Auch aus eigener Erfahrung weiß er, dass Kanzleien mit Nachwuchsproblemen konfrontiert sind, Young Professionals auf andere Dinge Wert legen als vorangegangene Generationen und sich nicht scheuen, zu einer Kanzlei zu wechseln, mit deren Werten sie sich besser identifizieren können. Ähnlich wie bei Marketing, HR oder auch der Digitalisierung haben Unternehmen und Kanzleien genau genommen keine Wahl mehr, ob sie es machen wollen oder nicht, um langfristig erfolgreich zu sein.
Representation matters
“Ich habe vergangene Woche mit einer Senior Associate aus London telefoniert, sie ist die einzige Schwarze Frau und ihr wird nun gegen ihren Willen die Diversity-Kappe aufgesetzt. Weil wer soll es sonst machen, wenn nicht sie? Trotz toller und lockerer Chefs und eigentlich guten Arbeitsbedingungen, überlegt sie nun die Kanzlei zu verlassen.” Das Beispiel von dem Stuart Cameron berichtet ist keine Ausnahme, sondern eins von vielen, das belegt, welchen Stellenwert mittlerweile das Arbeitsumfeld per se einnimmt. Ebenso ist es natürlich nicht die alleinige Aufgabe einer Schwarzen Frau, sich neben ihrer anwaltlichen Tätigkeit, um das Thema Diversity zu kümmern.
Es gibt zahlreiche Belege, die den Erfolg divers aufgestellter Arbeitgeber belegen. Selbst aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre es vermessen, kein Arbeitsumfeld zu schaffen, in denen sich Mitarbeiter:innen repräsentiert und wertgeschätzt fühlen. Insbesondere junge Jurist:innen kennen ihren Wert und haben in dieser Hinsicht ebenso hohe Erwartungen an ihren potenziellen Arbeitgeber.
Während in Deutschland der Druck von außen erst nach und nach spürbar wird, weht international bereits ein anderer Wind: Es gibt bereits Unternehmen, die voraussetzen, dass ein Teil der Arbeit von divers aufgestellten Teams gemacht wird. Andernfalls drohten finanzielle Konsequenzen. Und auch Goldman Sachs – “ein großes kapitalistisches Unternehmen” – hat 2020 mit der Board Diversity Initiative verkündet, nur noch Unternehmen mit divers besetzten Vorstandsetagen an die Börse zu bringen. Bei Diversity geht es schon längst nicht mehr darum, sich gut zu fühlen, sondern ebenso um wirtschaftliche Erfolge und unternehmerisches Handeln