Der Bereich Intellectual Property umfasst sowohl technische Schutzrechte, wie Patente, als auch nicht-technische Schutzrechte wie Marken, Designs und Urheberrecht. Typischerweise sind IP-Anwälte auch im Wettbewerbsrecht tätig. In der Praxis gibt es wenige Anwälte, die alle Felder abdecken.
Hallo Herr Dr. Gauss, wenn man den ganzen Tag mit Marken zu tun hat, kauft man dann bewusster No-Name-Produkte?
Eher nicht. Die Hauptfunktion von Marken ist, für die Verbraucher sicherzustellen, dass sie Produkte in gleicher Qualität vom gleichen Anbieter erwerben können. Dies ist bei No-Name-Produkten nicht gewährleistet.
Ich achte verstärkt darauf, Produkte mit guter Qualität zu erwerben, von Lebensmitteln über Bekleidung bis zu technischen Geräten. Wenn man billig kauft, erwirbt man in der Regel das Produkt zweimal.
Weiter identifiziere ich mich auch mit meinen Mandanten und deren Produkten und versuche diese zu unterstützen.
Was macht Intellectual Property im Gegensatz zu anderen Rechtsgebieten überhaupt aus?
Im Unterschied zu anderen Rechtsgebieten, ist IP-Recht sehr „greifbar“. Häufig kennt man die involvierten Marken und Produkte. Man kann sich leicht mit den Marken identifizieren. Es ist sehr „lebendig“ und man sieht schnell die Ergebnisse der eigenen Arbeit, da die rechtsverletzenden Produkte letztendlich „asap“ vom Markt müssen. Wenige Rechtsgebiete bieten die Chance, so international zu arbeiten wie im IP-Recht.
Ab welchem Punkt wird man als IP-Rechtler involviert, wenn die Marke schon verletzt ist oder von Anfang bis Ende?
Im Idealfall betreuen wir Mandanten lange vor Produkteinführung bei strategischen Entscheidungen, z.B. bei der Anmeldung ihrer Marken und Designs. Hier werden bereits die Weichen für die spätere Verteidigung der Marken/Designs gestellt. Eine Marke, die nicht alle Produkte des Mandanten umfasst, kann schwer zu verteidigen sein. Weiter ergeben sich viele taktische Fragen vor einem Prozess.
Noch vor ein paar Jahre hörte man in Zusammenhang von Markenrechtsverletzungen oft von chinesischen Unternehmen, die u. a. deutsche Produkte kopierten. Stellen solche Fälle heute noch Ihre Hauptbetätigung dar oder wo liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt?
Tatsächlich stammt der größte Teil von Plagiaten noch immer aus China. Plagiate werden allerdings nicht mehr in großen Containern, sondern in kleineren Mengen über den Postweg verschickt, um die Durchsetzung von Ansprüchen schwieriger zu machen. Das Vorgehen gegen Plagiate gehört zu meiner Tätigkeit. Hier beraten wir Mandanten im Rahmen von Klageverfahren, einstweiligen Verfügungen, Beschlagnahmen im Rahmen von Messen, aber auch Grenzbeschlagnahmeverfahren. Wir vertreten allerdings auch viele Mandanten aus Hongkong und China und beraten Mandanten auch bei der Absicherung ihrer Rechte und auch etwa bei der Prüfung, ob Produkte in einer bestimmten Form oder Farbe oder unter einer bestimmten Marke vermarktet werden können, ohne Rechte Dritter zu verletzen.