Alisha: Ich glaube, ehrlich gesagt, bis der Podcast ausgestrahlt wird, das dauert ja auch noch mal ein bisschen, hat sich das wahrscheinlich schon wieder geändert. Von daher, vielleicht machen wir da einen Disclaimer einfach am Anfang nochmal. Ich will aber trotzdem nochmal auf ein anderes Thema zu sprechen kommen. Gerade im Kontext mit Google hört man immer viel davon, dass das Unternehmen eine andere Unternehmensmentalität habe, dass Werte gelebt werden. Das ist immer so ein bisschen Buzzword-mäßig, wie das generell so gesagt wird, ja, wir haben irgendwie unsere Werte und danach leben wir. Aber zumindest der Eindruck nach außen ist, dass Google sich da tatsächlich Mühe gibt, nach bestimmten Werten zu funktionieren. Was sind diese Werte deiner Meinung nach? Also welche Werte verkörpert Google für dich und was tut ihr dafür, um das auch als Rechtsabteilung tatsächlich zu leben?
Arnd: Ja, eine super Frage. Diversity und Inclusion sind die wichtigen Worte und das sind nicht nur Buzzwords, sondern das spielt in unserem Unternehmensumfeld eine riesengroße Rolle. Intern sehr viel und es ist nicht nur ein Marketing, was dahinter steht. Zum Glück ist Google lange Vorreiter bei diesen Themen und das gilt auch für unsere Rechtsabteilung. Thema Gender Diversity, um das mal aufzugreifen. Google ist ja ein Technologieunternehmen und wie alle Tech-Unternehmen haben wir natürlich die gleiche Herausforderung. Die Mehrzahl der Mitarbeiter ist männlich. Das ist einfach überall im Tech-Bereich so. Das ist auch an den Universitäten so. Man kriegt vor allen Dingen Männer und vergleichsweise wenig Frauen. Und in der Rechtsabteilung haben wir versucht, das immer anders zu sehen. Wir haben immer gesagt, wir stellen die besten Bewerber und Bewerberinnen ein. Und dabei ist zumindest in meinem Bereich das Ergebnis entstanden, dass zwei Drittel der Mitarbeiter weiblich sind. Im Übrigen auch zwei Drittel der Teamleads weiblich sind. Und das ist bei uns überall eigentlich so in der Rechtsabteilung. Und das liegt schlicht daran, dass wir sehr gute Bewerbungen bekommen und weiblichen Bewerbern nicht den Vorzug geben, aber sicherstellen, dass wir genügend haben und dass sie eine Chance bekommen in jedem einzelnen Gespräch. Und auf jedem Hiring-Panel sitzen immer Männer und Frauen, um das abzubilden. Also hier wird niemand eingestellt durch nur Männer oder nur durch Frauen, sondern immer durch divers besetzte Panel. Und mir ist dieses Thema so ein bisschen immer zu sehr fokussiert auf Gender Diversity. Ich bin eigentlich ein Fan davon, das viel weiter zu denken und auf kulturelle Vielfalt zu achten und sexuelle und religiöse Vielfalt und aber auch alter familiäre Situation, hat man Kinder hat man keine, Kenntnisse, Erfahrungen, Sprachen und so weiter und. Ich gucke eigentlich die die Bewerber immer darauf hin an ob sie irgendetwas mitbringen, von dem ich meine, dass es so noch nicht in der Rechtsabteilung vorhanden ist, also irgendwas neues irgendwas spezielles. Irgendwas, wo man sagt das hat eigentlich nur diese neue Person dieser neue Bewerber und das wollen wir haben weil das unsere Kultur besser macht, breiter macht. Und das ja haben wir schon sehr sehr stark auch in die Kultur integriert. Und ansonsten vielleicht noch mal einen ganz anderen Aspekt, der in Deutschland vielleicht weniger wichtig als in anderen Ländern ist. Nämlich Herkunft im Sinne von auch monetärer Herkunft. Häufig sind in anderen Ländern diejenigen, die auf der Highschool und dann auf den entsprechenden Elitejura-Universitäten landen, diejenigen, die von zu Hause aus schon das Glück hatten, dass ihnen ein bisschen mehr mitgegeben wurde. Und das versuchen wir aufzufangen durch eine Idee, die wir jetzt auch in Europa eingeführt haben, des Google Legal Summer Institutes. Eine tolle Möglichkeit für Studenten, vor allen Dingen Studentinnen, die aus unterrepräsentierten Gruppen kommen, bei Google und in Großkanzleien ein Sommerpraktikum zu belegen. Und das ist etwas, was in den letzten Jahren hervorragend angenommen wurde, was wir in diesem Sommer auch nochmal ausweiten werden. In Deutschland haben wir zusammen gearbeitet mit Baker McKenzie, Hogan Lovells und Taylor Wessing, die Praktikanten eingestellt haben, die die Möglichkeit hatten, in der Kanzlei zu arbeiten und dann zu Google zu kommen und hier auch Einblicke zu bekommen. Und wie gesagt, das ist gut angenommen worden und ich hoffe, dass gerade diese Studenten darauf aufbauen können, sehen was geht, wie Rechtsabteilungen funktionieren und die ermutigt werden- "Ja, wenn die das schaffen, dann schaffe ich das vielleicht auch. Dann streng ich mich vielleicht an, gehe in eine bestimmte Richtung und erreiche etwas, wo ich vorher dachte, dass ich das nicht erreichen könnte."
Alisha: Ja, das ist ein schönes Projekt. Das klingt so, als ob das tatsächlich einen Effekt haben könnte. Jetzt ist es ja so, dass in der generellen Rechtsbranche dieses Gender Diversity Thema, insgesamt Diversity, aber gerade auch Gender Diversity, auch immer sehr scharf diskutiert wird, weil wir eigentlich gerade im juristischen Bereich überhaupt nicht, anders als die Tech-Branche, überhaupt nicht das Problem haben, dass wir nicht genug Frauen haben. Und sich das eigentlich nur nach oben hin immer weiter ausdünnt. Gibt es etwas aus deiner Sicht, was man da tun kann? Macht ihr da irgendwas? Kann man da irgendwie Einfluss nehmen oder wie macht ihr das bei euch?
Arnd: Bei Kanzleien Einfluss nehmen, nehme ich an, meinst du, oder?
Alisha: Zum Beispiel, ja.
Ja, ich glaube, man kann da sehr viel tun. Also mindestens mal große Mandanten wie Google können schon Einfluss nehmen. Also ein Beispiel. Wenn Kanzleien bei uns pitchen für ein Mandat und es gibt verschiedene Kanzleien, die in der Auswahl stehen, achten wir unheimlich darauf, wie die Diversity in den Kanzleien aussieht. Wenn es Gespräche gibt mit den Kanzleien, sagen wir ihnen immer am Anfang, uns ist Diversity wichtig, ich hoffe, ihnen ist Diversity auch wichtig, machen sie das doch mal deutlich, indem sie in jedem Fall auch mit Frauen aus dem Rechtsbereich, der uns interessiert, hier ankommen und sich vorstellen. Und das führt manchmal zu ganz skurrilen Situationen, dass nämlich Kanzleien gar keine Frauen haben, die in diesen Rechtsbereichen arbeiten und die dann ankommen und haben dann möglicherweise noch eine Arbeitsrechtlerin dabei, die aber gar nicht angefragt war oder Kolleginnen aus anderen Bereichen. Und das ist natürlich relativ traurig für diese Kanzleien, aber ich hoffe, man zeigt ihnen damit auch, dass Mandanten es wünschen, dass die Rechtsberatung auch divers ist. Und Mandanten haben da, glaube ich, einen ganz guten Hebel, um zumindest Wünsche zu äußern und zu gucken, was passiert. Also wir werden nicht den Markt irgendwie alleine ändern können, aber ich glaube, man kann zumindest kleine Steinchen ins Wasser werfen und hoffen, dass dann die Ringe um den Stein immer größer werden und sich zumindest die jungen Kolleginnen in Kanzleien auch stärker gesehen fühlen, auch mal Möglichkeiten bekommen ihre Arbeit zu präsentieren und ich habe von mehreren Kolleginnen gehört, dass das eine ganz gute Sache ist und dass wir das unbedingt auch beibehalten sollten.