Anwältin arbeitet von zuhause aus

Veröffentlicht am 06.11.2024

Die "Home Office Kanzlei" | New Work in der Rechtsbranche

Kann die Arbeit von Zuhause für Jurist:innen funktionieren? Wir haben uns das Für und Wider des beliebten Arbeitsmodells angesehen.

Für viele Anwält:innen mag die Vorstellung selbst heute noch in weiter Ferne liegen: 100% Home Office ohne Verpflichtung zur Einhaltung von festen Bürozeiten. Und tatsächlich ist das Arbeiten von zuhause aus in der traditionell eher konservativ geprägten Rechtsbranche heute noch eine eher selten umgesetzte Praxis.

Ungeachtet dessen hat der Begriff “New Work” aber inzwischen auch im Jura-Sektor längst Einzug gehalten. Neben Corporate Benefits, Familienunterstützung und flexiblen Arbeitszeiten wird auch der Ruf nach Home Office Angeboten für Anwält:innen wieder zunehmend lauter (nachdem es während der Corona-Pandemie oft gar keine Alternative gab).

Nicht nur die Digitalisierung und ein Wertewandel speziell in der jüngeren Generation haben dazu beigetragen, dass Mitarbeitende heute immer größeren Wert auf ein flexibles Arbeitsumfeld und veränderte Arbeitsbedingungen legen. Corporate Benefits gehören für Talente zum New Normal und erlangen insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels auch für juristische Arbeitgeber eine erhöhte Relevanz. Ein gutes Gehalt alleine ist heute nicht mehr ausreichend, um sich für eine neue Stelle zu entscheiden – eine Entwicklung, die Arbeitgeber dazu zwingt, sich durch andere Zusatzleistungen und Vorzüge abzuheben und zu differenzieren.

Was ist es also, was Kanzleien, Unternehmen und der öffentliche Dienst Mitarbeiter:innen zusätzlich bieten, um im „War for Talents“ zu bestehen? Und sind diese Benefits tatsächlich das, was Talente sich wünschen? Für unser Whitepaper haben wir das Thema „Benefits“ von allen Seiten beleuchtet. Wir verraten dir nicht nur, mit welchen Vorzügen sich juristische Arbeitgeber am liebsten schmücken, sondern zeigen dir auch, welche Benefits bei Mitarbeitenden tatsächlich ankommen und wahrgenommen werden.

Welche Benefits brauchen Kanzleien?

Wir haben die Zusatzleistungen juristischer Arbeitgeber detailliert analysiert und das Thema "Benefits"  von allen Seiten beleuchtet. Lade dir unseren exklusiven Benefits Report herunter und erfahre:

→ Mit welchen Benefits sich juristische Arbeitgeber präsentieren

→ Welche Benefits Mitarbeitende tatsächlich wahrnehmen

→ Welche Zusatzleistungen sich Mitarbeitende wirklich wünschen

 

 

Unabhängig von der Rechtsbranche hat sich das Home Office über die letzten Jahre hinweg zu einer Konstante im Berufsalltag vieler Arbeitnehmer:innen entwickelt. Während es in manchen Bereichen noch im Kontext der Corporate Benefits zu finden ist, hat es sich an vielen anderen Stellen bereits zur Selbstverständlichkeit in Bezug auf die moderne Arbeitswelt entwickelt. In Hinblick auf Kanzleien, aber auch auf selbstständige Anwält:innen, hat sich das Arbeiten von zuhause aus sicherlich noch nicht gleichermaßen etabliert.

Praxisbeispiele zeigen jedoch, dass gerade für selbstständige Anwälte eine Abwägung zugunsten einer reinen Home Office Tätigkeit von Interesse sein kann.

Der Verzicht auf externe Büroräume schafft finanzielle Freiräume und ermöglicht die Nutzung dieser Ressourcen für andere wichtige Bereiche – beispielsweise für die Weiterbildung der Mitarbeitenden oder für technische Infrastruktur. Gleichzeitig erlaubt es das Home-Office-Modell, flexibler auf die Bedürfnisse der Mandanten einzugehen und ihnen mehr Raum für strategische Überlegungen zu bieten. Reisezeiten und logistische Hindernisse entfallen nahezu komplett, da Beratungen und Besprechungen vermehrt online stattfinden. Dies ist vor allem in Fachgebieten wie IT-Recht und Datenschutz von Vorteil, in denen Flexibilität und Effizienz eine zentrale Rolle spielen.

Auch durch die zunehmende Akzeptanz von Online-Beratungen wird ein digital geführtes Kanzleimodell attraktiver. Viele Mandanten schätzen die Möglichkeit, Rechtsberatungen bequem und schnell von zu Hause oder vom Büro aus zu erhalten. Privatpersonen nutzen Online-Beratungen oft für rechtliche Auskünfte in einfachen Angelegenheiten, während Unternehmen auf diese Weise auch komplexere Fragestellungen klären lassen können, etwa bei Vertragsprüfungen. Diese Form der Kommunikation spart nicht nur Zeit und Reisekosten, sondern bietet gerade in sensiblen Bereichen, wie etwa im Strafrecht, eine persönliche Atmosphäre, die von vielen Mandant:innen als positiv wahrgenommen wird.

 

Digitale Infrastruktur als Basis

Damit die Kanzlei aus dem Home-Office heraus funktioniert, ist eine umfassende digitale Infrastruktur unerlässlich. Hierzu zählen verschlüsselte Kommunikationswege, die Nutzung eines VPNs sowie ein ausgereiftes Back-up-System zur Datensicherung. Gerade die Sicherheit spielt eine Schlüsselrolle, da sensible Informationen digital übertragen und aufbewahrt werden. Regelmäßige Sicherheitsupdates und eine ausgeprägte Sensibilität gegenüber möglichen Sicherheitsrisiken, wie Phishing-Angriffen, sind natürlich ebenfalls unverzichtbar. Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden im Home-Office für den physischen Schutz der Unterlagen sorgen. Das bedeutet, dass sensible Dokumente vor neugierigen Blicken – etwa bei Besuch im privaten Umfeld – jederzeit geschützt sein müssen.

 

Herausforderung Selbstdisziplin und Struktur

Ein großer Vorteil des Home-Office-Modells ist die Flexibilität, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, Arbeit und Privatleben freier zu gestalten. Gleichzeitig kann diese Flexibilität jedoch auch als Herausforderung ausgelegt werden, da es – wie in allen anderen Branchen auch – ohne eine klar strukturierte Arbeitsweise und ein hohes Maß an Eigenmotivation kaum funktionieren wird. Bekanntermaßen lauern im häuslichen Umfeld auch für Anwält:innen viele Ablenkungen – die Trennung zwischen Arbeits- und Privatbereich verschwimmt oft. Das familiäre Umfeld muss zudem Verständnis für die Arbeitszeiten zeigen, damit ein professioneller Arbeitsalltag möglich ist.

Hier kann es hilfreich sein, festgelegte Arbeitszeiten einzuhalten und einen eigenen Arbeitsbereich im Home-Office zu schaffen. Coworking-Spaces bieten sich hingegen für größere Besprechungen an, da sie einen professionellen Rahmen gewährleisten und den direkten Austausch ermöglichen. Diese räumliche Trennung kann dabei helfen, die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zu wahren und die eigene Motivation aufrechtzuerhalten.

 

Fazit: Balance zwischen Flexibilität und Struktur

Die Umstellung auf ein digitales, home-office-basiertes Kanzleimodell bringt durchaus viele Vorteile mit sich. Eine gut durchdachte digitale Infrastruktur, gepaart mit einer klar strukturierten Arbeitsweise und einem hohen Maß an Eigenmotivation, sind dabei unerlässlich. Gleichzeitig kann eine solche Kanzlei durch ihren innovativen Ansatz und ihre Flexibilität punkten, wenn sie den Herausforderungen mit einem sicheren und professionellen Umgang begegnet. Das Home-Office-Modell könnte für Kanzleien zu einer zukunftsfähigen Lösung werden, die sowohl für Mitarbeitende als auch für Mandanten neue Möglichkeiten eröffnet.