5. Nochmal Examen gefällig? Werde Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer
Dieser Weg ist zugegebenermaßen alles andere als üblich und kann als durchaus steinig bezeichnet werden. Wer allerdings in eine der beiden Richtungen tendiert und einen entsprechenden Job in einer Wirtschaftsprüfungs- oder Steuerberatergesellschaft gefunden hat und hier Praxiserfahrung sammelt, der kann sich früher oder später für die entsprechenden Examina anmelden.
Diese beiden Examina sind allerdings sehr hart, benötigen eine intensive Vorbereitung und weisen hohe Durchfallquoten auf. Nichtsdestotrotz ergibt sich mitunter so die Möglichkeit, zwei eher mäßige Examen nachträglich deutlich aufzubessern und einer Tätigkeit nachzugehen, bei der die juristische Expertise eben nicht mehr die einzige und ausschlaggebende ist.
6. Digitale Zukunft: Jobs im Bereich Legal Tech
Wie auch viele andere Branchen wird das Rechtswesen zunehmend digitalisiert. Das beginnt bei der Digitalisierung von Bibliotheken, geht über digitale Fortbildungsmöglichkeiten oder die Möglichkeit, bei Online-Portalen bestimmte Rechte einzuwerben, und endet bei Watson-basierten Algorithmen, die versuchen Rechtsfragen zu lösen. Die Anforderungen an Mitarbeiter sind entsprechend anders als in der klassischen Kanzlei oder Rechtsabteilung eines Unternehmens. IT-Affinität ist kein Plus, sondern ein Muss, und für bestimmte Jobs reicht ein hohes Maß an juristischem Grundverständnis aus, um den Anforderungen zu entsprechen.
Natürlich bietet sich auch in diesem Bereich als Alternative die Selbstständigkeit an – eine gute Idee vorausgesetzt. Jedenfalls waren die Möglichkeiten, im Umfeld der Rechtsberatung zu arbeiten, ohne den Zwängen und Konventionen der Rechtsberatung zu unterliegen, wahrscheinlich noch nie so gut.
7. Journalismus als Branche mit Chance
Auch für diesen Weg benötigt es mehr als nur die Bereitschaft, einen 9-5 Job zu machen, aber Journalisten profitieren stets von einem juristischen Grundverständnis. Zudem ist die Anwendung von Sprache für Journalisten und Juristen gleichermaßen das Mittel zum Zweck. Hinsichtlich der Ausübung beider Jobs gibt es also schon viele Überschneidungen.
Doch auch im Vorfeld der Schreibtätigkeiten eines Journalisten profitiert ein solcher vor juristischen Grundtugenden. In der Recherche, der forensischen Arbeit also, sind strukturiertes Vorgehen und klare Analysen gefragt, sowie in bestimmten Bereichen auch große Sachlichkeit. Der Journalismus in seiner Gänze steht aktuell besonders unter dem Brennglas und Themen wie „Fake News“ oder „Clickbaiting“ sorgen für einen hohen Anspruch an die Arbeit von Journalisten. Juristische Sachlichkeit und Gründlichkeit werden daher gefragte Attribute im Journalismus der Zukunft sein.
8. Kleine und mittelständische Kanzleien
Auch wenn die Qualität von kleinen und mittelständischen Kanzleien keinesfalls geringer sein muss, als es in Großkanzleien der Fall ist, wird dort allein schon wegen der Teamgrößen viel Wert auf Attribute abseits der Noten gelegt. Auch sind die kleineren oder weniger attraktiven Standorte häufig ein Grund dafür, dass die Ansprüche in Sachen Examensnoten gesenkt werden. Auch eine fachliche Expertise, z.B. nachgewiesen durch einen Fachanwaltstitel bzw. das Ziel, Expertise in einem bestimmten Rechtsgebiet aufzubauen, können hier ausschlaggebend sein. An kleineren Standorten sind zudem Themen wie Vernetzung und Mandantenbindung ein deutlich größeres Thema als z.B. für Berufseinsteiger in Großstädten bei Großkanzleien.