Lena Hagemann Juristin Münchner Stadtverwaltung

Veröffentlicht am 10.08.2020

„Anspruchsvoll und politisch brisant“

Karriereperspektiven im Kommunalreferat der Landeshauptstadt München

Lena Hagemann arbeitet seit ihrem Wechsel aus der Anwaltschaft vor rund zweieinhalb Jahren im Kommunalreferat und ist mit sehr vielfältigen Aufgaben rund um die Immobilienverwaltung betraut. Neben der juristischen Tätigkeit im Immobilienbereich ist sie auch als Moderatorin für Führungsdialoge tätig und kommt dadurch mit vielen anderen Bereichen der Stadtverwaltung in Kontakt.

Frau Hagemann, Sie sind seit Oktober 2017 im Kommunalreferat der Landeshauptstadt München tätig. Welche Themen bestimmen in diesem Referat Ihren Arbeitstag?

Mein Schwerpunkt liegt im Grundstücks- und Immobilienrecht. Neben zivilrechtlichen Themen aus dem Sachenrecht und zum Erbbaurecht gehört dazu auch öffentliches Baurecht, insbesondere Fragen des Planungs- und Entschädigungsrechts. Hin und wieder kommen atypische Fragestellungen hinzu, wenn es zum Beispiel um den Schutz von Eigentum an unseren städtischen Flächen und Immobilien geht.

Nach dem Studium und dem Referendariat haben Sie zunächst in einigen Großkanzleien praktische Erfahrungen gesammelt. Wie kam es zu Ihrem Wechsel in den öffentlichen Dienst?

Die Tätigkeit in den Kanzleien, insbesondere während des Studiums und des Referendariats haben mir immer besonders viel Spaß gemacht. Ich habe wertvolle Einblicke in die Tätigkeit eines Rechtsanwalts*einer Rechtsanwältin erhalten und an anspruchsvollen Projekten mitarbeiten können.

Als ich dann jedoch tatsächlich als Anwältin angefangen habe, ist mir schnell klar geworden, dass ich mir einen anderen Arbeitsalltag wünsche. Einen bei dem ich viel mehr direkt ins Gespräch mit Menschen komme und die juristische Tätigkeit in weitreichenderen Zusammenhängen ausüben kann. 

In der Verwaltung hat man viel mehr Einblicke in die politischen Zusammenhänge und strategischen Überlegungen hinter großen Projekten.

Ihre inhaltlichen Schwerpunkte im Kommunalreferat liegen im Grundstücksrecht sowie im Enteignungs- und Entschädigungsrecht. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus und geht es in diesen Bereichen besonders brisant zu? 

Mein Arbeitsalltag ist meist sehr abwechslungsreich. Zwischen internen Besprechungen zu den rechtlichen Fragestellungen, die wir für die Fachabteilungen bearbeiten, kommen auch immer wieder Vertragsverhandlungstermine mit Externen oder referatsübergreifende Besprechungen zu großen Projekten hinzu. Zwischendurch kann es aber auch mal sein, dass ich einige Tage hintereinander an einem umfassenden Gutachten arbeite. 

Brisant wird es immer dann, wenn ein im politischen Fokus stehendes Thema zu uns kommt und nicht selten ist dann auch eine schnelle rechtliche Einschätzung gefordert.

Natürlich arbeiten Sie in der Rechtsabteilung des Kommunalreferats nicht allein. Wie ist die Abteilung aufgebaut und wo ist die Rechtsabteilung im Arbeitsprozess des Referats zu verorten?

Unsere Abteilung besteht aus vier Unterabteilungen, in denen Jurist*innen und Verwaltungskräfte zusammenarbeiten. Ich arbeite in der Unterabteilung Recht und wir sind, vergleichbar einer Rechtsabteilung im Unternehmen, die Ansprechpartner*innen für die Fachabteilungen Immobilienservice und Immobilienmanagement.

Häufig sind wir auch eingebunden in abteilungs- und referatsübergreifende Großprojekte wie aktuell etwa die Neugestaltung des Hauptbahnhofs im Rahmen der geplanten Verkehrswende oder den Neubau der Großmarkthalle und in diverse Bebauungsplanverfahren.
 

Was war die bisher größte Veränderung im Stadtbild, welche Sie seit Beginn in der Stadtverwaltung mitgestalten durften?

Als erstes kommt mir hier die eben erwähnte Verkehrswende in den Sinn. Da ich selbst sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs bin, machen sich die Veränderungen im Verkehr für mich sehr deutlich bemerkbar. In der Zukunft wird man immer mehr Veränderungen in der Infrastruktur der Stadt bemerken, die im direkten Zusammenhang mit unserer Tätigkeit im Kommunalreferat stehen (Wohnformen, Verkehr, Kinderbetreuung etc.).
 

Wie lief für Sie der Einstieg im Referat ab? Welche Kenntnisse sollte man bereits mitbringen und was lernt man in der Praxis?

Der Einstieg verlief relativ rasant, da man von Anfang an eigene Fälle zur Bearbeitung bekommt. Dadurch tritt man aber sehr schnell mit den Mitarbeiter*innen aus den anderen Hauptabteilungen in Kontakt und kann viel mitgestalten. Vorerfahrung ist nicht unbedingt erforderlich, am meisten lernt man aus meiner Erfahrung ohnehin aus der täglichen Zusammenarbeit mit den erfahrenen Kolleg*innen.

Geholfen hat mir persönlich sicherlich die Erfahrung, die ich bereits aus meiner vorherigen Tätigkeit mitnehmen konnte. Strukturiertes Arbeiten, der Umgang mit Menschen und die Herangehensweise an juristische Fragestellungen, lassen einen selbstbewusster an die Herausforderungen herangehen, die eine eigenständige Arbeitsweise mit sich bringt.

Auch Durchsetzungsvermögen und Beharrlichkeit sind in dem ein oder anderen Projekt sicher von Vorteil, kommen aber beides mit der Zeit und durch die Erfahrung. 
 

Seit Februar 2019 bekleiden Sie zudem die Position als stellvertretende Antikorruptionsbeauftragte. Welche Aufgaben bringt diese Stelle mit sich und wie stehen Sie dabei im Verhältnis zu anderen Referaten?

Man fungiert vor allem als Ansprechpartner*in für die Mitarbeiter*innen, um sie bei ggf. korruptionsrelevanten Fragestellungen zu unterstützen. Referatsintern wird regelmäßig auch eine Fortbildung zum Thema Antikorruption und Compliance gegeben. In jedem Referat gibt es eine*n Antikorruptionsbeauftragte*n und zudem eine Antikorruptionsstelle im Personal- und Organisationsreferat. Der Austausch der einzelnen Referate erfolgt insbesondere durch jährliche Zusammenkünfte. 

Brisant wird es immer dann, wenn ein im politischen Fokus stehendes Thema zu uns kommt und nicht selten ist dann auch eine schnelle rechtliche Einschätzung gefordert.
Lena Hagemann

Im April haben Sie gemeinsam mit einem Kollegen eine interne Fortbildung vorbereitet, die Ende des Jahres durchgeführt werden soll. Inwiefern hat Ihr Arbeitgeber Sie hierbei unterstützt und wieviel Aufwand steckt hinter der Organisation?

Generell gilt so wie in der freien Wirtschaft auch in der öffentlichen Verwaltung, dass man sich für seine persönliche und berufliche Weiterentwicklung einsetzen muss. Meine Aufgaben außerhalb der eigentlichen juristischen Tätigkeit wurden mir nicht einfach so zugetragen, sondern ich habe an bestimmten Bereichen mein Interesse bekundet und mich, als die Möglichkeit bestand, dafür beworben.

Generell kann ich sagen, dass, wenn man seine eigenen Ziele formuliert hat, viel Unterstützung seitens des Arbeitgebers kommt. Sei es durch Fortbildungen oder die Möglichkeiten der Vernetzung innerhalb der Stadtverwaltung. Wichtig ist, nach Chancen Ausschau zu halten und dann den Mut zu haben, sie zu ergreifen.
 

Neben der eigenen Durchführung der internen Fortbildung moderieren Sie auch Führungsdialoge zur Stärkung der Feedbackkultur. Hat diese einen besonderen Stellenwert bei der Landeshauptstadt München und was zeichnet gutes Feedback aus?

Im Allgemeinen ist die Landeshauptstadt München sehr darum bemüht, eine gute Feedbackkultur zu kultivieren. Ob eine solche gelebt wird, hängt, nach meiner persönlichen Erfahrung im Kommunalreferat und aus der Moderation von Führungsdialogen, vor allem von der einzelnen Dienststelle ab. 

Am Instrument des Führungsdialoges gefällt mir besonders, dass er den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit gibt, im Team ein Feedback an die Führungskraft zu geben. Es geht dabei nicht um den Einzelnen, sondern die Zusammenarbeit im Kolleg*innenkreis und mit der Führungskraft.

Auch für ehrliches und konstruktives Feedback braucht man Mut und der ist manchmal leichter zu fassen, wenn man im Team auftritt. Die Moderation leistet die Unterstützung, die manchmal benötigt wird, um auf einer sachlichen Ebene zu bleiben und konstruktives Feedback zu geben, welches zum Ziel hat das Arbeitsklima für alle Beteiligten, die Mitarbeiter*innen und auch die Führungskraft, zu verbessern.
 

In den unterschiedlichen Bereichen des Kommunalreferats arbeiten über 2.500 Personen. Wie verläuft die Koordination und Kommunikation innerhalb des Referats und welche Rolle kommt der Rechtsabteilung beim Erlass von Verwaltungsakten oder anderer Maßnahmen zu?

Grundsätzlich ist das Kommunalreferat in Hauptabteilungen, Ämtern und Eigenbetrieben organisiert, die jeweils eigene Projekte betreuen. Es kommt jedoch auch vor, dass große Projekte von mehreren Einheiten begleitet werden. Es gibt regelmäßige Dienstbesprechungen, in denen die Hauptabteilungsleiter*innen bzw. Amts- und Werkleiter*innen mit der Referentin und Vertreter*innen des Büros der Referatsleitung zusammenkommen und abteilungsübergreifende Themen besprechen.

Die Rolle der Rechtsabteilung ist eher vergleichbar der eines rechtlichen Beraters. Der Erlass von Verwaltungsakten und anderen Maßnahmen erfolgt in den sachlich zuständigen Hauptabteilungen. Diese kommen mit rechtlichen Fragestellungen auf uns zu und wir begleiten unter anderem bei Vertragsverhandlungen.
 

Neben Jura haben Sie Design Thinking am Hasso Plattner Institut studiert – eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombi. Gibt es Schnittstellen zwischen den beiden Fächern oder konnten Sie Ihr Know-how in dem Bereich auch schon im Arbeitsalltag einsetzen?

Gerade auch im juristischen Bereich ist aus meiner Sicht immer mehr Innovation gefordert. Die Verwaltung sieht sich gerade jetzt vor dem Hintergrund der Digitalisierung, der aktuellen Pandemie und dem zunehmenden Umweltbewusstsein mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die eben nicht so zu lösen sind, „wie wir es schon immer gemacht haben“.

Der Prozess des Design Thinkings ist nur eine Methode, um agiler auf die Entwicklung von neuen Themen und Fragestellungen zu reagieren und kann insbesondere im Rahmen der Verwaltungstätigkeit enorm weiterhelfen. In vielen Bereichen eröffnet das geltende Recht Spielräume, die auch innovativ ausgestaltet werden können.

Der öffentliche Dienst erfreut sich insbesondere bei Absolvent*innen seit einigen Jahren einer großen Beliebtheit. Liegt dies, aus Ihrer Perspektive, neben der gegebenen Work-Life-Balance auch an den zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten, die die LH München ihren Mitarbeiter*innen bietet?

Für mich persönlich war das einer der ausschlaggebenden Punkte für den Wechsel in die öffentliche Verwaltung. Als Jurist*in ist man in vielen anderen Bereichen häufig auf die rein juristische Tätigkeit beschränkt. Die Landeshauptstadt München bietet dagegen zahlreiche Möglichkeiten (z.B. Moderation von Führungsdialogen, Engagement im Personalrat, Antikorruptionsbeauftragungen, etc.), um auch z.B. im personalpolitischen Bereich tätig zu werden. Jeder Einzelne muss sich aber auch hier für seine*ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung einsetzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Türen dafür weit offenstehen und sich Engagement auch auszahlt. 
 

Im Kommunalreferat sind 2.500 Menschen tätig, für die gesamte LH München sind es etwa 42.000 Personen. Gibt es Veranstaltungen, auf denen man referatsübergreifend mit den Kolleg*innen aus den anderen (Rechts-)Abteilungen in Kontakt kommt?

Ja, es gibt zum Beispiel einen stadtweiten juristischen Stammtisch, der sich regelmäßig trifft. Ein Zusammenschluss von Kommunalreferat, dem Referat für Stadtplanung und dem Baureferat organisiert in der Regel viermal jährlich eine Juristenfortbildung. Hierbei übernimmt abwechselnd eines der Referate die vier Termine und stellt eigene Projekte etc. vor. In einem vorhergehenden Turnus des Kommunalreferates wurde zum Beispiel das neue Werksviertel besucht.
 

Gibt es aus Ihrer bisherigen Zeit bei der Landeshauptstadt auch eine witzige Anekdote?

Eine konkrete Anekdote kann ich leider nicht zum Besten geben. Was aber nicht heißen soll, dass es bei der täglichen Arbeit hier im Kommunalreferat nicht heiter zugeht. Es gibt immer wieder mal witzige Begegnungen mit den verschiedensten Personen. Das Arbeitsklima empfinde ich als sehr kollegial und angenehm.

 

Frau Hagemann, welchen Tipp können Sie abschließend den noch Unentschlossenen geben, die zwar mit dem öffentlichen Dienst liebäugeln, aber noch nicht gänzlich überzeugt sind?

Aus meiner Sicht muss sich jeder selbst die Frage stellen, welche Prioritäten er sich für seinen beruflichen Weg setzen möchte und seine eigene Definition von Karriere entwickeln. Wenn man sich über seine Ziele bewusst ist, dann kann man die jeweiligen beruflichen Möglichkeiten abwägen.

Der öffentliche Dienst bietet ein geringeres Gehalt als die großen Kanzleien, dafür aber mehr zeitliche Flexibilität. Die Themen sind nicht immer die gleichen und so wird man eher langsamer zum Experten, dafür hat man sehr viel Abwechslung und Einblick in viele spannende Projekte.
 

Ihr Fazit?

Die Vielseitigkeit der juristischen Fragestellungen, die Einbindung in politisch brisante Projekte und die Möglichkeit immer wieder neue Wege zur persönlichen Weiterentwicklung zu entdecken, schätze ich sehr an meiner Tätigkeit bei der Landeshauptstadt München.

 

Vielen Dank, Frau Hagemann!

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