Sie sind mit zuständig für das KONSENS-Verfahren ELSTER. Können Sie das Verfahren beschreiben?
KONSENS (koordinierte neue Softwareentwicklung der Steuerverwaltung) hat das Ziel, für ganz Deutschland eine einheitliche Steuersoftware zu entwickeln. Bayern ist hier als Auftragnehmer für ELSTER zuständig.
ELSTER (elektronische Steuererklärung) stellt zum einen das Online Finanzamt „Mein ELSTER“ als Portal für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmerinnen und Unternehmer zur Verfügung, um den steuerlichen Verpflichtungen nachkommen zu können. Dabei können Steuererklärungen eingereicht werden, aber auch Anträge gestellt und Einsprüche erhoben werden. Zudem kann man seinen Steuerbescheid digital erhalten. Des Weiteren stellt ELSTER aber auch eine Schnittstelle bereit, damit Softwarehersteller sich an die Steuerverwaltung anbinden können. Wer also eine Software kauft oder eine App nutzt, um seine Steuererklärung zu erstellen, der nutzt die Infrastruktur von ELSTER.
Zudem gibt es auch eine Datenschnittstelle zu den Kommunen und zu vielen anderen Stellen, die verpflichtet sind, Daten an die Finanzverwaltungen zu schicken (z. B. Krankenversicherungen). Diese Daten stellt ELSTER dann auch wieder über die sogenannte „vorausgefüllte Steuererklärung“ den Nutzenden bereit. ELSTER speichert dabei keine Daten, sondern transportiert. Damit ist ELSTER die „Datenautobahn“ in die Finanzverwaltung aber auch wieder hinaus.
ELSTER wird in Bayern für ganz Deutschland entwickelt. Welche Aufgaben übernimmt Ihr Referat - insbesondere die Volljurist:innen - dabei?
In meinem Referat sind wir für die Softwareentwicklung zuständig. Dabei geht es darum, Anforderungen aus KONSENS entsprechend umzusetzen. Die Fachbereiche liefern hierzu die konkreten Anforderungen. Zudem sind wir auch für den technischen Support zuständig.
Als Volljuristin stehen für mich Koordinationsaufgaben im Vordergrund. Zum einen sorgt man mit einem gleichmäßigen Personaleinsatz dafür, dass die anfallenden Arbeiten umgesetzt werden können. Zum anderen werden neu aufkommende Themen so lange begleitet, bis sie in ein Projekt gegeben werden können. Zum Teil übernimmt man auch selbst die Projektarbeit, so bin ich nun auch hauptsächlich in einem Projekt eingebunden, das die Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit bei „Mein ELSTER" zum Gegenstand hat.
Zudem stehe ich zur Verfügung, wenn ein juristischer Blickwinkel gefragt ist, oder juristische Themen auch zur Weitergabe in Fachreferate aufgearbeitet werden müssen. Die Abgabenordnung und der Datenschutz stehen bei ELSTER im Fokus und sind immer zu beachten. Aber es kann auch zu anderen, teils kuriosen Fragestellungen z. B. in Supportfällen kommen. Geht es darum, dass ein Vertrag mit einem Dienstleister abzuschließen ist, helfe ich als Juristin bei der Ausgestaltung der Leistungsbeschreibung oder übersetze „Technikdeutsch“ in „Juristendeutsch“.
Als Referentin stelle ich zudem die Schnittstelle zu anderen Referaten und zur Leitungsebene dar und bin auch Ansprechpartnerin für das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat. Derzeit bin ich in einem großen agilen Projekt auch strategisch und koordinativ tätig und finde es sehr spannend, immer wieder Neues zu lernen.
Insgesamt ist die Arbeit also sehr abwechslungsreich und gar nicht abschließend zu beschreiben.
Gibt es über das “klassische” Portal von ELSTER für Bürger:innen hinaus weitere relevante Schnittstellen für die Steuerverwaltung?
Neben dem klassischen bekannten Portal „Mein ELSTER“ entwickeln wir auch eine Schnittstelle, über die sich die kommerziellen Softwarehersteller an ELSTER anbinden und somit Übermittlungen vollziehen können.
Zudem fungiert ELSTER auch als Identity Provider insbesondere im Rahmen des Unternehmenskontos. Das bedeutet, dass Organisationen digitale Verwaltungsleistungen von Behörden, die sich am Unternehmenskonto angebunden haben, wahrnehmen können, indem sie sich mithilfe ihres ELSTER-Zertifikats identifizieren. Auch im Rahmen der Corona Hilfen wurde eine Identifikation mithilfe von ELSTER vorgenommen.