Rechtsanwalt & Partner bei KPMG Law Philipp Glock im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 31.07.2024

Philipp Glock – Wie können Jurist:innen von KI profitieren?

Rechtsanwalt & Partner bei KPMG Law Philipp Glock im New Lawyers Podcast

Als Partner bei KPMG Law verantwortet Philipp Glock unter anderem den Bereich Legal Process and Technology. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts spricht er mit Alisha Andert darüber, wie er Rechtsabteilungen zu Digitalisierung, Strategie und Innovation berät sowie über den Einfluss von generativer KI auf den Anwaltsberuf.

 

Dass künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft eine immer größere Rolle im juristischen Alltag spielen wird, lässt sich kaum bestreiten – schließlich zeigt sich schon heute das große Potenzial, das in ChatGPT und Co. steckt. Philipp Glock, der eigentlich aus dem Gesellschaftsrecht kommt, hat den Aufbau des Legal Tech Bereichs bei KPMG von Anfang an begleitet. Seitdem das Thema 2015 zum ersten Mal aufkam, fokussiert er sich auf die neuen Technologien und deren Anwendung.

Begonnen hat der Bedarf für Legal Tech bei KPMG mit einem großen Litigation-Mandat. Der Umfang der Fälle machte Digitalisierung und den Einsatz zusätzlicher Technologie praktisch unverzichtbar. Die Vorteile überzeugten die Kanzlei davon, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Heute beschäftigen sich bei KPMG global 60 Personen rein mit Technologie, fünfzehn davon in Deutschland – und noch viele mehr arbeiten im direkten Umfeld von Legal Tech.

Mehr Blicke hinter die Kulissen?

Gibt's im New Lawyers Podcast! 

Künstliche Intelligenz als „Gamechanger“ für Jurist:innen

Während Legal Tech den meisten Jurist:innen schon etwas länger ein Begriff ist, hat der Hype um KI erst vor kurzer Zeit Fahrt aufgenommen. Laut Glock liegt das daran, dass künstliche Intelligenz nun gezeigt hat, dass sie ein „Gamechanger“ für Jurist:innen werden und deren Jobs maßgeblich verändern kann. Seien die Anwendungsfälle früher noch beschränkt gewesen, funktionieren die Informationsextraktion oder die Generierung von Inhalten heute besser – und versprechen Potenzial etwa in den Bereichen Due Diligence, Claims Management, Contract Review, für Help Desks, aber auch beim Erstellen rechtlicher Schriftsätze.

Glock hält den Hype also durchaus für gerechtfertigt: Es werde eine Professionalisierung rechtlicher Anwendungen und der zugrundeliegenden Daten geben, spezialisierte Anbieter könnten dafür sorgen, dass die Ergebnisse immer besser werden.

Die richtige Auswahl des Use Cases bestimmt über den Erfolg des Projekts

KPMG nutzt nicht nur externe Tools, sondern hat auch selbst Anwendungen entwickelt. Dazu gehört der Secure Playground, eine erweiterte Technologie, mit der Use Cases umgesetzt und gebaut werden können – zum Beispiel für den Digital Operational Resilience Act (DORA). Auch der Chatbot KaiChat unterstützt sowohl die Kanzlei intern als auch Mandant:innen.

Wichtig sei es, bei der Integration von Legal Tech erst einmal fokussiert zu beginnen. „Den richtigen Use Case zu finden ist ganz elementar, weil ich nur dann meine Ressourcen auch richtig allokieren kann“, erklärt Glock. Man müsse richtig priorisieren und weder zu viele noch zu wenige Tools verwenden.

Auch in Zusammenarbeit mit Mandant:innen identifiziert KPMG erst einmal Pain Points, bei denen sich KI lohnen könnte, und startet dann mit einem einzigen Pilotprojekt. Erst beim Erfolg dieses ersten Use Cases folgt dann eine Ausweitung der Projekte. General Counsels rät Glock dazu, sich frühzeitig Gedanken über das eigentliche Ziel zu machen, einen großen Plan aufzustellen, den man erst einmal im Kleinen umsetzt – und dennoch flexibel im Kopf zu bleiben. Schließlich ändere sich Technologie schnell.

Den richtigen Use Case zu finden ist ganz elementar, weil ich nur dann meine Ressourcen auch richtig allokieren kann.
- Philipp Glock

Legal Tech im Fokus - Hier liest du mehr dazu:

Die zukünftige Rolle von Jurist:innen bleibt offen

Für Jurist:innen sieht Glock durchaus positive Aspekte mit Hinblick auf die Entwicklung von KI. Wenn Standardaufgaben durch Technologien übernommen werden, könnten sich Anwält:innen intensiver mit komplexeren Fragen auseinandersetzen. Zudem würden sich viele neue Berufschancen für Jurist:innen ergeben, die ein Interesse für Technologie mitbringen.

Wie sich KI für Anwält:innen weiterentwickeln wird, lässt sich laut Glock anhand des juristischen Arbeitsprozesses analysieren. Dieser besteht im Grunde aus drei Schritten: dem Strukturieren eines Sachverhaltes, der Anwendung der rechtlichen Prinzipien auf ebendiesen Sachverhalt und der Erstellung des Endproduktes – also zum Beispiel eines Gutachtens, eines Vertrags oder eines Schriftsatzes. Momentan konzentriere sich KI noch stark auf den ersten Schritt, während im zweiten und dritten noch ein hohes Entwicklungspotenzial bestehe. Viele Fragen bleiben noch offen – vor allem, welche Rolle Jurist:innen in Zukunft spielen werden.

 

Du möchtest mehr über den Einsatz von Legal Tech bei KPMG erfahren? Oder dich interessiert, auf welche Technologie Philipp Glock privat niemals verzichten könnte? Dann hört doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:07: Icebreaker-Frage: Auf welche Technologie könntest du privat nicht verzichten?
  • Ab 03:10: Warum hast du begonnen, dich mit Legal Tech auseinanderzusetzen?
  • Ab 04:35: Wie habt ihr es geschafft, Legal Tech in die Rechtsberatung zu integrieren?
  • Ab 06:02: Wie ist das Legal Tech Team bei KPMG aufgebaut?
  • Ab 07:50: Warum wird generative KI momentan so gehypt?
  • Ab 10:45: Wie bewertest du die aktuellen Herausforderungen von KI?
  • Ab 12:11: Welche Vorteile haben Mandant:innen von KI?
  • Ab 15:16: Den richtigen Use Case identifizieren
  • Ab 18:31: Habt ihr eigene Legal Tech Tools entwickelt?
  • Ab 21:02: Wie funktioniert der KaiChat?
  • Ab 22:53: Wohin wird sich KI entwickeln?
  • Ab 29:49: Was empfiehlst du General Counsels?
  • Ab 32:34: Welche Chancen ergeben sich durch KI in der Rechtsberatung?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.