Benedikt Quarch, Gründer und Geschäftsführer von RightNow, im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 05.03.2025

Benedikt Quarch – Wie viel Potenzial hat das Verbraucherrecht?

Der Gründer und Geschäftsführer von RightNow im New Lawyers Podcast

Mit der Gründung von RightNow war und ist Benedikt Quarch ein Vorreiter im Bereich Legal Tech für Verbraucherrechte. In dieser Folge des New Lawyers Podcast spricht er mit Alisha Andert unter anderem über sein Geschäftsmodell, über das Potenzial von KI in der Erstellung von Prediction-Models sowie über die spannendsten Cases von RightNow.

 

Müsste er sich in einer Fernsehshow einen Slogan verpassen, würde Benedikt Quarch sich als “Mr. Legal Tech” vorstellen. Diesem Titel wird er definitiv gerecht: Mit seinem Unternehmen RightNow ist er eine feste Größe in der Legal Tech Branche. Schon bevor es zur Gründung kam, sammelte Quarch Erfahrungen mit Start-ups. Er nahm in der Schule am deutschen Gründerpreis teil, während des Studiums baute er – zusammen mit dem Mitgründer von RightNow – ein Unternehmen auf, das kleine Städte und Gemeinden bei ihrem Social Media Auftritt unterstützte.

Durch Forderungskauf zu größeren Gewinnen – mit erhöhtem Risiko

Mit RightNow haben sich Quarch und sein Mitgründer für das Modell des Forderungskaufs entschieden. Die Kund:innen treten die Forderung gegen einen bestimmten Betrag an sie ab, RightNow kümmert sich dann um die Durchsetzung der Klage und behält den Mehrbetrag ein. Der Vorteil für die Kund:innen: Sie können ihr Geld auch bei Scheitern der Klage behalten, bekommen eine schnelle Lösung und müssen sich um nichts mehr kümmern. Auf der anderen Seite hat RightNow durch die Übernahme der Forderungen einen großen Handlungsspielraum und kann mehr Gewinne machen als etwa mit einem Inkasso-Modell – trägt aber auch ein höheres Risiko.

Tätig ist RightNow mit diesem Modell in mehreren Bereichen des Verbraucherrechts – zum Beispiel im Datenschutzschadenersatz, bei Online-Glücksspielen oder Kfz-Schäden. Aber auch zeitlich begrenzten Projekte wie Erstattungen für Pauschalreisen und Fitnessstudios während der Coronazeit nimmt sich RightNow an. Ob sich der Einstieg in ein Thema lohnt, wird anhand von drei Analysen entschieden: einem wissenschaftlichen Gutachten, einer Bewertung durch eine Kanzlei sowie einer internen Beurteilung.

Spannende Karrierewege für Jurist:innen lernst du im New Lawyers Podcast kennen

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Der lange Weg zu RightNow

RighNow war nicht immer das Unternehmen, das es jetzt ist. Gestartet haben die Gründer mit “Geld-für-Flug”, einem Start-up, das die Erstattung von 95 % des Ticketpreises einklagte, wenn Flüge nicht angetreten wurden – basierend auf einer Rechtsprechung des BGH aus den 80ern, die zu dem Zeitpunkt niemand mehr auf dem Schirm hatte. Die Pleite von Air Berlin sowie die Entscheidung des BGH, dass Fluggesellschaften den Anspruch auf Erstattung in ihren AGBs ausschließen können, schränkte das Geschäftsmodell jedoch stark ein.

Quarch und seine Mitgründer stiegen also darauf um, alle möglichen Verbraucherrechte abzudecken und bauten je nach Case unterschiedliche Marken auf. Schließlich entschieden sie sich jedoch für die Zusammenführung unter der Marke RightNow, die sie unter anderem durch Fernseherbeiträge bekannt machten.

“Wir müssen die Leute erreichen, die auf dem Sofa sitzen, zuhause oder im Bus oder wo auch immer, [die] gar nichts davon wissen, dass sie jetzt einen Anspruch haben”, erklärt Quarch. Ohne Zweifel eine erfolgreiche Strategie – heute gehört RightNow zu den bekanntesten Unternehmen im Verbraucherrecht. Das Erfolgsrezept lautet: Immer flexibel sein, neue Wege beschreiten und sich an Veränderungen in der Rechtsprechung anpassen.

Wir müssen die Leute erreichen, die auf dem Sofa sitzen, zuhause oder im Bus oder wo auch immer, [die] gar nichts davon wissen, dass sie jetzt einen Anspruch haben.
- Benedikt Quarch

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Unlizenzierte Online-Glücksspiele sorgen für absurde Wendungen

Besonders spannend ist für Quarch das Thema Online-Glücksspiele. Er erzählt, dass über einen Zeitraum von mehreren Jahren Online-Casinos und Sportwetten online ohne Lizenz angeboten wurden, wodurch die Verträge unwirksam waren und Kunden das verlorene Geld zurückfordern können – ein perfekter Case für RightNow.

In diesem Fall ereigneten sich jedoch spannende Wendungen: Malta, der Sitz der meisten Anbieter von Online-Glücksspielen, erließ ein Gesetz, welches deutsche und österreichische Urteile nicht mehr akzeptiert, um die Glücksspielbranche zu schützen. Vereinbar mit dem Europarecht sei dies natürlich nicht. Die Entscheidung des EuGH steht zum Zeitpunkt der Podcastaufzeichnung noch aus.

 

Du möchtest mehr über die Entstehung und das Geschäftsmodell von RightNow erfahren? Oder dich interessiert Benedikt Quarchs Einschätzung zu dem Potenzial von Prediction-Models, die mithilfe von KI erstellt werden? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:26: Icebreaker-Frage: Was wäre dein Slogan in einer TV-Show?
  • Ab 03:20: Die ersten Gründungen
  • Ab 05:50: Das Start-up Geld-für-Flug
  • Ab 11:57: Was ist das Geschäftsmodell von RightNow?
  • Ab 15:52: Warum habt ihr euch für das Risiko des Forderungskaufs entschieden?
  • Ab 21:00: Wie geht ihr mit der rechtlichen Unsicherheit um?
  • Ab 23:18: Der Case Online-Glücksspiel
  • Ab 28:35: Wie geht ihr damit um, dass manche Themen irgendwann nicht mehr relevant sind?
  • Ab 31:26: Welche Rolle spielt Marketing für euch?
  • Ab 34:39: Wie kann KI den Rechtsmarkt verändern?
  • Ab 39:32: Was braucht man, um Prediction-Modelle zu verbessern?
  • Ab 41:38: Warum hast du dich gegen das zweite Staatsexamen entschieden?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.