Alisha: Wo steuerst du denn im Grunde genommen hin? Also diese ganzen Sachen, die du machst, habe ich so im Gefühl, sind von einer unsichtbaren Klammer zusammengehalten, von einer größeren Vision. Kannst du die beschreiben? Ist das irgendwie ein Bild, was du im Kopf hast, wo du dir quasi unsere Welt wünschen würdest?
Anahita: Ich meine, es ist ja klar, ich komme aus der Wirtschaft und in der Wirtschaft einige Akzente zu setzen, die Wirtschaftsleute dazu zu bewegen, zu sagen, lasst uns gemeinsam diese Reise antreten, indem wir mehr Verantwortung gemeinsam übernehmen. In einem realistischen Rahmen. Nicht immer so ein absolut unrealistisches Ziel, sondern viele kleine Schritte gemeinsam zu gehen. Das ist vielleicht eine Klammer, ein Wunsch von mir, da ich sehe, was Anwälte alles leisten können, was Großkanzleien alles leisten können, wenn sie wollen. Wenn sie bereit sind, ihre Zeit zu investieren. Es kann Pro Bono sein, es kann aber auch ein Ehrenamt sein. Wir können unheimlich viel bewegen, wenn wir uns die Zeit nehmen. Vielleicht ist das ein Ansporn, weil ich sehe, dass das möglich ist. Das würde ich mir wirklich wünschen, dass das ein bisschen auch haften bleibt bei den ganzen Menschen, mit denen ich mich unterhalte, wo ich das Glück habe, ihnen ein bisschen was mit auf den Weg zu geben. Dass da so ein bisschen so eine Generation von, sagen wir mal, sozial engagierten, gesellschaftlich engagierten Anwält:innen, aber auch aus den anderen Bereichen, aus der Corporate-Welt, aus der Bankenwelt, aus der Versicherungswelt. Mein Netzwerk ist ja nicht so ganz klein, insofern bezieht es sich nicht nur auf die Großkanzlei.
Alisha: Siehst du darin auch deine Rolle in der Kanzlei bei Baker?
Anahita: Meine Rolle bei Baker ist natürlich zunächst einmal qualitativ hochwertigen Rechtsrat zu geben. Dieser muss aber natürlich auch in der Praxis umsetzbar sein und ich muss die Umstände des Unternehmens berücksichtigen, genauso wie die äußeren Umstände. Und natürlich hilft es, wenn man dann einen Schritt zurück macht und ein bisschen eine globalere Sicht hat - eine Sicht, die aus unterschiedlichen Perspektiven zusammengesetzt ist. Wenn man in die Kinderschutzprojekte reingeht, hat man einen ganz anderen Einblick, als wenn man aus einem Vorort in Düsseldorf eine Beratung zum Thema Menschenrechte in der Lieferkette abgibt. Da ist vielleicht wieder der Weg zurück zur Rechtsberatung. Und dieser Einblick hilft natürlich auch, Themen richtiger einzuschätzen. Und das Gesetz ist das Gesetz, aber wie wir ja alle wissen, wenn es um eine Investigation geht beispielsweise, musst du verstehen, was ist in dem Umfeld, in der Jurisdiktion und dort, was gerade passiert ist. Wie ist das passiert? Natürlich kann man das nicht zu jeder Jurisdiktion wissen und kennen. Ich bin auch nicht in jedem Land unterwegs gewesen, aber an einigen Orten dieser Welt war ich schon. Das hilft mir natürlich auch in meiner Rolle als Leiterin der Außenwirtschaftsrechtsabteilung und in meiner Sustainability-Rolle global, da tatsächlich Sachen zu antizipieren, schneller zu merken vielleicht als manchen anderen, was kommt jetzt. Und das ist, glaube ich, auch mit Sicherheit sehr hilfreich.
Dieser muss aber natürlich auch in der Praxis umsetzbar sein und ich muss die Umstände des Unternehmens berücksichtigen, genauso wie die äußeren Umstände.
Und natürlich hilft es, wenn man dann einen Schritt zurück macht und ein bisschen eine globalere Sicht, eine Sicht, die aus unterschiedlichen Perspektiven zusammengesetzt ist.
Wenn man in die Kinderschutzprojekte reingeht, hat man einen ganz anderen Einblick, als wenn man aus einem Vorort in Düsseldorf eine Beratung zum Thema Menschenrechte in der Lieferkette abgibt. Da ist vielleicht wieder der Weg zurück zur Rechtsberatung. Und dieser Einblick hilft natürlich auch, Themen richtiger einzuschätzen. Und das Gesetz ist das Gesetz, aber wie wir ja alle wissen, wenn es um eine Investigation geht beispielsweise, musst du verstehen, was ist in dem Umfeld, in der Jurisdiktion und dort, was gerade passiert ist. Wie ist das passiert? Natürlich kann man das nicht zu jeder Jurisdiktion wissen und kennen. Ich bin auch nicht in jedem Land unterwegs gewesen, aber an einigen Orten dieser Welt war ich schon. Das hilft mir natürlich auch in meiner Rolle als Leiterin der Außenwirtschaftsrechtsabteilung und in meiner Sustainability-Rolle global, da tatsächlich Sachen zu antizipieren, schneller zu merken vielleicht als manchen anderen, was kommt jetzt. Und das ist, glaube ich, auch mit Sicherheit sehr hilfreich.
Alisha: Ich finde das tatsächlich bei dir sehr auffallend und irgendwie schön, dass man sieht, wie rund ein Profil dadurch wird, da du eben gerade nicht nur als Anwältin tätig bist bei Baker, sondern durch Ehrenämter, aber natürlich auch durch die Art und Weise, wie du lebst. Ihr seid sehr viel unterwegs. Du bist jetzt gerade in Brasilien, während wir sprechen, also du siehst halt generell sehr viel von der Welt und bis zu den verschiedenen Organisationen engagiert. Und irgendwie, das ist mein Eindruck, kommt alles zurück in die Rechtsberatung. Also natürlich macht es Sinn, dass man zur Lieferkette besser beraten kann, wenn man sich auch damit auseinandersetzt, wer an so einer Lieferkette gegebenenfalls beteiligt ist und dass man internationale Mandanten anders versteht, wenn man sich mit internationalen Beziehungen auf verschiedenen Leveln auseinandersetzt. Also das finde ich bei dir wirklich sehr anschaulich, was das eigentlich ausmachen kann.
Du hast gerade noch einen anderen Punkt mal angesprochen, nämlich, dass du ein recht großes Netzwerk hast. Auch das ist natürlich relevant und da muss ich mal nachfragen. Und zwar ist es so, dass man dich natürlich auch kennt, unter anderem aus verschiedenen Medien, du trittst öfter mal als Expertin auch im Fernsehen auf, aber ich und viele andere kennen dich vor allem auch von LinkedIn. Und da hast du mittlerweile über 40 .000 Follower. Was für eine Rolle spielt denn der LinkedIn-Kanal oder generell die ganze Aufmerksamkeit, die dadurch erzeugt wird oder du auch für diese Themen, für die du stehst, eben erzeugen kannst? Und eine ganz praktische Frage, wie kriegt man das bitte unter in so einem Alltag?
Anahita: Ich merke immer wieder, dass das die Menschen sehr interessiert. Ich glaube, LinkedIn ist einfach eine moderne Art und Weise zu kommunizieren. Wir kommen eigentlich nicht drum herum, immer wieder uns zu überlegen, wie kann man mit Menschen besser kommunizieren, anders kommunizieren, ergänzend kommunizieren. Und für mich ist LinkedIn einfach eine ergänzende Kommunikationsweise, wo selbstverständlich nicht über Mandate gesprochen wird. Da sind wir schon rechtlich gebunden. Aber ein Einblick in "wer bist du eigentlich als Anwalt? Und was machst du eigentlich?" Aber es ist natürlich ein kleiner Einblick.
Ich poste typischerweise zwei Mal in der Woche. Und es ist eigentlich unwahrscheinlich, dass man das nicht schafft. Ja, das heißt eigentlich ist es möglich. Manche posten ja nur irgendwie so was Kurzes. Ich hab meistens inhaltliche Posts zu 98 Prozent. Das ist natürlich ein bisschen aufwendiger. Häufig bereite ich einen Post am Wochenende vor. Das heißt, da hast du ein bisschen Ruhe und kannst darüber nachdenken und reflektieren. Das ist schon so, dass man mit diesen LinkedIn-Posts zum Teil hunderttausende Menschen erreicht. Das ist natürlich eine große Zahl. Ich habe einen Aufsatz in einer großen juristischen Zeitschrift geschrieben, gemeinsam mit meinem Partner. Mein Partner hat dann das per E-Mail an die Mandanten geschickt und das waren dann vielleicht 30, vor allem, weil man es ja personalisieren wollte. So, und jetzt schreibst du einen Kommentar und dann sagst du "hier mein Kommentar". Also, ich finde, es ist eine ergänzende Art der Kommunikation.
Deine Inhalte müssen stark sein, nur so kriegst du es hin, diese Komplexität - die du natürlich ein bisschen runterbrechen musst, keine Frage - es ist Social Media, kannst nicht andauernd immer nur deine Client Alerts teilen, weil das kannst du ja per E-Mail versenden. Ich glaube, Social Media können viel mehr Menschen, aber man muss sich halt auf diese Art und Weise der Kommunikation einstellen. Und das bedarf natürlich Fingerspitzengefühl. Und da die Menschen ein bisschen mitzunehmen auf diese Nachhaltigkeitsreise beispielsweise, das ist mir schon sehr wichtig und damit erreiche ich natürlich viel mehr Menschen, als wenn wir jetzt nur uns persönlich treffen, was natürlich unheimlich wichtig ist und viel effektiver, keine Frage. Aber das ist wie gesagt eine ergänzende Art und Weise zu kommunizieren.
Alisha: Ja, absolut. Ich finde, genauso kann man es auch betrachten, dass es natürlich nicht der einzige Weg ist, aber gerade die Reichweite, insbesondere wenn man Leute mit Themen erreichen möchte, ist natürlich wahnsinnig wichtig und es ist auch smart, das für sich zu nutzen.