Titelseite für das Interview über den juristischen Arbeitsmarkt in Deutschland mit CEO von Talent Rocket, der führenden juristischen Karriereplattform in Deutschland.

Veröffentlicht am 04.12.2023

Auf uns kommt ein akuter Juristenmangel zu

Ein Interview zur aktuellen Lage im juristischen Arbeitsmarkt mit unserem CEO Sebastian von Glahn

Immer wieder hört man von ihm: dem Wandel im juristischen Arbeitsmarkt und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel, oder "War for Talents". Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sich juristische Arbeitgeber in Sachen Arbeitgebermarketing, Gehalt und Benefits stark positionieren müssen, um weiterhin beim Nachwuchs zu punkten und neue Talente zu gewinnen und natürlich auch zu halten.

Wir haben hierzu einmal unseren CEO Sebastian von Glahn, seines Zeichens Volljurist und Experte im Thema juristischem Recruiting und Rechtsmarkt, gefragt, welche aktuellen Trends er im Markt beoachtet und was er Arbeitgebern rät, um den neuen Herausforderungen souverän zu begegnen.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Fachkräftemangel in der juristischen Branche in den letzten Jahren entwickelt, und welche Auswirkungen sehen Sie auf die Suche und Bindung von Talenten?

Zwei wichtige Faktoren bestimmen den Fachkräftemangel im juristischen Arbeitsmarkt. Die Einstellungszahlen sind weiterhin hoch, auch wenn sie im laufenden Jahr zu 2022 etwas abgenommen haben. Zweitens stagnieren die Ausbildungszahlen in der juristischen Ausbildung seit 10 Jahren. Es werden nur 7.500 - 8.500 Volljurist:innen im gesamten Jahr in Deutschland ausgebildet. Diese Zahlen reichen nicht, um alle Stellen zufriedenstellend zu besetzen.

Inwiefern wird Ihrer Meinung nach die Bedeutung von Zusatzleistungen (Benefits) und flexiblen Arbeitszeiten für Jurist:innen in den kommenden Jahren zunehmen?

Viele juristische Arbeitgeber bieten immer mehr Benefits an. Deutlich wichtiger ist jedoch ein Angebot von flexiblen Arbeitszeiten. Immer weniger Jurist:innen gehen das klassische Angebot viel Zeit im Tausch gegen viel Geld mit. Das Bedürfnis, neben dem Beruf noch anderes zu tun, wächst. Auch wenn ein Lohnverzicht damit einhergeht. Ein großes Problem ist allerdings, dass viele Arbeitgeber zwar Maßnahmen ins Leben rufen, diese aber nicht oder nicht ausreichend in der Zielgruppe der Bewerber:innen bewirbt. “Tue Gutes und rede darüber” ist hier die Devise.

Immer weniger Jurist:innen gehen das klassische Angebot viel Zeit im Tausch gegen viel Geld mit. Das Bedürfnis, neben dem Beruf noch anderes zu tun, wächst.
Sebastian von Glahn

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Welche Faktoren beeinflussen Ihrer Meinung nach die Höhe der Gehälter für Jurist:innen, und wie könnten sich diese Einflüsse in Zukunft verändern?

Die Gehälter der großen Wirtschaftskanzleien schieben sich seit Jahren spiralförmig nach oben. Teils entfernen sich die Gehälter vom Restmarkt immer deutlicher. Wer die Steigerungsspirale nicht mitgehen kann oder will, der muss andere Vorteile umso stärker nach außen tragen. Ein weitere Trend in 2023 ist aber auch, dass deutlich mehr auf die Wirtschaftlichkeit bei den Gehältern geachtet wird.

Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen im nicht-juristischen Arbeitsmarkt, insbesondere im Bereich der Rechtsanwaltsfachangestellten? Spiegeln sich hier ähnliche Trends wie bei Jurist:innen wider?

Der Markt ist sogar nochmal angespannter. Die Ausbildungszahlen sinken extrem. Die Gehälter steigen trotz des enormen Mangels kaum. So macht ein Jobwechsel oft wenig Sinn und Stellen bleiben unbesetzt. Hier liegt der Ball klar im Feld der Arbeitgeber. Wer einstellen will, muss sich abheben und in die Suche investieren.

Unser Fazit: Um nach wie vor neue juristische Talente für sich als Arbeitgeber zu gewinnen, reicht es nicht allein mehr aus, nur Stellenanzeigen zu schalten und auf das Beste zu hoffen. Nur durch proaktive Maßnahmen, wie ein authentisches Employer Branding zur nachhaltigen Steigerung der Arbeitgebermarke im Markt, klare Kommunikation und auch Ausbau von Benefits zusätzlich zum Gehalt, oder sogar die direkte Ansprache von juristischen Talenten über die Aktive Suche, können Sie in der aktuellen Marktlage des Arbeitnehmermarktes wettbewerbsfähig bleiben.