Digitalisierung der Arbeitgeber
Vor allem Arbeitgeber in der Rechtsbranche werden aufgrund der Digitalisierung vor eine Vielzahl neuer Herausforderungen gestellt: Kanzleien müssen sich nicht nur mit der Implementierung neuer Technologien, sondern auch mit den veränderten Erwartungen ihrer Mitarbeiter:innen und Mandant:innen auseinandersetzen. Wie engagiert sind die Arbeitgebertypen in der Rechtsbranche? Wir haben die Antwort:
Wie engagiert ist dein Arbeitgeber im Bereich Digitalisierung?
- Unternehmen sind mit einem durchschnittlichen Wert von 8,3 auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht engagiert) bis 10 (sehr engagiert) im Bereich Digitalisierung am engagiertesten
- Boutique Kanzleien (7,9), Großkanzleien (7,5) und mittelständische Kanzleien (7,2) sind ebenfalls sehr engagiert, können mit den Unternehmen dennoch nicht mithalten
- Der öffentliche Dienst bildet das Schlusslicht: Mit einem Wert von 6,1 sind sie im Vergleich zu den anderen Arbeitgebertypen nur mittelmäßig engagiert
Dass Unternehmen im Bereich Digitalisierung am engagiertesten sind, ist keine Überraschung: Der elektronische Rechtsverkehr ist erst seit Januar 2022 verpflichtend – nach acht Jahren Vorlaufzeit. Rechtsabteilungen in Unternehmen sind unter Umständen schon länger in die digitalen Unternehmensstrukturen eingebunden und schaffen es dementsprechend auf Platz 1. Um einen detaillierten Einblick in die Digitalisierung zu gewähren, haben wir in unserer Online-Umfrage gezielt nach digitalisierten Arbeitsprozessen gefragt:
Welche Prozesse sind in deinem Arbeitsalltag digitalisiert?
- Mit 79 % ist die Zeit- und Leistungserfassung auf dem ersten Platz: Dieser Prozess ist bei den meisten Arbeitgebern digitalisiert
- Interne Buchhaltung (68 %), Fallbearbeitungen (66 %) und (vor)prozessualer Schriftverkehr (60 %) schaffen es auf die Plätze 2 bis 4
- Kontaktaufnahmen und Rechnungsstellungen bilden das Schlusslicht: Mit 57 % und 55 % setzen hier die wenigsten Arbeitgeber auf einen digitalen Prozess
Die am häufigsten digitalisierten Vorgänge sind interne Prozesse (Platz 1 und 2) – sobald es zum Mandant:innenkontakt kommt (Platz 5 und 6), nimmt die Digitalisierung ab. Sehen wir uns nun an, welcher Arbeitgebertyp die meisten Prozesse digitalisiert hat:
🥇 Unternehmen (⌀ 82 %)
🥈 Boutique Kanzlei (⌀ 71 %)
🥉 Mittelständische Kanzlei (⌀ 67 %)
Mit einem durchschnittlichen Wert von 82 % und 71 % bleiben auch hier die Unternehmen und Boutique Kanzleien auf dem ersten Platz. Auf den dritten Platz schaffen es die mittelständischen Kanzleien: Mit 67 % liegen sie knapp vor den Großkanzleien, welche es nicht auf das Treppchen schaffen. Macht sich diese Platzierung auch im Bereich der künstlichen Intelligenz bemerkbar?
Wird in deinem Arbeitsalltag bereits mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet?
- In 68 % der Großkanzleien wir bereits mindestens gelegentlich mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet
- Bei den Unternehmen sind es etwas weniger: Hier nutzen 54 % mindestens gelegentlich Künstliche Intelligenz im Arbeitsalltag
- Die mittelständischen und Boutique Kanzleien bilden mit dem öffentlichen Dienst das Schlusslicht: Hier wird nur bei maximal 25 % der Arbeitgeber regelmäßig auf die Künstliche Intelligenz gesetzt
Auch in Sachen Künstlicher Intelligenz liegen die Unternehmen weit vorne, wurden von den Großkanzleien jedoch vom ersten Platz abgelöst. Werfen wir nun einen Blick auf die Bereiche, in welchen bereits mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet wird:
In welchen Bereichen wird mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet?
Im direkten Vergleich mit den digitalisierten Prozessen im Arbeitsalltag fällt die Nutzung von Künstlicher Intelligenz mit einem maximalen Wert von 26 % bei der Formulierungshilfe, beispielsweise bei Klagen, deutlich geringer aus. Dennoch wollen wir uns auch hier ansehen, welcher Arbeitgebertyp im Durchschnitt in den genannten Bereichen am häufigsten mit Künstlicher Intelligenz arbeitet:
🥇Großkanzlei (⌀ 29 %)
🥈 Unternehmen (⌀ 24 %)
🥉 Boutique Kanzlei (⌀ 11 %)
Mit einem durchschnittlichen Wert von 29 % schaffen es die Großkanzleien auf Platz 1: Hier wird vergleichsweise in den meisten Bereichen mit einer künstlichen Intelligenz gearbeitet. Auf dem zweiten Platz, mit nur 5 % weniger, schaffen es die Unternehmen (24 %). Mit einem durchschnittlichen Wert von nur 11 % schaffen es die Boutique Kanzleien auf den dritten Platz. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass die Arbeitgeber bei diesem Thema eher noch zurückhaltend sind. Lassen wir nun die Jurist:innen zu Wort kommen: Welche weiteren Maßnahmen sollten im Bereich Digitalisierung integriert werden? Das Ergebnis findest du im nächsten Kapitel.