Familie und Arbeit

Veröffentlicht am 05.11.2024

Erfolgsfaktor Flexibilität

Karriere und Kind bei Dolde Mayen & Partner

Kann der Anwaltsberuf familienfreundlich sein? Wie gelingt es, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren? Und wie ändert sich die Arbeitsweise einer jungen Mutter oder eines jungen Vaters in einer Kanzlei für öffentliches Recht? Diese und andere Fragen beantworten Dr. Elena Freiburg, Dr. Sebastian Nellesen und Dr. Raphael Pompl von Dolde Mayen & Partner in Bonn und Stuttgart. Im Interview sprechen sie darüber, wie die Balance zwischen Familie und Kanzlei in unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen funktionieren kann.
 

Sie sind in den letzten drei Jahren Eltern geworden. Welche unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle bietet Dolde Mayen & Partner den Mitarbeitenden an und für welches haben Sie sich entschieden?

Raphael Pompl: Ich arbeite nach wie vor Vollzeit und meine Partnerin ist derzeit zuhause. Das passt für uns im Moment gut so. 

Sebastian Nellesen: Ich habe drei Monate Elternzeit genommen und arbeite sonst Vollzeit. 

Elena Freiburg: Ich bin sechs Wochen vor der Geburt in Mutterschutz gegangen und bin acht Monate nach der Geburt wieder eingestiegen. Mittlerweile arbeite ich 70 Prozent. Das heißt: Ich bin an zwei Tagen pro Woche den ganzen Tag und an den übrigen Tagen den halben Tag im Büro.

Mit Kindern kommt häufig alles anders als man denkt: Was hatten Sie sich vor der Geburt Ihrer Kinder anders vorgestellt? Was hat Sie in der Realität als berufstätige:r Mutter oder Vater im Anwaltsberuf überrascht?

Elena Freiburg: Im Grunde ist mit Kind nichts eingetroffen, was nicht vorher voraussehbar war. Was mich heute jedoch mehr als erwartet fordert, ist: Das Kind wird morgens wach und hat Fieber oder die Kita bietet nur eine Notbetreuung an. Dann heißt es Improvisieren.

Raphael Pompl: Das erlebe ich auch so. Kinder sind nach meiner Erfahrung oft krank und das kann herausfordernd sein. Für mich ist es etwas leichter, weil meine Partnerin zuhause ist. Doch es kommt auch vor, dass am Nachmittag das Telefon klingelt, zum Beispiel weil mein Sohn plötzlich hohes Fieber bekommen hat. Die Frage ist dann: Was machen wir jetzt? Soweit erforderlich fahre ich dann nach Hause und bringe den Patienten zum Arzt und meine Partnerin bleibt bei unserer Tochter. Solche Situationen können uns kalt erwischen.
 

Wer in den Beruf einsteigt, stellt sich oft schon während des Studiums die Frage, Kinder zu bekommen oder nicht. Wer von Ihnen hat die Familienplanung im Bewerbungsgespräch thematisiert?

Elena Freiburg: Ja, ich habe im Vorfeld angesprochen, dass ich Familie haben möchte. Das war allerdings schon am Ende meines Referendariats, das ich bei Dolde Mayen & Partner absolvierte. Damals wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, als Anwältin zu arbeiten. Ich hatte meine Bedenken geäußert und klar gesagt: Ich möchte Familie haben. Im Bewerbungsgespräch selbst hat dann die Kanzleiführung das Thema Mutterschaft proaktiv angesprochen. So habe ich erfahren, wie flexibel ich meine Arbeit gestalten kann. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.   
 

Der Alltag mit Kindern ist oft unvorhersehbar. Wie reagieren Ihre Kolleg:innen, wenn Sie kurzfristig ausfallen, beispielsweise weil ein Kind krank geworden ist?

Sebastian Nellesen: Das Team reagiert sehr entgegenkommend und verständnisvoll. Wir vertreten und unterstützen uns gegenseitig. Für die Kanzlei zählt, dass die Arbeit gemacht wird. Es ist regelmäßig nicht entscheidend, ob die Arbeit morgens oder abends erledigt wird. Der Anwaltsberuf ist als freier Beruf ein sehr positives Beispiel dafür, wie flexibel der Arbeitsalltag gestaltet werden kann. 

Raphael Pompl: Das empfinde ich an unserem Stuttgarter Standort auch so. Wenn ich zu Hause gebraucht werde, dann sage ich kurz Bescheid und bin weg. Wir sind eine familiäre Kanzlei und organisieren uns ad hoc. Und wir alle wissen: Jede:r gibt sein oder ihr Bestes, damit die Arbeit gut gemacht wird.

Planerisch herausfordernd war die Geburt meines Sohnes. Er kam zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt. Das war in der Coronazeit, von Sonntag auf Montag. Mit meinem Mentor hatte ich vereinbart: Wenn es so weit ist, bleibe ich für zwei Wochen zuhause. So rief ich am Montag in der Früh an und sagte: „Ich bin im Krankenhaus, ich kann nicht ohne weiteres raus“. Mein Kollege hat dann meinen Gerichtstermin in einem Eilverfahren von Dienstag auf Donnerstag verlegen lassen und den Termin im Amtsgericht für mich wahrgenommen. Und er erledigte eilige Aufgaben auf meinem Schreibtisch. Das war eine Riesenerleichterung für mich. 

Wir sind eine familiäre Kanzlei und organisieren uns ad hoc. Und wir alle wissen: Jede:r gibt sein oder ihr Bestes, damit die Arbeit gut gemacht wird.
Dr. Raphael Pompl

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Realitätscheck: Lassen sich Privatleben und die Modelle von Dolde Mayen & Partner abstimmen? Wo haben Sie das Gefühl, auch mal jonglieren zu müssen?

Sebastian Nellesen: Mit Kind ist meine Zeit natürlich knapper geworden. Das Zeitmanagement ist anspruchsvoller als früher; vor allem auch, weil ich eine längere stauträchtige Strecke zur Kanzlei fahre. Ich gestalte meine Arbeit so, dass ich meine Tochter möglichst jeden Tag sehen kann. Hierbei helfen auch Arbeitstage im Homeoffice. 

Raphael Pompl: Obwohl ich hier in Stuttgart wohne, ist das Zeitmanagement auch für mich nicht immer leicht. Wir haben in der Familie einige Varianten ausprobiert, damit ich trotz des Vollzeitjobs viel Zeit mit den Kindern verbringen kann. Abends schaffe ich es nicht, wirklich so früh Feierabend zu machen, dass ich substanziell Zeit mit den Kindern hätte. Deshalb haben wir für eine Weile morgens eine Runde gespielt. Am Schreibtisch saß ich dann etwas später als üblich. Dann ist es gut zu wissen, dass die Kanzlei hinter mir steht und flexible Arbeitszeiten unterstützt. Seit mein Sohn in den Kindergarten geht, haben wir nicht mehr so viel Zeit miteinander am Morgen. Eine kleine Runde Eisenbahn geht aber manchmal trotzdem noch. Außerdem halte ich mir Samstag und Sonntag konsequent frei.

Elena Freiburg: Ich sehe meine Tochter regelmäßig und verbringe Zeit mit ihr. Mein Mann arbeitet auch Teilzeit und wir betreuen sie abwechselnd. Bei uns wird es jedoch brenzlig, wenn einer von uns beiden Termine außerhalb unserer regulären Arbeitszeiten wahrnehmen muss. Dann beginnt das Jonglieren. Wir fragen uns: Wie kriegen wir unsere beruflichen Termine unter einen Hut, sodass unsere Arbeits- und Betreuungszeiten einigermaßen gerecht verteilt sind? Ich informiere dann die Kolleginnen und Kollegen, ohne viel erklären zu müssen. Das erleichtert die Organisation sehr.  

Meine Teilzeitarbeit gestalte ich folgendermaßen: Ich bearbeite häufig Vorgänge, die langfristig planbar sind. Das heißt: Die Termine stehen frühzeitig fest und ich kann mir die Arbeitspakete gut einteilen.
Dr. Elena Freiburg

Wie hat sich Ihre Arbeitsweise verändert, seit Sie Kinder haben? Und was ist oder war zu Beginn mit Kind neu für Sie?

Raphael Pompl: An meiner Arbeit hat sich nichts verändert. Doch bevor ich Vater wurde, hatte ich Bedenken, dass ich mit einem Säugling zuhause übermüdet ins Büro komme. Meine Sorge, fahrig oder unkonzentriert zu sein, habe ich meinem Mentor offen mitgeteilt. Und ich hatte ihn gebeten, mich darauf hinzuweisen, falls ihm Schwächen auffallen. Doch die Angst war unberechtigt. Natürlich sind die Tage anstrengend, wenn die Nächte kurz sind, doch ich habe mich daran gewöhnt und es läuft gut. Kaffee hilft dabei auch. 

Sebastian Nellesen: Ich habe mich bewusst für drei einzelne Monate Elternzeit entschieden. So war ich nicht zu lange an einem Stück weg. Wir haben die Zeiten gut geplant. Das heißt: Schriftsätze habe ich kurz vor meiner Abwesenheit fertiggestellt. Und natürlich war ich nicht ganz aus der Welt. Ich habe gelegentlich E-Mails gecheckt und war in dringenden Fällen erreichbar. 

Elena Freiburg: Meine Teilzeitarbeit gestalte ich folgendermaßen: Ich bearbeite häufig Vorgänge, die langfristig planbar sind. Das heißt: Die Termine stehen frühzeitig fest und ich kann mir die Arbeitspakete gut einteilen. Im Moment beschäftige ich mich zum Beispiel mit einem Planfeststellungsverfahren; so etwas läuft über mehrere Jahre. Neu war für mich besonders, dass ich meine Arbeit manchmal mittendrin unterbrechen muss, weil ich meine Tochter aus der Kita holen muss. Solche Situationen gab es vorher nicht, da ich frei entscheiden konnte, nach welchem Arbeitsschritt ich Feierabend mache. Auch hier ist das A und O, den Tagesablauf gut zu strukturieren. 
 

Wie unterstützt Dolde Mayen & Partner junge Eltern und was ist der große Vorteil für Sie? Sehen Sie Ihre Kanzlei bei diesem Thema als Vorreiter?

Elena Freiburg:
 Die Kanzlei hat mir von Anfang an gesagt: Wir haben kein festes Konzept. Wir machen es so, wie es für Sie passt. Das war großartig. Diese Individualität vermittelt uns jungen Eltern: Ihr seid uns wichtig. Wir sehen und unterstützen euch. Solange die Arbeit gemacht wird, habe ich absolute Flexibilität. Das ist ein Riesenplus. Das gegenseitige Vertrauen im Team erleichtert mir als berufstätige Mutter den Arbeitsalltag sehr. 

Sebastian Nellesen: Unsere Kanzlei kann individuell auf die Bedürfnisse der jungen Eltern eingehen. Denn wir sind keine Großkanzlei, die an feste einheitliche Strukturen gebunden ist. Das ist nicht selbstverständlich und für Väter und Mütter im Team ein großer Vorteil. 

Raphael Pompl:
 Exakt. Wir sind eine Boutique-Kanzlei. Die Flexibilität ist für Eltern sehr wichtig und die haben wir. Das ist unser großer Vorteil. Was uns stark macht ist die Teamkultur und das gegenseitige Vertrauen. Das leben und erleben wir jetzt auch als junge Eltern besonders positiv.

Ich gestalte meine Arbeit so, dass ich meine Tochter möglichst jeden Tag sehen kann. Hierbei helfen auch Arbeitstage im Homeoffice.
Dr. Sebastian Nellesen

Weitere Insights bei Dolden Mayen & Partner

Die Arbeit als Anwält:in steht häufig im Zusammenhang mit einer hohen Reisetätigkeit. Wie lassen sich Dienstreisen, Veranstaltungen oder Sonderprojekte mit Kindern vereinbaren?

Sebastian Nellesen: 
Ich besuche regelmäßig fachliche Veranstaltungen. Seit ich Vater bin, organisiere ich mich so, dass ich nicht so häufig über Nacht wegbleiben muss. Ganz vermeiden lassen sich Dienstreisen mit Übernachtungen natürlich nicht. Im September habe ich zum Beispiel beim Deutschen Juristentag in Stuttgart referiert und war einige Tage unterwegs. 

Raphael Pompl:
 Als Fachanwalt bin ich verpflichtet, mich fortzubilden. Es gibt eine schöne Tagung der Gesellschaft für Umweltrecht in Leipzig, an der ich jedes Jahr teilnehme und dann auch übernachte. Praktischer ist es, wenn ich beim Verwaltungsrechtstag in Baden-Württemberg dabei bin und am Abend wieder nach Hause fahren kann.    
 

Welche Tipps geben Sie jungen Anwält:innen, die vor der Entscheidung stehen, Eltern zu werden und im Beruf zu bleiben?

Elena Freiburg:
 Beruf und Familie schließen sich nicht aus. Es ist möglich, als Anwältin und Mutter in einem familienfreundlichen Umfeld zu arbeiten. Das funktioniert. 

Sebastian Nellesen: Man sollte sich nicht zu viele Sorgen machen. Wenn jemand gerne Anwalt ist, klappt das auch mit Kind. Man muss den Alltag zwar neu organisieren, das ist aber in einem verständnisvollen Team gut machbar. 

Raphael Pompl: Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt. Worauf also warten? Wenn man Kinder will und einigermaßen gesettelt ist, sollte man einfach eine Familie gründen. Wir wachsen an unseren Aufgaben und die Dinge finden sich. Mein Tipp: Sucht Euch Arbeitgeber aus, die flexibel sind und junge Eltern unterstützen.


Ihr Resümee: Flexibilität ist alles. Wenn der Arbeitgeber jungen Eltern entgegenkommt, gewinnen beide Seiten.   
 

Vielen Dank, Frau Dr. Freiburg, Herr Dr. Nellesen und Herr Dr. Pompl!