Wie wird man Legal Coach? Wir haben die Infos!

Vom Jurist zum Legal Coach

Mehr zur Ausbildung und wie es sich auszahlt...

Coaching ist heute fester Bestandteil persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung. Ein Coach unterstützt und begleitet schwierige Phasen während anspruchsvoller Projekte, den (Wieder-)Eintritt in das Berufsleben, die Vorbereitung des nächsten Karrieresprungs oder Gehaltsverhandlungen. Warum macht das Sinn? Menschen fällt es in Krisensituationen mit einem vertrauensvollen Partner oder einer Partnerin an der Seite leichter, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, das Ziel im Auge zu behalten und fokussiert und kontinuierlich ihren Weg zu gehen. 

 

Neben dieser individuellen Arbeit kann ein Coach auch von der Unternehmensführung hinzugezogen werden, um Veränderungen im Unternehmen – die Einführung neuer Prozesse oder Strukturen, Outplacement oder Teambuilding – zu begleiten und zu unterstützen. Dies erinnert auch an das Berufsbild des Rechtsanwalts, der sich ebenso als Vertrauter und Partner seines Mandanten versteht. Was ist also der Unterschied zwischen Coach und Anwält:in?

Während der Anwalt oder die Anwältin in erster Linie seine oder ihre juristische Fachexpertise zur Verfügung stellt und damit den Mandanten in Auseinandersetzungen, Verhandlungen oder in Gerichtsprozessen begleitet, bietet der Coach eine Form von professionellem Kommunikations- und Prozessmanagement, welches dem Mandanten einen geschützten Rahmen für Entwicklung und eigene Entscheidungen bietet. In beiden Fällen bleibt der Klient Herr des Geschehens und der Anwalt/Coach allein dem Klienten gegenüber verpflichtet.

Ist der Berater von morgen doch austauschbar?

Das Geschäftsmodell der Rechtsberatung steckt in einem Dilemma: für die reine Wissensvermittlung, die Beratung, werden Kanzleien heute nicht mehr zwingend benötigt. Dank Globalisierung und Internet sind Informationen zu jedem Thema und jeder Rechtsfrage jederzeit überall kostenfrei aufbereitet und verständlich abrufbar. Gehen Mandanten heute auf Kanzleien zu, sind sie vorinformiert und erwarten, vertrauensvolle Partner zu finden, die ihn durch eine Krisensituation begleiten.

Die reine Beratung, die früher Kernkompetenz von Anwält:innen war, tritt in den Hintergrund und stattdessen spielen nun Kompetenzen in Krisenmanagement, Konfliktlösung, Empathie, Kommunikation und Verhandlungsgeschick, strategischem und systemischem Verständnis eine wachsende Rolle. „Die Zukunft der Anwaltschaft wird weiblich“ titelte daher schon 2013 die Prognose Studie des Deutschen Anwaltsvereins (DAV) und meinte damit, dass die klassischen Kompetenzen für den Anwaltsberuf wie Durchsetzungskraft, analytisches Denken, pragmatische Lösungen eher „typisch männlich“ waren; von der Branche zukünftig jedoch eher „typisch weibliche“ Eigenschaften eingefordert werden würden.

Das ist nichts Neues. Auch andere klassische Beraterberufe entwickelten sich in den letzten Jahren in diese Richtung. Die Beratungsbranche wird zunehmend nahbarer, menschlicher. Damit unterscheiden sich die Berater:innen von morgen von Algorithmen und technischen Lösungen; aber auch von anderen Berater:innen. Der Berater von morgen ist nicht austauschbar.

Um genau das zu erreichen, kann ein Coach helfen. Dieser erarbeitet Stärken und Schwächen, analysiert Potenzial und treibt Entwicklung voran.

Nicht austauschbar zu werden, kann aber auch durch eine einzigartige Kombination aus verschiedenen Fachkompetenzen, Berufs- und Lebenserfahrung erreicht werden. Trifft also juristische Expertise auf Kommunikations- und Krisenkompetenz kann diese:r coachende Jurist:in seinen/ihren Mandanten sehr viel besser in seiner derzeitigen Situation abholen und verstehen. Legal Coaching kann dabei sowohl einen kompletten Coachingprozess beschreiben also auch die punktuell situationsbezogene Anwendung von Coachingtechniken im Mandat.

Um ein guter Coach zu werden, muss man in erster Linie an sich selbst arbeiten.

Wie erlernt man Coaching?

Noch vor Jahren war man der Meinung, dass es ausschließlich auf die akademische Fachkompetenz ankomme und es keine wesentliche Rolle spiele, ob man als Professor:in an der Uni lehrt, als Jurist:in berät, als Psycholog:in therapiert oder coacht. Heute weiß man, dass dies sehr unterschiedliche Methoden sind, die der Erfüllung unterschiedlicher Ziele dienen.

Coach wird man also durch eine professionelle Coaching-Ausbildung, die dem einheitlichen Standard der führenden Berufsverbände für Coaches, die im RTC (Round Table der Coachingverbände) zusammengeschlossen sind, entspricht. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Ausbildung schließt sich regelmäßig ein Zertifizierungsprozess an, in welchem der Coach seine praktische Erfahrung und sein Können unter Beweis stellt (vergleichbar mit Studium und Referendariat oder dem theoretischen und praktischen Teil in der Fachanwaltsausbildung).

Die Zertifizierung des Coaches stellt unabhängig von der Ausbildung in der beruflichen Praxis sicher, dass dieser sich regelmäßig weiterbildet, den ethischen Richtlinien folgt und sein Coaching auch nach Jahren von ungetrübter Qualität ist. So die Qualitätsanforderungen der Berufsverbände an die Profession Coach, die zunehmend auch von den gängigen online-Plattformen für Coaches in den Profilen hinterlegt werden.

Doch was ist der Nutzen einer solchen Ausbildung für Juristen?
 

  1. Es zahlt sich in seinem Geschäft aus, weil seine Mandanten zufriedener sind.
  2. Es zahlt sich für ihn persönlich aus, weil er selbst zufriedener ist.
  3. Es zahlt sich in seiner Kanzlei aus, weil die Mitarbeiter zufriedener sind.

Als ausgebildeter Coaches können Anwält:innen die Krise des Mandanten nicht nur rechtlich sondern auch menschlich erfassen, deren Stadium bestimmen und die passenden Methoden auswählen, den Mandanten herauszuführen. Das sind nicht in erster Linie rechtliche Schritte, sondern eine Kommunikation, die das Sicherheitsbedürfnis des Mandanten anspricht.

Der Mandant fühlt sich verstanden und der/die Anwält:innen kann die Informationen des Mandanten besser einordnen und verstehen – aber auch Strategie und Taktik sowie das Mandatsmanagement darauf abstimmen. Das führt zu einer vertrauensvollen und nachhaltigen Mandantenbeziehung, aber eben auch zur für den Mandanten passenden Rechtslösung. Das Geschäft wird belebt und der/die Anwält:in kann auf menschlicher Ebene wirklich helfen und fühlt sich in seiner Arbeit erfüllt und sinnstiftend.

Darauf zahlt ein, dass die Coachingausbildung Jurist:innen ein Verständnis von menschlichen Beziehungssystemen, Bedürfnissen, Kommunikationsmustern und Paradigmen vermittelt hat. Er wird in die Lage versetzt, seinen Mandanten besser zu verstehen, vor allem aber auch sich selbst.

Um ein guter Coach zu werden, muss man in erster Linie an sich selbst arbeiten. Selbstreflektion, Egomanagement, Achtsamkeit, Perspektivwechsel, Ziele setzen und erreichen, zeichnen ihn aus. In seiner Coachingausbildung hat er sich daher mit den eigenen Stärken und Schwächen, Ängsten, Triggern und Glaubenssätze auseinandergesetzt.

Das ist intensiv und nicht leicht und führt zumeist zu einem anderen Selbstverständnis und Verhältnis zu sich selbst. Ins Burn Out oder eine tiefe Lebenskrise rutscht dieser Jurist nicht mehr so ohne Weiteres. Er ist persönlich gewachsen und reifer geworden.

Ein: derart reflektierte:r und in sich ruhende:r Chef:in wird einen Führungsstil bevorzugen, der von gegenseitiger Achtung und Respekt getragen ist, aber auch von Klarheit, Transparenz und Vertrauen. Er oder sie weiß, wofür er und seine Kanzlei stehen und wozu sie da ist und welche Mitarbeiter:innen zu seiner Kanzlei und dem Kanzleiteam passen. Er kennt aber auch die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden und beschäftigt sich deshalb mit Personal- und Teamentwicklung.

Strukturen und Prozesse sollen die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeitenden unterstützen und nicht behindern. In Teamkonflikten kann es sich vermittelnd einbringen. Schwierige Themen werden nicht ignoriert, sondern sensibel angegangen. Die Mitarbeitenden kommen gern ins Büro und identifizieren sich mit ihrer Arbeit, so dass das gesamte Team an einem Strang zieht, was für ein gesundes Arbeitsklima sorgt.

 

Legal Coaching wird künftig mehr und mehr in das Beratungsgeschäft von Anwält:innen Einzug halten. Anwält:innen behalten als Legal Coaches ihre Parteilichkeit und damit ihr Mandat, können aber aufgrund der Weiterbildung im Legal Coaching auf vielen Ebenen besser und menschlicher beraten.

Greenfort
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