breaking.through und TalentRocket haben verschiedene Juristinnen gebeten, ihre Top 5 Empfehlungen, Tipps, Gründe & Co zu verschiedenen Themen, die Jurist:innen in ihrem Arbeitsalltag begegnen, wenn nicht sogar fortwährend begleiten, mit uns zu teilen. Den Auftakt macht Dr. Ivana Mikešić, LL.M.
Dr. Ivana Mikešić, LL.M. ist Gründerin und Partnerin der Kanzlei R&P Legal. Bevor sie die Kanzlei 2016 gegründet hat, ist sie in verschiedenen internationalen Wirtschaftssozietäten Partnerin gewesen. Seit 2001 ist sie als Rechtsanwältin tätig, ein sie seitdem begleitendes Thema: die Mandantenakquise.
Wie die erfolgreiche Akquise gelingen kann und wie Flauten (denn die gibt es immer!) durchgestanden werden können, erläutert Dr. Ivana Mikešić, LL.M. in ihren 5 Tipps für die Mandantenakquise.
1. Tipp: Go easy
Nichts ist schlimmer, als das große "D" wie "desperate" bei der Akquise von Mandanten und Mandaten auf der Stirn zu tragen. Wo fange ich an? Bei wem setze ich an? Wie erhalte ich eine Möglichkeit, mein Können und Wissen zu präsentieren? Es gibt unendlich viele Anknüpfungspunkte, zumal in einer mit steigendem Tempo medial diversifizierten Welt. Es gilt, die richtigen Ansätze zu finden. Wenn man sich nicht die Zeit nimmt, zu durchdenken, was überhaupt erfolgversprechend sein kann, verliert man sich schnell: im Pool der Möglichkeiten, in oberflächlichen Phrasen, in überflüssigen Kommunikationssträngen – und über die falschen kommunikativen Verknüpfungen in abwegigen Ideen, die nicht umsetzbar sind. Es folgt: Energieverlust! Und vor allem: große Fragezeichen, wenn man zwar sehr viel operative Hektik generiert, aber wenig Ergebnisse dabei erzielt. Wer würde über solchem Heißlaufen nicht verzweifeln? Und ist es nicht so: Wenn wir zu viel wollen, sind wir keine angenehmen Gesprächspartner:innen.
Es langsam und mit leichter Hand anzugehen, bedeutet, sich über die Vorfragen klar zu werden. Zuallererst: ehrlich zu sich selbst zu sein. Welche Mandate sind schon da, und wie arbeite ich, wie arbeiten wir sie ab? Wie ist die Resonanz der Mandant:innen, was loben sie, wo zweifeln sie? Haben wir im Verbund, habe ich als professionelles Individuum eine nachhaltige Review-Kultur, die diesen Namen verdient?
Die beste Möglichkeit der Akquise bietet sich im bestehenden Mandat. Nirgends ist man seinen Mandant:innen näher, nirgends hat man eine bessere Möglichkeit, seine Register zu ziehen.
Wenn es gut läuft: Das Mandat Revue passieren lassen. Die Guten loben. Schwachstellen identifizieren. Nachschärfen. Zurückhaltend – zurückhaltend, bitte! – Feedback einholen. Die Bahn ist frei für den nächsten Auftrag, ein neues Projekt.
Wenn es mit diesem Mandanten nicht funkt: So ist das Leben. Nicht jedes Mandatsverhältnis funktioniert – das kann viele Gründe haben. Und noch schlimmer, als das Bindungs- und Akquisepotential eines bestehenden Mandatsverhältnisses zu übersehen, ist es, ein totes Pferd zu reiten. Das bedeutet nicht, schon beim ersten Fehler alles hinzuschmeißen oder sich der Reflexion zu verweigern: Ohne Standhaftigkeit und kritische Reflexion gibt es keine erfolgreiche anwaltliche Beratung. Aber wenn sich aus einer Mandatssituation heraus kein Vertrauensverhältnis, keine Bindung, kein Wachstum entwickeln will: Loslassen! Kritisch bewerten! Weitersuchen! Weitermachen! Die Durchlässigkeit der Beziehungen, der Netzwerke zulassen und die Dinge frisch angehen.