Herr Hartung, wird Chevalier ihr Beratungsangebot noch weiter ausbauen?
Wir fokussieren uns aktuell hauptsächlich auf "Beendigungen von Arbeitsverhältnissen" - das heißt Kündigungen, Aufhebungsverträge und alles was dazu noch anfällt, wie z.B. Urlaubsabgeltung, Arbeitszeugnisse, etc.
Im Rahmen der nächsten Monate werden wir uns innerhalb des Arbeitsrechts noch breiter aufstellen. Bezüglich weiterer Rechtsgebiete gibt es aktuell keine konkreten Pläne. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt? Wer hätte in 1994 gedacht, dass der Buchhändler Amazon in 2019 der weltgrößte Cloudstorage-Anbieter ist?
Sind Sie der Meinung, dass moderne Technologie examinierte Rechtsanwälte ersetzen kann oder ist das gar nicht Ihr Ziel?
Das, was Anwälte im Kern machen sollten, lässt sich in den nächsten 10-15 Jahren nicht durch Software ersetzen, aber Software kann sie unterstützen. Wenn Anwälte allerdings Dinge tun, die keine anwaltliche Arbeit sind, dann wird Software das ersetzen - der Anwalt, der seine Zukunft in der ewiggleichen standardisierten Arbeit sieht, hat keine.
More for less. Ist es Ihrer Meinung nach nur ein Trend, dass Mandanten nach mehr und schnelleren Leistungen für wenig Geld verlangen oder wird das die Zukunft der Rechtsberatung bestimmen?
Das bestimmt die Zukunft. Mehr Leistungen, bessere Leistungen, möglichst geringe Preise. Natürlich gibt es da Grenzen, aber im Moment haben wir die noch nicht erreicht.
Viele Akteure in diesem Bereich kommen aus der Generation Digital Natives. Wie formt diese Generation wiederum zukünftige Anwaltskanzleien?
Fokus auf Teams, klare Strukturen, gegenseitiger Respekt, Diversity, Familie, Flexibilität, interessante Arbeit, und alles auf der Basis funktionierender Technologie. Meilenweit entfernt von dem, was man heute in Kanzleien findet.
Glauben Sie, dass sich deshalb das Berufsbild des Anwalts grundlegend verändern wird?
Ich würde es so sagen: Anwälte haben die Chance, sich wieder auf das zu besinnen, worin sie richtig gut sind. Technology is a brutal teacher - Legal Tech zwingt uns, unsere Rolle neu zu definieren. Das Berufsbild wird sich sehr ausdifferenzieren, und das, was wir heute als Berufsbild vor Augen haben, wird es nur noch in wenigen Ausnahmen geben.