestens neun Semester, also 4,5 Jahre einplanen. Allzu genau nehmen solltest du es mit diesen Zahlen jedoch nicht. Die Realität sieht nämlich ein wenig anders aus: So nehmen sich Jurastudierende in der Regel etwas mehr Zeit, um sich auf die Examen vorzubereiten und schieben hier und da noch ein Semester dazwischen.

Das spiegelt sich auch in den Statistiken wider. Sieht man sich die Zahlen des Bundesamts für Justiz aus 2018 einmal an, stellt man fest, dass die durchschnittliche Studiendauer bis zum Ersten Staatsexamen 11,6 Semester beträgt – also 2,6 Semester länger als eigentlich vorgesehen. Nur elf Prozent der Studenten absolvierten das Studium in neun Semestern, der größte Anteil (23,2 Prozent) benötigte zehn Semester bis zum Ersten Staatsexamen. Beachtenswert: 0,3 Prozent der Studierenden schaffte es in vier bis sechs Semestern (wie auch immer das möglich war), ein Prozent absolvierte das Staatsexamen bereits nach sieben Semestern.

Auch das Bundesland scheint bei der Dauer des Jurastudiums eine wichtige Rolle zu spielen. Die durchschnittliche Studiendauer bis zum Ersten Staatsexamen schwankt diesbezüglich deutlich: Am schnellsten geht es in Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlich zehn Semestern, am längsten brauchen die Saarländer mit 13,6 Semestern.

Die durchschnittliche Studiendauer bis zum Ersten Staatsexamen beträgt 11,6 Semester – also 2,6 Semester länger als eigentlich vorgesehen.

Bachelor und Master: So lange dauern LL.B und LL.M

Immer mehr Studierende entscheiden sich gegen das Staatsexamen und schließen stattdessen einen Bachelor of Laws (LL.B) oder einen Master of Laws (LL.M) ab. Der Vorteil: Im Gegensatz zum klassischen Jurastudium hast du hier nach drei Jahren einen Abschluss in der Hand und stehst (im schlimmsten Fall) nicht nach fünf Jahren mit leeren Händen da, weil du durch das Erste Staatsexamen gefallen bist. Der Bachelor und Master of Laws sind außerdem international anerkannt und gelten als praxisorientierter als das klassische Jurastudium. Als Richter oder Staatsanwalt kannst du als LL.B oder LL.M jedoch nicht arbeiten – du musst dich als Absolvent zum Beispiel mit Jobs in Unternehmen oder Kanzleien begnügen.

Viele Jurastudierende und Volljuristen entscheiden sich auch für einen LL.M, um ihr Profil zu stärken oder sich internationaler auszurichten – sozusagen als Zusatzqualifikation. So viel Zeit musst du dafür einplanen:

Die Dauer des LL.B – sechs bis acht Semester

Der LL.B ist ein Bachelorstudiengang und dauert dementsprechend sechs Semester in Regelstudienzeit, also drei Jahre. Einzelne Studiengänge können aber auch etwas länger dauern und etwa sieben oder acht Semester in Anspruch nehmen. Bei einem LL.B-Studium paukst du nicht nur reines Jura, sondern hast auch andere Schwerpunkte, in der Regel mit starkem wirtschaftlichem Bezug. Auch ausländisches Recht steht auf den meisten Lehrplänen.

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Die Dauer des LL.M – zwei bis vier Semester

Der LL.M ist der Masterstudiengang, der auf den LL.B aufbaut, ist aber auch bei Volljuristen beliebt, die sich zusätzliche Kenntnisse aneignen möchten. Zwar bieten auch einige deutsche Unis mittlerweile ein LL.M-Studium an, besonders begehrt sind jedoch Studienplätze im Ausland, da sich so gleichzeitig Auslandserfahrungen sammeln lassen. Dabei handelt es sich oft um keine unerhebliche Investition – besonders in beliebten Studienländern wie den USA oder Großbritannien können die Kosten für ein LL.M-Programm schnell im mittleren bis höheren fünfstelligen Bereich liegen.

In Deutschland solltest du für den Master of Laws in der Regel vier Semester einplanen. Ausländische Hochschulen ziehen das Programm oft noch schneller durch: An vielen Unis bist du hier bereits nach 2 Semestern, also einem Jahr, fertig.

Die beliebtesten Berufe nach dem Jurastudium

Die juristische Ausbildung ist lang und fordernd. Dafür stehen Juristen nach dem Jurastudium und dem Referendariat verschiedene Türen weit offen: Ein starres Berufsbild für Juristen gibt es längst nicht mehr. Juristen sind vielseitig einsetzbar und werden fast in allen Branchen benötigt. Doch wohin zieht es die meisten Juristen? Einen Überblick verschafft dieses Ranking der Juristenberufe.

1. Der Klassiker: Anwalt / Anwältin

An der Poleposition der Juristen ändert sich einfach nichts. Trotz vieler Möglichkeiten, die den Juristen offenstehen, wird der mit Abstand größte Anteil Anwalt. Entweder selbstständig oder angestellt in einer Kanzlei. Die Art der Kanzlei ist dabei natürlich unterschiedlich. Während sich der größte Teil der Anwälte derzeit den mittelständischen Kanzleien mit Mitarbeiterzahlen zwischen 5 und 100 Anwälten anschließt, steigt auch die Anzahl derer, die sich einer der großen Law Firms anschließen wieder beträchtlich an. Die Gründe für den Start in der Großkanzlei sind vielfältig: Neben spannenden (internationalen) Mandaten, einem riesigen Netzwerk und ausgezeichneten Weiterbildungsmöglichkeiten locken Großkanzleien auch mit einem Einstiegsgehalt, das seinesgleichen sucht. 

2. Unternehmensjurist: Ab in die Rechtsabteilung!

Für viele Juristen stellt sich zu Beginn ihres Arbeitslebens die Frage, wo es hingehen soll. Gerade das häufig bemängelte Verhältnis zwischen Arbeits- und Freizeit bei Anwälten lässt die Zahlen derer ansteigen, die als Juristen in die Rechtsabteilungen von Unternehmen gehen. Aber nicht nur die Work-Life-Balance ist hier ausgewogener. Häufig sind die Gehälter nahezu mit denen der Großkanzleien vergleichbar und das zu angenehmeren Arbeitsbedingungen. Besondere firmenabhängige Vorsorgemodelle oder flexible Arbeitsmodelle tun dann ihr Übriges. Auch hier gibt natürlich der wirtschaftliche Aufschwung den Ton an und so steigt die Zahl der Unternehmensjuristen / Syndikusanwälte Einstellungen weiter.

 

3. Richter, Staatsanwalt, Verwaltung: Öffentlicher Dienst

Die drittgrößte Anlaufstelle ist ebenfalls ein Klassiker unter den Berufen für Juristen. Es sind die Stellen im Staatsdienst. Wer sich vom Staat besolden lassen möchte, hat auch hier mehrere Optionen. Die meisten beim Staat angestellten Juristen sind Richter, Staatsanwälte und Verwaltungsbeamte. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten. Das Auswärtige Amt, die Polizei, der Diplomatendienst und der Bundesnachrichtendienst stellen ebenfalls Juristen ein. Geregelte Arbeitszeiten, Jobgarantie, sichere Rente/Pension und familienfreundliche Arbeitsmodelle sind hier häufig ausschlaggebende Argumente für eine Berufswahl zugunsten des Staates.

4. Quereinstieg in der Unternehmensberatung/Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Eine weitere, noch nicht so sehr verbreitete Option ist die des Quereinsteigens. Insbesondere Unternehmensberatungen suchen Juristen, die für sie arbeiten. Teilweise ist deren Aufgabengebiet noch juristisch angehaucht und daher noch mit dem Erlernten zu verbinden. Wer also Interesse hat, bereits Erlerntes mit Neuem zu verbinden, der sollte wie schon viele andere vor ihm über einen Quereinstieg in die Welt der Unternehmensberatungen nachdenken!

Während Wirtschaftsprüfungen ursprünglich vor allem Jobs für BWL-Absolventen bereithielten, sind sie heute für weitaus mehr Absolventen verschiedener Fachrichtungen zugängig. So eben auch für uns Juristen. Die Bezahlung in den großen Wirtschaftsprüfungen ist gut und die Aufgaben vielfältig, um nur zwei der Argumente für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu nennen.

5. Verbände und Vereine

Weitere Arbeitgeber für Juristen sind Verbände und Vereine. Hier werden häufig Juristen in leitenden Positionen gesucht oder zur rechtlichen Betreuung von Vertragsverhandlungen benötigt.

6. Notariat

Nicht zu vergessen: Die Notare! Ebenfalls ein Klassiker unter den Berufen für Juristen. Allerdings meistens in Kombination mit einer Tätigkeit als Anwalt. Die schwierige Ausbildung zum Notar und die Überschaubarkeit an freien Notarstellen führen dazu, dass trotz guter Bezahlung und angenehmem Aufgabengebiet nur ein verhältnismäßig geringer Anteil von Juristen tatsächlich Notar wird.

 

Die Dauer des Jurastudiums hängt von sehr vielen Faktoren ab, sodass es praktisch unmöglich ist, eine genaue Zeitspanne festzulegen. Gehst du den klassischen Weg über die beiden Staatsexamen oder wählst du den Bachelor und den Master? Ziehst du das Studium von vorn bis hinten strikt durch oder lässt du dir mehr Zeit, um den Stoff zu lernen? Prinzipiell gilt, dass du lieber etwas mehr Zeit einplanen solltest. Die Statistiken zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Studierenden das Studium in der Regelstudienzeit schafft – zumindest, was das Staatsexamen angeht. Das hat nicht etwa mangelnde Motivation zur Ursache, sondern die Tatsache, dass die Inhalte anders fast nicht zu bewältigen sind. Am Ende ist es wichtiger, dass du mit einer guten Note abschließt. Ob du dafür ein Semester mehr oder weniger gebraucht hast, interessiert die meisten potenziellen Arbeitgeber nur wenig.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.