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Alles braucht ein Fundament – auch der Erfolg

Dr. Juliane Reichelt über das Bau- und Immobilienrecht als treibender Motor für Wirtschaft und Karriere

Ich bin als Quereinsteiger zu Heuking gekommen und seit 2015 Equity Partnerin. Zuvor war ich in anderen internationalen Wirtschaftskanzleien tätig, zeitweise auch im Ausland. Seit dem Beginn meiner beruflichen Tätigkeit im Jahr 2003 ist mein Tätigkeitsschwerpunkt das zivile Immobilienrecht. Ich berate meine Mandanten bei Erwerb und Veräußerung von Immobilen und Portfolios (Asset oder Share Deal), der Entwicklung und Realisierung von Bauvorhaben, im privaten Bau- und Architektenrecht sowie im gewerblichen Mietrecht und Immobilienleasing. 

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Dr. Juliane Reichelt, Equity Partnerin

Frau Dr. Reichelt, das Immobilienrecht spielt in vielen Rechtsbereichen eine entscheidende Rolle. Müssen Bewerber schon zu Beginn der Karriere Allrounder sein oder erlernt man die Kernpunkte Ihrer Praxisgruppe „learning by doing“?

Eine fundierte juristische Ausbildung und gute rechtliche Kenntnisse sind notwendig und bei uns Einstellungsvoraussetzung. Die weitere Ausbildung übernehmen wir. Dies umfasst nicht nur die fachliche Spezialisierung, sondern auch die weitere Entwicklung der unternehmerischen und persönlichen Fähigkeiten. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Mandatsarbeit und die Nähe zum Mandanten. Wir halten es hier mit Goethe, der schrieb „Wenn man ins Wasser kommt, lernt man schwimmen". Bei uns werden die jungen Rechtsanwälte von Anfang an aktiv in die Mandantenbetreuung miteinbezogen.

Ein weiterer wichtiger Baustein sind Weiterbildungen: Mit unserer Heuking Academy haben wir ein sehr gutes Weiterbildungsprogramm entwickelt. Wir legen einen starken Fokus auf die Förderung und Entwicklung unserer Mitarbeiter und geben diesen durch das breitgefächerte Angebot der Heuking Academy die Möglichkeit, selbst den Weg ihrer Entwicklung mitzubestimmen. Die Weiterbildungsprogramme richten sich jeweils an die unterschiedlichen Berufsgruppen innerhalb der Kanzlei. Sie sind eigens für diese Zielgruppen konzipiert, orientieren sich an aktuellen Themen und haben einen hohen Praxisbezug.

 

War für Sie die Partnerschaft von Beginn an ein Ziel oder gab es ein ausschlaggebendes Ereignis, das zu dieser Entscheidung führte?

Nach einer ersten Orientierungsphase als Berufseinsteigerin stand für mich schnell fest, dass ich Partnerin werde möchte. Aber es ist immer auch eine Frage der Möglichkeiten. Außerdem gilt es, den Career Track zu meistern. Ein Partner sollte nicht nur ein hervorragender Jurist und Anwalt sein. Mindestens ebenso wichtig sind die unternehmerischen und persönlichen Fähigkeiten – und auch ein Quäntchen Glück gehört dazu. Bei mir haben sich alle Bedingungen sehr gut entwickelt und gefügt. Schließlich ergab sich eine Gelegenheit, die ich beim Schopfe gepackt habe. Dazu gehört auch Mut. 

Frau Dr. Reichelt, was ist denn „des Pudels Kern“? Liegt der Schwerpunkt Ihrer Praxisgruppe „Immobilien & Bau“ eher auf dem Privatrecht oder dem öffentlichen Recht?

Weder noch – dies wäre auch zu kurz gesprungen. Unsere Praxisgruppe kann nicht nur Privatrecht und öffentliches Recht, sondern bietet sehr viel mehr. Wir beraten nationale und internationale Mandanten zu allen Rechtsfragen im gesamten „Lebenszyklus einer Immobilie". Zu unseren Schwerpunkten zählen natürlich Immobilientransaktionen und Finanzierungen. Wir übernehmen auch die bauplanungsrechtliche Beratung (einschließlich der Gestaltung von städtebaulichen Verträgen und nachbarrechtlichen Vereinbarungen) sowie die juristische Steuerung von Bauvorhaben, insbesondere natürlich Entwurf und Verhandlung von Bau- und Architektenverträgen. Ferner beraten wir bei der Gestaltung von Miet- und sonstigen Nutzungsverträgen sowie der Umsetzung von Sale and Lease-Back-Modellen. Schließlich betreuen wir bei Vergabeverfahren und vertreten unsere Mandanten gegenüber Behörden und Gerichten. 
 

Von der Bauplanung bis zur Schiedsgerichtsbarkeit – Ist Full-Service in Ihrer Praxisgruppe wortwörtlich zu nehmen?

Auf jeden Fall. Das Bau- und Immobilienrecht ist eine sehr komplexe Querschnittsmaterie, das viele Rechtsgebiete vereint. Wichtige Schwerpunkte sind, wie oben schon angesprochen, das Privatrecht und das öffentliche Recht. Daneben stellen sich aber häufig auch Fragen aus anderen Rechtsgebieten, bspw. Gesellschaftsrecht, Banking/Finance, Kapitalmarktrecht, Steuerrecht, Vergaberecht, Beihilfe- und Kartellrecht usw. Als Full-Service-Kanzlei verfügen wir auch in allen an das Bau- und Immobilienrecht angrenzenden Rechtsgebieten über besondere Expertise. In unserer Praxisgruppe „Immobilien & Bau" sind deshalb Spezialisten aus allen relevanten Rechtsbereichen vertreten. Sie umfasst derzeit ca. 90 Rechtsanwälte und auch erfahrene Notare zählen zu unserem Team.

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Wie sieht ein typischer Arbeitsprozess von der Aufgabe bis zum Ergebnis aus – Gibt es nur das „Schema F“ oder braucht es immer eine andere Strategie?

Typische Juristenantwort: Es kommt darauf an. Für einige Aufgaben kann auf Vorlagen und Schemata zurückgegriffen werden, die aber immer auf den konkreten Fall anzupassen sind. Andere Aufgaben erfordern eine sehr individuelle Lösung, die gerne auch kreativ sein darf. Alle Spielarten sind denkbar und erlaubt, solange Arbeitsprozess und Ergebnis eingerahmt sind durch eine fachlich exzellente und an den Interessen des Mandanten ausgerichtete pragmatische Beratung. Mandantenorientiertes Rechtsmanagement fordert Spitzenleistung von jedem Einzelnen und Servicebereitschaft von allen. Wir setzen auf die Eigeninitiative unserer Rechtsanwälte. Bei uns ist jede Meinung willkommen.

 

Zivil- oder Verwaltungsrecht? Sollten Bewerber hier eine Affinität für beides besitzen oder werden die Aufgaben jeweils unter spezialisierten Anwälten in der Praxisgruppe aufgeteilt?

Wir sind sehr flexibel und stellen uns auch auf die Präferenzen des Bewerbers ein. Mein klarer Schwerpunkt ist das zivile Immobilienrecht. Es gibt aber in unserer Praxisgruppe auch viele Anwälte, die in mehreren Rechtsgebieten tätig sind. Dies bietet sich insbesondere bei einer branchenbezogenen Spezialisierung an. Jeder Mitarbeiter hat bei uns die Möglichkeit und die Chance, seinen Tätigkeitsschwerpunkt selbst mitzubestimmen und seinen Business Case zu entwickeln. Jeder ist seines Glückes Schmied. 

 

Auf längere Zeit muss auch das Team zusammenwachsen. Wie schafft Heuking dies innerhalb der Praxisgruppen und auch übergreifend?

Wir haben deutschlandweit eine der größten Praxisgruppen im Bereich „Immobilien & Bau“. Trotz unserer Größe sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft. Der Teamspirit entwickelt und stärkt sich vor allem durch die gemeinsame Mandatsarbeit. Je nach Aufgabenstellung und Größe der Projekte bilden wir – auch standortübergreifend – schlagkräftige Teams, die sehr gut und reibungslos zusammenarbeiten. Dabei entwickeln sich natürlich eingespielte Teams. Aber so unterschiedlich und vielfältig die Projekte sind, so flexibel ist auch die Zusammensetzung der Teams. Ziel ist eine schnelle und effiziente Beratung des Mandanten. Für das Teambuilding mindestens ebenso wichtig ist der fachliche und soziale Austausch außerhalb der reinen Mandatsarbeit. Hier haben wir in den letzten Jahren ein tolles Angebot mit der Heuking Academy geschaffen. Außerdem finden regelmäßig Praxisgruppentreffen statt, in denen wir über neue rechtliche Entwicklungen, Mandatsarbeit und gemeinsame Projekte/Veranstaltungen (z.B. EXPO REAL oder MIPIM) sprechen. Daneben gibt es sozietätsweite Partnertreffen, Mitarbeiterwochenenden usw. Ich persönlich finde, dass der Zusammenhalt in unserem Team und der gesamten Sozietät etwas Besonderes ist. Viele Kollegen sind nicht nur beruflich, sondern auch freundschaftlich miteinander verbunden.

Wir beraten nationale und internationale Mandanten zu allen Rechtsfragen im gesamten „Lebenszyklus einer Immobilie".
Dr. Juliane Reichelt

Heuking Kühn Lüer Wojtek berät und betreut sowohl private Mandanten als auch die öffentliche Hand. Entstehen hierbei manchmal in der Mandatsarbeit positive Wechselwirkungen?

Die positiven Wechselwirkungen sind klar im Vorteil. Die Bandbreite unserer juristischen Beratung reicht von mittelständischen Unternehmen bis hin zu börsennotierten Großunternehmen in allen wirtschaftsrechtlichen Belangen. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Mandatsbetreuung liegt im öffentlich-rechtlichen Bereich, in dem wir Entscheidungsträger auf allen Ebenen der Verwaltung beraten. Auf Grund unserer Erfahrung kennen wir die Interessen, die Arbeitsabläufe und die besonderen Bedingungen sowohl bei privaten Mandanten als auch der öffentlichen Hand. Dieses Wissen ist ein starker Vorteil bei der Mandatsbearbeitung.

Insbesondere bei nicht streitigen Mandaten, bspw. bei Transaktionen oder Projektentwicklungen, hilft das Verständnis nicht nur für den eigenen Mandanten, sondern auch für die anderen Beteiligten, das gemeinsame Projekt erfolgreich zu realisieren. Wir sind eine Kanzlei mit über 400 Rechtsanwälten, bei dieser Größe lässt es sich nicht vermeiden, dass wir Mandatsanfragen erhalten, die in einer Interessenkollisionen stehen können. Dies kann strafrechtlich und berufsrechtlich gravierende Folgen haben. Wir nehmen dieses Thema sehr ernst und führen selbstverständlich vor jeder Mandatsannahme eine standortübergreifende Kollisionsprüfung durch.

 

Frau Dr. Reichelt, reicht das an der Universität und im Referendariat vermittelte Wissen tatsächlich oder müssen sich Berufseinsteiger noch viel Wissen aneignen, wenn sie sich für Ihre Praxisgruppe entscheiden?

Für den Berufseinstieg genügt das an der Uni und im Referendariat Gelernte. Ein besonderes Know-How in rechtlichen Spezialmaterien erwarten wir nicht und ist auch nicht notwendig. Die weitere Ausbildung begleiten und fördern wir. Dabei gibt es aber kein Pflichtprogramm, das abgearbeitet werden muss. Der Job soll vor allem Spaß machen. Schon durch die frühe Einbindung in die Mandatsarbeit erwerben die Berufseinsteiger vertiefte fachliche Kenntnisse. Wir arbeiten meist in Teams und haben flache Hierarchien. Bei uns kocht der Koch noch selbst. Damit meine ich, dass die Partner nicht nur das Team führen, sondern in dem Mandat aktiv mitarbeiten. Die Berufseinsteiger sind eng an den Partnern dran. Dies sind große Vorzüge, nicht nur bei der fachlichen und unternehmerischen Ausbildung, sondern auch bei der Entwicklung der Soft Skills. 

Work or life? Wie schafft Heuking die Balance in der Praxisgruppe für „Immobilien & Bau“?

Work-Life-Balance meint ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben. Für mich ist die Arbeit gleichermaßen Beruf und Passion. Deshalb finde ich den Begriff Work-Life-Balance unpassend. Außerdem lassen sich Beruf und Privatleben heute nicht (mehr) klar voneinander trennen. Die Grenzen verschwimmen. Wir arbeiten im Home Office und sind dank Smartphone flexibel erreichbar. Die Arbeitswelt ist digital und ermöglicht uns auch Arbeitszeit-Souveränität. Ich spreche mich daher für die Work-Life-Integration aus, zu der es sehr gut klingende Theorien gibt. In der Praxis ist aber die Work-Life-Integration kompliziert. Wir sind dem Thema gegenüber sehr offen eingestellt und eröffnen unseren Mitarbeitern viele Möglichkeiten, wobei Teilzeit, flexible Arbeitszeiten und Home-Office hier nur Stichworte sind. Wir sind aber auch bereit, Pfade abseits der ausgetretenen Wege zu gehen. Für uns ist es selbstverständlich, unsere Mitarbeiter bei ihrer individuellen Karriere- und Lebensplanung zu unterstützen. Dafür bieten wir bspw. für junge Anwältinnen und Anwälte spezielle Workshops und Coachings an.

 

Was möchten Sie den Nachwuchsjuristen noch als Tipp mit auf den Weg geben?

Erstens: Nutzen Sie Ihre Ausbildung, um einen Einblick in die verschiedenen Bereiche zu bekommen und über den Tellerrand hinauszublicken. Zweitens: Sammeln Sie Erfahrung und erkennen Sie Ihre Stärken. Und drittens: Stecken Sie sich Ziele. Laotse sagte: "Wer kein Ziel hat, kann auch keines erreichen." 

 

Vielen Dank, Frau Dr. Reichelt!

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