Herr Ost, kaum ein Thema beschäftigt derzeit die Gemüter politisch, sozial und finanziell so wie die derzeitige Situation aufgrund des Corona-Virus’. Wie gingen Sie damit um?
Herr Ost: Zunächst haben wir frühzeitig die notwendigen Zuständigkeiten in einer Arbeitsgruppe gebündelt. Dazu gehören Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen des Personalreferats, des Arbeitsschutzes, des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und des Leitungsstabes.
Unser erstes Ziel war, die Beschäftigten bestmöglich rund um das Thema Corona-Virus aus einer Hand zu informieren, zu sensibilisieren und bei Fragen unmittelbar zur Verfügung zu stehen. Durch regelmäßige Newsmeldungen, eine Videobotschaft der Hausleitung oder auch unsere Hotline stehen wir mit unseren Kolleginnen und Kollegen kontinuierlich im Kontakt.
Im nächsten Schritt wurden Verhaltensregeln und Empfehlungen im Umgang mit Besprechungen und Dienstreisen an die Situation angepasst. Den Kolleginnen und Kollegen, die zur Risikogruppe zählen, wurde bereits ab Anfang März empfohlen, mobil zu arbeiten.
Innerhalb kurzer Zeit hat das BZSt es bewerkstelligt, dass fast alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen flexibel und mobil von zuhause arbeiten können. Wie haben Sie das geschafft?
Herr Ost: Wir waren auf diese Situation gut vorbereitet. Zum 1. Januar 2020 haben wir einen großen Schritt hin zur weitergehenden Flexibilisierung gemacht und fast 2.200 Beschäftigte mit der notwendigen IT ausgestattet. Zu diesem Zeitpunkt haben wir natürlich nicht an Corona gedacht, sondern wollten flexiblere und moderne Arbeitsformen installieren.
Als sich dann Anfang März abzeichnete, dass sich die Pandemie rasch ausbreitet, wurden unsere Führungskräfte gebeten, alle organisatorisch notwendigen Maßnahmen in den Referaten zu treffen, dass möglichst kurzfristig alle Beschäftigten von zuhause aus arbeiten können.
In der Praxis bedeutet dies, dass manche „analogen“ Arbeitsweisen geändert und schnell an die aktuelle Lage angepasst werden mussten. Schon heute kann man sagen, dass dies der Digitalisierung im BZSt nochmal einen deutlichen positiven Schub gegeben hat. Sicherlich die beste Botschaft ist, dass wir als Behörde in dieser Corona-Zeit vollständig arbeitsfähig geblieben sind.
Frau Bast, Sie sind seit 2015 als Referentin im Bundeszentralamt für Steuern beschäftigt und arbeiten auch abseits der aktuellen Geschehnisse teilweise von zuhause aus und in Teilzeit. Hat Sie die Flexibilität Ihres Arbeitgebers dahingehend überrascht oder haben Sie hier zu Beginn Überzeugungsarbeit leisten müssen?
Frau Bast: Ich habe den öffentlichen Dienst schon im Referendariat als flexiblen und familienfreundlichen Arbeitgeber kennengelernt. Im BZSt bekam ich direkt zu Anfang die Möglichkeit, verantwortungsvolle und interessante Aufgaben zu übernehmen, aber auch meine Arbeitszeit an meine individuellen Bedürfnisse anzupassen. Als weiterer Baustein kam hinzu, dass ich meine Arbeit teilweise von zuhause in Telearbeit erledigen kann. Dadurch wird es mir möglich, Familie und Beruf gut miteinander zu vereinbaren.
Seit der Schließung von Kitas und Schulen sind Sie als Mutter mit der Betreuung Ihrer zwei Kinder zusätzlich gefordert. Wie sehr hat sich dadurch Ihre Arbeits- und Alltagsroutine verändert?
Frau Bast: Durch die aktuellen Schul- und Kitaschließungen bedarf mein Arbeitsalltag eines höheren Maßes an Organisation als sonst. Es ist herausfordernd, Arbeit, Homeschooling und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen. Die aufgrund der gegenwärtigen Situation eingeführte Flexibilisierung der Arbeitszeit und das Absehen von Präsenzzeiten im Büro sind eine große Hilfe.
Einen Teil meiner Arbeit erledige ich nun früh morgens und abends, wenn die Kinder im Bett sind, oder manchmal auch samstags. Dafür finden auch gelegentlich Besprechungen statt, bei denen meine kleine Tochter daneben sitzt und spielt oder ich nutze die Pausen zwischen den Besprechungen, um Matheaufgaben meiner großen Tochter zu korrigieren.