Rudolf von Raven Mazars Law

Veröffentlicht am 10.02.2021

"Kollegen werden sehr frühzeitig an unternehmerische Entscheidungen herangeführt"

Rudolf von Raven berichtet über die Förderung junger Talente und die Perspektiven bei Mazars

Rudolf von Raven ist seit 2015 als Geschäftsführender Partner bei Mazars am Standort Dresden, in dieser Funktion ist er deutschlandweit tätig. Mazars ist ein führendes internationales Unternehmen, welches sich auf Wirtschaftsprüfung, Steuern und Beratung spezialisiert hat. Mit mehr als 40.000 Experten in über 90 Ländern unterstützt Mazars als verlässlicher Partner seine Kunden mit einem multidisziplinären Leistungsangebot und passgenauen Lösungen über Länder- und Kulturgrenzen hinweg.


Herr von Raven, Sie sind seit 2015 Geschäftsführender Partner bei der Mazars Rechtsanwaltsgesellschaft. Wie war diese aufgestellt, als Sie dort anfingen und wie hat sich Mazars seitdem im Hinblick auf Ausrichtung und Expansion verändert?

An unserem Modell einer integrierten und internationalen Partnerschaft bei Mazars hat sich im Grunde nichts geändert. Unsere Rechtsanwaltsgesellschaft hat sich in dieser Zeit allerdings extrem stark entwickelt. 2015 haben wir anwaltliche Beratung eigentlich nur aus Berlin heraus angeboten. Inzwischen gibt es leistungsstarke Standorte auch in Dresden, Hamburg, Frankfurt, Leipzig und Stuttgart und weitere im Westen und Süden Deutschlands sollen folgen. Die Einheit besteht Stand heute aus 10 Partnern und 80 Rechtsanwälten, die organisatorisch in einem Team zusammengefasst sind.
 

Bei einem direkten Einstieg in die Partnerschaft warten oft weitere Herausforderungen neben den reinen Aufgaben des Partners wie das Einfinden in die Kanzlei, in deren Arbeitsweise und Richtlinien. Wie war diese Erfahrung für Sie und wie werden neue Kolleginnen und Kollegen grundsätzlich an das Kanzleileben bei Mazars herangeführt?

Ich bin sehr offen bei Mazars aufgenommen worden und hatte von Anfang an das Vertrauen der Partnerschaft, unseren Standort in Dresden und auch unsere Rechtsanwaltsgesellschaft gemeinsam mit den Kollegen nach vorne zu bringen. Das ist nicht selbstverständlich und sicher etwas Besonderes bei Mazars. Natürlich sind die Bedürfnisse und Organisationsanforderungen von Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten auch mal unterschiedlich. Ich habe es aber noch nicht erlebt, dass man die Dinge nicht konstruktiv besprechen und klären konnte.

Wir agieren hier tatsächlich bewusst gegen den Trend.
Rudolf von Raven

Nachdem Sie bereits in der Vergangenheit eine geschäftsführende Position in einer anderen Gesellschaft innehatten – wo sehen Sie besondere Alleinstellungsmerkmale bei Mazars?

Wie gesagt, ich habe einen großen Vertrauensvorschuss bekommen und konnte vom Start weg sehr frei und auch unternehmerisch agieren. Da tun sich andere Beratungsgesellschaften schwerer. Eine Besonderheit ist sicher auch das gelebte Log-Step-System im Rahmen unserer internationalen Partnerschaft, die ein grenzüberschreitendes Zusammenarbeiten sehr vereinfacht.

Die Partner bei Mazars haben nach meinem Empfinden sehr viel weniger Angst, dass man Ihnen etwas wegnehmen könnte. Ich habe vom ersten Tag an aus allen Bereichen sehr viel Unterstützung erfahren.
 

Von mittelständischen und größeren Kanzleien ist die Mehrheit in den alten Bundesländern vorzufinden. Bei Mazars hingegen liegen auffällig viele der deutschen Standorte in ostdeutschen Städten. Wie beeinflusst dies die Entwicklung der Kanzlei und weshalb sind andere nicht schon längst diesen Schritt gegangen?

Wir agieren hier tatsächlich bewusst gegen den Trend. Berlin, Dresden und Leipzig gehören aus unserer Sicht zu den Top-Zukunftsstandorten in Deutschland. Gerade in Sachsen ist der Beratermarkt nach dem Boom der 90er aber rückläufig und in seinen Strukturen erstarrt. Wenn in den kommenden Jahren die Wendegeneration in den Ruhestand geht und der Markt neu sortiert wird, möchten wir in der Pole-Position stehen. Gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass wir auch in den alten Bundesländern wachsen möchten. Lassen Sie sich überraschen.

Wurde auch die fachliche Ausrichtung der einzelnen Standorte von den jeweiligen Gegebenheiten und ortsgebundenen Faktoren abhängig gemacht oder spielte dies für die Verteilung der Standorte nur eine untergeordnete Rolle?

Natürlich spielen Standortfaktoren eine Rolle, wie zum Beispiel bei unserer starken Immobilien Praxis in Berlin. Die globale Digitalisierung hat das aber sehr stark relativiert. Unser Competence Center IT-Recht beispielsweise wird bundesweit von Dresden aus geführt, nicht zuletzt weil unser Partner Jan Kochta hier seine Wurzeln hat. Strategisch ist es gleichwohl unser Ziel, an den wichtigen deutschen Wirtschaftsstandorten mit einem Team vor Ort präsent zu sein, das die wesentlichen wirtschaftsrechtlichen Fragen abdecken kann.
 

Werden durch die Niederlassungen aus Ihrer Sicht auch die Nachwuchsjuristen vor Ort verstärkt angesprochen? Wie erleben Sie dies beispielsweise in Dresden?

In Dresden ist es uns in der Tat gelungen, die Marke „Mazars“ bei Referendaren und Berufseinsteigern als eine der ersten Adressen zu etablieren. In Frankfurt, München oder Düsseldorf ist das noch nicht so. Ich bemerke aber auch hier eine sehr gute Entwicklung. In Frankfurt beispielsweise bekommen wir heute auch für die Rechtsanwaltsgesellschaft wirklich gute Initiativbewerbungen. Daran war vor vier Jahren noch nicht zu denken.
 

Stichwort: „Talentförderung“ – Nur Leute zu finden und zu überzeugen reicht schließlich nicht. Wie unterstützen Sie und die Kanzlei (junge) Anwälte, sodass diese ihre Fähigkeiten erweitern und ihr Potential tatsächlich ausschöpfen konnten?

Schlüssel der Entwicklung ist die Ausbildung „on the Job“ durch die Partner und Führungskräfte, die durch ein umfangreiches Schulungsprogramm unserer „Mazars Academy“ sowie international durch unsere „Mazars University“ ergänzt wird.

Darüber hinaus unterstützen wir die die Fachanwaltsausbildung und bieten gemeinsam mit dem Kings College in London einen Master im Internationalen Steuerrecht an. 

Sehr frühzeitig werden die Kollegen zudem an unternehmerische Entscheidungen herangeführt.

Wie wird zudem ein Teamwork erreicht, um das weit verzweigte Netzwerk in einer „Corporate Identity“ zu verbinden? Gibt es hierfür beispielsweise standortübergreifende Events?

Wir starten jeden Monat mit einer bundesweiten Willkommensveranstaltung für alle Neueinsteiger. Auch sonst spielen standortübergreifende und internationale Events und Fachveranstaltungen bei uns eine große Rolle. Dabei geht es nicht primär um Informationsvermittlung, sondern ums Netzwerk und um die Dynamik unserer Organisation. Die aktuelle Situation zeigt uns zwar, dass es auch ohne geht. Ebenso offenkundig ist es aber, dass der „Team Spirit“ und die unbeschwerte Kreativität dadurch leiden. Gerade in unserer starken Wachstumssituation ist es sehr wichtig, dass sich die Kollegen auch persönlich kennen lernen.


Welche Schritte im Bewerbungsverfahren kommen auf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu, bevor die- oder derjenige die Karriere bei Mazars starten kann?

Das halten wir schlank. Wir setzen auf die guten, alten Einstellungsgespräche, meist zwei an der Zahl, in verschiedenen Zusammensetzungen. Gerne geben wir Bewerbern auch Gelegenheit, sich mit Kollegen auszutauschen, die schon an Bord sind. Assessment Center haben sich aus unserer Sicht im anwaltlichen Bereich nicht bewährt.

Aktuelle Stellenangebote bei Mazars

Bei Mazars fällt auf, dass es sich nicht um die klassische Kanzlei, eine mbB oder um eine GmbH handelt, sondern um eine GmbH & Co. KG. Welche strukturellen und karrieretechnischen Unterschiede ergeben sich hieraus und hat dies Einfluss auf das Tagesgeschäft und den beruflichen Werdegang?

Das KG-Modell ist Spiegel unserer Partnerschaft. Soweit mir bekannt ist, sind wir die einzige der großen Prüfungs- und Beratungsgesellschaften, die national wie international als „echte“ und weltweite Partnerschaft ausgestaltet ist. Ich persönlich habe die Verbindlichkeit eines solchen Partnermodells bei meinem Einstieg als sehr attraktiv empfunden, was sich später dann so auch bestätigt hat. Im Tagesgeschäft macht das keinen Unterschied. Es erleichtert aber die Zusammenarbeit im Unternehmen, da weltweit alle „in den gleichen Topf“ arbeiten.


Welche aktuellen Entwicklungen sind insbesondere am juristischen Arbeitsmarkt in den neuen Bundesländern zu beobachten? Gibt es aufgrund der vergleichsweise geringen Universitätsdichte mit rechtswissenschaftlichem Studium markante Unterschiede?

Sie legen den Finger in die Wunde. Kurt Biedenkopf hatte mit viel Weitblick eine Juristische Fakultät an der TU Dresden etabliert, die später leider wieder geschlossen wurde. Das Signal in den Markt war katastrophal. Wir können uns bei Mazars zwar im Moment nicht über einen Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern beklagen. Die Talente von morgen werden aber nicht (mehr) in Dresden ausgebildet. In Leipzig, Halle oder Jena ist das zum Glück anders.

Ich bin guter Hoffnung, dass sich die Landespolitik auch für Dresden wieder etwas einfallen lassen wird. 


Wie sieht die Einarbeitung bei Mazars aus? Gibt es für neue Kollegen ein Buddy- oder Mentorenprogramm?

Alle neuen Kollegen bekommen bei uns einen Mentor und einen Buddy zur Seite gestellt. Einmal geht es dabei natürlich um die Einarbeitung und Ausbildung. In unserem schnell wachsenden Team ist es aber ebenso wichtig, dass der Spirit von Mazars bei den Kollegen ankommt.
 

Welche Karriereperspektiven haben Berufseinsteiger zum jetzigen Zeitpunkt bei Mazars und welche Fachbereiche sind aktuell besonders gefragt?

Bei Mazars ist sehr viel in Bewegung – und das eröffnet natürlich Chancen. Gerade in den Bereichen Corporate / M&A und Private Equity, aber auch bei unseren Schwerpunktthemen wie IT-Recht, Real Estate, Energierecht, Öffentliche Hand oder Health Care wollen wir weiter wachsen.

Wer hier unternehmerische Initiative zeigt, hat bei uns beste Entwicklungsmöglichkeiten.


Was muss ein guter Jurist Ihrer Meinung nach mitbringen, um sein Potenzial bei Mazars ausschöpfen zu können?

Fachliche Exzellenz und unternehmerischen Ehrgeiz. An einigen Standorten und in einigen Bereichen fangen wir gerade erst richtig an. Wer den Mut und auch Spaß dabei hat, hier etwas zu gestalten, dem stehen bei uns alle Türen offen.


Seit mehr als 20 Jahren leben Sie in Dresden. Was macht aus Ihrer Sicht die Stadt so lebenswert?

Die Lebensart und die Menschen. Eine sympathische Mischung aus sächsischer Gemütlichkeit, High-Tech und Understatement. Kaum einer weiß, dass Dresden nicht nur wunderschön ist, sondern auch Europas größter Halbleiterstandort und eine in Deutschland einmalige Forschungslandschaft aufweist. Das spürt man in der Stadt. Dass jeder hier etwas bewegen möchte. 

Ihr Fazit?

Wir arbeiten bei Mazars immer daran, unseren eigenen Weg zu gehen: International, aber in den Regionen präsent. Global aufgestellt und doch partnerschaftlich. Multidisziplinär mit dem fachlichen Anspruch einer Großkanzlei.

Vielen Dank, Herr von Raven!

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