Als deutscher Jurist im Ausland arbeiten - wie möglich?

Verfasst von Finn Holzky

Als deutscher Jurist im Ausland arbeiten?!

Welche Hürden es für eine internationale Karriere als Jurist zu meistern gilt

Während des Studiums verbringt heute nahezu jeder Student einige Zeit im Ausland, egal ob als Erasmus Student oder aufgrund eines LL.Ms. Während jedoch Studierende anderer Studienfächer von den Bologna Reformen profitieren und somit ihre Abschlüsse weltweit nutzen können, sind Juristen durch das deutsche Staatsexamen hierbei ein wenig eingeschränkt. Das hat auch seinen guten Grund: gerade Rechtssysteme unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Ein deutscher Jurist würde sich beispielsweise in einem Amerikanischen Jury Prozess wahrscheinlich ohne besondere Zusatzqualifikationen nicht besonders gut schlagen.

Jobangebote in internationalen Großkanzleien:

Arbeiten im Ausland: Was können Juristen anstreben?

Grundsätzlich ist der Vorteil der breiten Ausbildung zum Volljuristen die Fülle an offenstehenden Türen nach den beiden Examina. Wenn man als Jurist im Ausland arbeiten möchte, stehen immer noch viele Wege offen. Es gibt jedoch ein paar Türen, die sich, zumindest fast, gänzlich schließen.

In der freien Wirtschaft sind die Chancen auf einen unproblematischen Wechsel vergleichsweise hoch. Je nach Destination müssen Anwälte zwar noch Zusatzqualifikationen erwerben, doch die Zulassung ist in allen Fällen realisierbar. Wirtschaftsjuristen in Unternehmen haben es häufig noch einfacher, da hierfür nicht selten die Zulassung als Anwalt unnötig ist.

Wer hingegen im Staatsdienst tätig werden möchte, oder als Staatsanwalt bzw. Richter arbeiten möchte, der muss sich auf größere Schwierigkeiten einstellen. Einige Staaten stellen nur Bürger des eigenen Landes als Richter oder leitende Verwaltungsjuristen ein und der Weg ins Richteramt in anderen Nationalstaaten kann nur als höchst kompliziert bezeichnet werden. Insofern ist es immer einfacher, wenn man seine Zukunft in großen und international agierenden Unternehmen sieht und dort zwischen den verschiedenen Standorten wechselt, als wenn man den Weg in die Justiz oder Verwaltung eines anderen Staates sucht.

Eine Ausnahme dieses Grundsatzes stellen Tätigkeiten im Rahmen der Europäischen Union dar. Diese sind vergleichbar mit denen eines Staatsdieners bzw. Beamten und sind eher unproblematisch zugänglich, da die Europäische Union einen Beamtenapparat aus verschiedenen Unionsbürgern unterhält.
 

Traumziel USA – So kann man als Anwalt in den Vereinigten Staaten arbeiten

Für nicht wenige Jurastudenten ist das die Traumvorstellung schlechthin: Als Anwalt in New York, Washington oder einer anderen Großmetropole arbeiten und jeden Tag wie in der Serie Suits leben und tätig sein.

Doch was für viele nur ein Traum bleiben wird, kann durchaus realisiert werden. Der Weg dahin ist nicht ganz einfach und mit einigen Kosten und Mühen verbunden, unmöglich ist er jedoch absolut nicht.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, um als Jurist in den USA tätig zu werden. Einerseits kann man alleine mit den beiden deutschen Examen und möglicherweise noch einem LL.M. aus den USA, der einem einige Türen öffnen kann, in Amerika zu arbeiten. Wer sich für diesen Weg entscheidet, muss sich aber klar darüber sein, dass es weder eine große Nachfrage nach solchen Juristen gibt, noch die Anwaltszulassung möglich ist.

Natürlich gibt es immer wieder Positionen in Kanzleien, die eine Anwaltszulassung nicht als zwingende Voraussetzung haben und sogar gezielt davon profitieren, wenn Kenntnisse des Deutschen Rechts vorhanden sind. Wie Sand am Meer gibt es diese Stellen allerdings nicht. Wer sich hierfür entscheidet muss sich darauf vorbereiten, eine Unzahl an Initiativbewerbungen zu schreiben und fast genauso viele Ablehnungen zu erhalten.

Der einfachere, wenn auch kostspieligere Weg ist der über das US-Amerikanische Bar-Examen. Das Bar-Examen setzt sich aus verschiedenen Prüfungsteilen zusammen und führt im Ergebnis zu dem Titel „Attorney at Law“ und der Zulassung als Anwalt in einem bestimmten Bundesstaat. Allerdings ist das Bar-Examen nicht gleichzusetzen mit einem vollwertigen Jurastudium in den Staaten und es besteht selbst dann häufig noch Erklärungsbedarf, inwiefern man sich für bestimmte Jobs eignet. Die Kosten für das Bar-Examen beginnen bei rund 5.000 Euro und können durch einen kommerziellen Repetitor oder eine bessere Lawschool noch deutlich höher ausfallen. Die Entscheidung für diesen Weg sollte daher wohl überlegt, gefällt werden.

Wer mit zwei Deutschen Examen, möglicherweise noch einem LL.M. und der Zulassung als Anwalt in einem Bundesstaat auf Jobsuche geht, hat durchaus realistische Chancen bei den international agierenden Großkanzleien im Big Apple und anderen Metropolen. Leicht wird der Weg jedoch nicht.

In der freien Wirtschaft sind die Chancen auf einen unproblematischen Wechsel vergleichsweise hoch.

Die beruflichen Freizügigkeiten für Anwälte innerhalb der Europäischen Union

Anders sieht es für Juristen, speziell Anwälte, innerhalb der Europäischen Union aus. Dass das deutsche Staatsexamen auch über die Grenzen des Landes hinaus etwas wert ist, zeigt sich, wenn man seine Möglichkeiten innerhalb der Europäischen Union abwägt. Anwälte sind in anderen EU-Staaten jederzeit und ohne zusätzliche Prüfungen dazu befugt, sich niederzulassen und ihre Tätigkeiten aufzunehmen. Wer also einmal in Deutschland die Anwaltszulassung erhalten hat, kann damit problemlos im gesamten Geltungsbereich der Europäischen Union tätig werden.

Doch auch Länder, die nicht Mitglieder in der Europäischen Union sind, wie zum Beispiel Norwegen oder die Schweiz, bieten hierzu häufig die Möglichkeit durch bilaterale Abkommen an. Wer also innerhalb Europas als Anwalt tätig sein möchte, der braucht lediglich die Anwaltszulassung in Deutschland, die entsprechenden Sprachkenntnisse und falls nötig einen Arbeitgeber, der bereit ist, ihn einzustellen.

Der Weg in die Dienste der Europäischen Union

Wer in der Europäischen Union als Unionsbeamter tätig sein möchte, der profitiert von einer entsprechenden Karriere in einem Nationalstaat oder einem Einstieg direkt nach dem Studium, ermöglicht durch erste Schritte, die bereits während des Studiums gegangen wurden. Insbesondere der Quereinstieg aus der Privatwirtschaft ist deutlich schwieriger.

Wer sich als Unionsbeamter sein Geld verdienen möchte, der sollte zunächst einmal seine Fremdsprachenkenntnisse auffrischen. Nur Englisch reicht nämlich nicht, zumindest Französisch sollte man ebenfalls sprechen.

Abgesehen von der sprachlichen Hürde gilt es dann, einen Weg in den Beamtenapparat der Europäischen Union zu finden. Wie bereits angedeutet, geht das entweder über eine vorangegangene Beamtenlaufbahn innerhalb eines Nationalstaates oder aber über den direkten Einstieg als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Assistent eines EU-Abgeordneten.

Natürlich gibt es auch andere Wege, zum Beispiel den über eine Partei oder aber über das Richteramt. Denn auch auf EU-Ebene gibt es Richter und diese haben zuvor in den Nationalstaaten ihr Amt innegehabt. Vor allem aber braucht es Eines für den Weg in die Europäische Union und das ist Initiative. Jobs werden zwar von den entsprechenden Stellen öffentlich ausgeschrieben, aber vergleichsweise wenig beworben, und nicht selten werden diese Jobs an bereits in diesem Umfeld tätige Juristen vergeben. Es heißt also dauerhaft am Ball bleiben, Kontakte knüpfen und möglicherweise einen Job annehmen, den man erst einmal gar nicht möchte, aber als Möglichkeit zum Eintritt in diese, für viele doch zunächst fremde Welt, zu nutzen.

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Weltweit tätig sein als Jurist: Nicht einfach, aber machbar!

Wer sich nicht in einem bestimmten Land als Anwalt zulassen will oder kann und auch nicht als Beamter für die Europäische Union tätig sein möchte, dennoch aber weltweit beruflich agieren möchte, muss den Kopf nicht in den Sand stecken. Mit klassischen juristischen Berufen wie Anwalt oder Richter wird diese Vorstellung schwer umzusetzen sein, doch andere Branchen, in denen dies möglich ist, suchen ebenfalls ständig nach guten Juristen.

Typisch hierfür sind zum Beispiel Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie McKinsey und PricewaterhouseCoopers. Diese haben einen hohen Bedarf an hochqualifizierten Juristen und sind weltweit aktiv und vernetzt. Dementsprechend ist es immer wieder möglich innerhalb des gleichen Unternehmens an verschiedensten Orten weltweit tätig zu sein und immer wieder weiter geschickt zu werden. Wer sich hierfür interessiert, sollte allerdings auch dafür möglichst früh die Weichen stellen und neben guten Sprachkenntnissen für eine wirtschaftlich ausgerichtete juristische Ausbildung sorgen. Zusatzqualifikationen wie zum Beispiel ein LL.M. helfen bei der Jobsuche ebenfalls enorm.

 

Trotz der überwiegend auf deutsches Recht ausgerichteten Ausbildung haben deutsche Juristen und vor allem Anwälte also die Möglichkeit, im Ausland tätig zu sein. Es empfiehlt sich allerdings, möglichst früh hierfür die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen und bereits in der Ausbildung für eine internationale und wirtschaftliche Orientierung zu sorgen. Praktika und Auslandsaufenthalte verbessern die Chancen auf diesen Karriereweg, ebenso wie Zusatzqualifikationen, ein LL.M. oder ein Doktortitel.


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