Das klingt nicht besonders juristisch – haben Sie deswegen intern gewechselt oder welche Anknüpfungspunkte gab es?
Jura hatte in der Tat in diesem Job nur eine kleine Rolle gespielt, dennoch war er bereichernd für mich, da er meinen geistigen Horizont erweiterte. Das Jurastudium ist breit gefächert und aufgrund der vielen Rechtsgebiete alles andere als eintönig. Dennoch beschäftigt man sich jahrelang ausnahmslos mit Recht.
In unserem Team trafen mit Juristen, Verwaltungswirten, Stadtplanern und Landschaftsarchitekten viele Professionen aufeinander. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit war lehrreich, da man Arbeits- und Denkweisen anderer Berufe kennengelernt hat. Die Tätigkeit erforderte von mir aber auch schon damals die Beschäftigung mit dem Vergaberecht, da wir für unsere Arbeit sowohl Waren, wie beispielsweise Give-Aways für unsere Öffentlichkeitsarbeit, als auch Dienstleistungen beschaffen mussten.
In dieser Zeit wuchs immer mehr mein Interesse an diesem Rechtsgebiet. Mein beruflicher Wechsel resultierte also daraus, dass ich mich intensiver mit dem Vergaberecht beschäftigen wollte.
Was muss man sich unter Vergaberecht bei einer Großstadt vorstellen und inwiefern ist das eigentlich öffentlich- oder privatrechtlich ausgeprägt?
Das Vergaberecht ist eine spannende und tagesaktuelle Materie, da es festlegt, nach welchen Regeln die öffentliche Hand Waren, Bau- und Dienstleistungen einkaufen darf, um ihren Bedarf und ihre Aufgaben zu erfüllen. Die Vergabestelle 1, in der ich tätig bin, beschafft vom Kugelschreiber über Büromobiliar bis hin zu Feuerwehrfahrzeugen und Sicherheitsfirmen für das Oktoberfest alles, was die Landeshauptstadt München an Waren und Dienstleistungen benötigt.
Interessant zu erwähnen ist dabei, dass unsere Tätigkeit zu 90% privatrechtlich geprägt ist. Zwar gehört das Vergaberecht zum Wirtschaftsverwaltungsrecht, ist also eine Materie des öffentlichen Rechts. Die Verträge, die wir mit den Firmen schließen, richten sich jedoch ausschließlich nach den zivilrechtlichen Grundsätzen. Unsere Arbeit zeigt, dass man sich in der Verwaltung nicht immer nur mit Verwaltungsrecht beschäftigen muss.
Und wie ist dabei das Direktorium aufgebaut?
Das Direktorium ist wie eine große Stabsstelle des Oberbürgermeisters. Es umfasst zwei große Hauptabteilungen, die Rechtsabteilung sowie weitere kleinere Abteilungen.. Innerhalb einer der beiden Hauptabteilungen befindet sich unsere Vergabestelle, die ich stellvertretend leite. Die Vergabestelle unterteilt sich wiederum in die Amtsleitung sowie vier Fachabteilungen.