Dr. Markus Feil und Jörg Fischer

Veröffentlicht am 28.11.2024

Generation Sidley: "Be yourself. Be curious. Be open."

Dr. Markus Feil und Jörg Fischer von Sidley Austin im Interview

2016 gründete die Wirtschaftskanzlei Sidley Austin LLP das einzige Sidley-Büro in Deutschland.

Dr. Markus Feil gehört zum Gründungsteam des Münchner Standorts und leitet die deutsche Finanzierungspraxis der Kanzlei. Als einer von zwei Recruiting Partnern kümmert er sich zudem auch um die Einstellung und Betreuung des Legal Research Teams - ein Pool an Nachwuchsjurist:innen bei Sidley.

Jörg Fischer ist seit 2017 in der Sozietät tätig, anfangs als Associate, später als Counsel im Steuerrechtsteam. Zuvor war Herr Fischer in einer internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft sowie einer internationalen Großkanzlei im Steuerrecht beschäftigt. Seit 1. Januar 2024 ist er Partner in der Steuerrechtspraxis.
 

Herr Dr. Feil, Sie sind Recruiting Partner bei Sidley Austin. Was genau ist die Sidley Legal Research Team Academy? Warum wurde diese Art der Förderung ins Leben gerufen?

Dr. Markus Feil: Bei Sidley in München legen wir sehr großen Wert auf die juristische Nachwuchsförderung. Deshalb stellen wir schon seit einigen Jahren eine Vielzahl an Student:innen, Referendar:innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen ein, die bei uns das sogenannte Legal Research Team (LRT) bilden. Im Rahmen der Sidley Legal Research Team Academy (Sidley LRT Academy) haben wir ein auf die Bedürfnisse des LRTs maßgeschneidertes Jahresfortbildungsprogramm zusammengestellt, welches aus verschiedenen Workshops, Vorträgen und Coachings besteht. 

Die Sidley LRT Academy haben wir ins Leben gerufen, um unsere Nachwuchsförderung weiter zu institutionalisieren und so noch gezielter auf die Anfragen und Bedürfnisse unseres LRTs einzugehen. Dadurch unterstützen wir unsere LRT-Mitglieder, indem wir unser Fachwissen und unsere Erfahrungen teilen und damit aktiv zu ihrer Ausbildung beitragen. 
 

Welche Projekte unterstützt das Legal Research Team (LRT) vor allem? Und wie wird die Arbeit des LRTs in die Prozesse bei Sidley Austin eingebunden?

Dr. Markus Feil: Das LRT unterstützt die Mandatsarbeit der Anwält:innen des Münchener Büros in vielfältiger Art und Weise. Hierbei hilft das Team bei juristischen Recherchen, der Anfertigung von Memos oder Mandantenschreiben sowie der Vorbereitung von Verträgen und anderen rechtlichen Dokumenten.

In vielen Fällen ist das jeweilige LRT-Mitglied ein integraler Bestandteil des Deal-Teams, wird in die einschlägigen Email-Verteiler aufgenommen und nimmt häufig an Mandantengesprächen sowie Video- oder Telefonkonferenzen teil. Auch bei Notarterminen greifen wir gerne auf unser LRT zurück, insbesondere wenn bei komplexen Transaktionen eine Vielzahl an Vertreter:innen für unsere Mandant:innen notwendig ist. Schließlich sind unsere LRT-Mitglieder nach einem erfolgreichen Abschluss eines Deals auch gerne beim Closing Dinner mit dabei. 

Dr. Markus Feil
Dr. Markus Feil
Ich denke, dass wir hier eine große Bandbreite an Themen und Kompetenzen abdecken, die für die weitere Entwicklung der LRT-Mitglieder zur erfolgreichen Anwaltspersönlichkeit notwendig sind, denn die ganzheitliche Ausbildung unseres LRTs liegt uns sehr am Herzen.
Dr. Markus Feil

Was ist Ihr absolutes Highlight des Programms? Was liegt Ihnen bei der Umsetzung am Herzen?

Dr. Markus Feil: Da das Programm recht diversifiziert ist, gibt es aus meiner Sicht nicht das einzige Highlight des Programms. Ich denke, dass wir hier eine große Bandbreite an Themen und Kompetenzen abdecken, die für die weitere Entwicklung der LRT-Mitglieder zur erfolgreichen Anwaltspersönlichkeit notwendig sind, denn die ganzheitliche Ausbildung unseres LRTs liegt uns sehr am Herzen.

Hierbei werden praxisnahe juristische Themen aus den Fachgruppen durch Sidley-Anwält:innen präsentiert. Ergänzt wird das Programm durch Coachings zu den Themen Soft Skills und Karriereplanung. Des Weiteren bieten wir Intensivkurse von externen Repetitoren an, die unsere LRT-Mitglieder bei der Vorbereitung auf das Zweite Staatsexamen unterstützen. Schließlich gibt es regelmäßige soziale Events wie der Besuch des Oktoberfests oder vierteljährliche LRT-Dinner, denn der Spaß und das Gesellige sollen bei aller Ernsthaftigkeit unserer Arbeit nicht zu kurz kommen.
 

Herr Fischer, Sie sind seit dem 01. Januar 2024 Partner aus den „eigenen Reihen”. Welche Stationen haben Sie in der Kanzlei auf dem Weg in die Partnerschaft durchlaufen? Warum fiel Ihre Entscheidung auf Sidley?

Jörg Fischer: Mein Einstieg bei Sidley als Lateral Hire war für mich eine sehr gut passende Entscheidung, da ich hier ein dynamisches und junges Team gefunden habe, das sich 2017 im Aufbau befand und viel Gestaltungsspielraum bot - und aufgrund des anhaltenden Wachstums noch immer bietet. Gestartet bin ich damals im Steuerteam als Mid-Level-Associate (heute Managing Associate) und durchlief sehr geradlinig die Positionen als Senior Managing Associate und Counsel, bevor ich Anfang diesen Jahres in die Partnerschaft aufgenommen wurde.
 

Stichwort Workload. Wie war der Übergang vom Associate zum Partner für Sie und welche neuen Verantwortlichkeiten haben Sie nun?

Jörg Fischer: Sidley verfolgt eine langfristige Strategie bei der Ausbildung des Nachwuchses. Associates werden an die Partnerschaft herangeführt und auf diese vorbereitet. Ich übernahm deshalb bereits frühzeitig verantwortungsvolle Aufgaben im Rahmen der Mandatsbetreuung und arbeitete stets im direkten Kontakt mit Mandant:innen zusammen.

Als Partner kommen vielfältige Aufgaben in unterschiedlichen themenbezogenen Arbeitsgruppen hinzu, bei mir beispielsweise der Indian Desk und die Task Force zur Künstlichen Intelligenz. Dies ermöglicht noch tiefere Einblicke in die Mandatsarbeit, insbesondere auch in anderen Sidley-Büros und über die rein rechtliche Beratung hinaus. Das bietet viele Chancen, sich weiterzuentwickeln und seinen eigenen Weg in der Kanzlei zu gestalten. Zudem ändert sich die Wahrnehmung innerhalb des Arbeitsumfelds.

Als Partner wird das Vorleben der Werte und Grundsätze, die die Kanzlei ausmachen, noch einmal deutlich wichtiger. Associates lernen nicht nur im Rahmen des Mentorings und im Gespräch, sondern erfahren auch die Atmosphäre und den gegenseitigen Umgang und übernehmen so im Miteinander Muster und Verhaltensweisen. Im Arbeitskontext geschieht vieles unterschwellig auf der nonverbalen Ebene.

Einblicke in Sidley Austin

Wie haben Ihre Kolleg:innen und die Kanzlei Sie bei Ihrem Werdegang unterstützt und gefördert? Welche Skills konnten Sie bei Sidley Austin besonders weiterentwickeln?

Jörg Fischer: Wichtige Pfeiler in der Entwicklung vom Jurastudium über das Referendariat zur Anwaltschaft und schließlich hin zu einer Partnerschaft, sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die man im Laufe der Zeit aufbaut und mit denen man sich weiterentwickelt. Dabei helfen vor allem Mentor:innen, die ihre wertvollen Erfahrungen teilen, aber auch Peers, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden und mit denen man möglicherweise noch einen großen Teil seines Berufslebens verbringen wird. 

Aus meiner Sicht sind es insbesondere zwei Fähigkeiten, die in einer Großkanzlei nicht zu unterschätzen sind:

  1. Die Teamfähigkeit und damit verbundene Empathie und Vertrauen in die Zusammenarbeit mit anderen Praxisgruppen sowie
  2. die Neugier und Offenheit für Neues, sowohl inhaltlich als auch zwischenmenschlich. Als Anwält:innen arbeiten wir im Laufe der Zeit nicht nur mit sehr vielen verschiedenen Mandant:innen, sondern auch mit zahlreichen Kolleg:innen zusammen.

An diesen Fähigkeiten sollte man also fortwährend arbeiten und immer bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Bei Sidley unterstützen uns hierbei unter anderem auch Training-Angebote mit professionellen externen Trainer:innen.
 

In der deutschen Justiz zeichnet sich ein immer stärkerer Nachwuchsmangel ab. Ist eine Lücke an Jurist:innen auch in der Kanzleiwelt spürbar? Wie schaffen es Kanzleien heute, Talente für sich zu gewinnen, Herr Dr. Feil?

Dr. Markus Feil: Auch wir merken einen zunehmenden Nachwuchsmangel in der Kanzleiwelt und den dadurch verstärkten Wettbewerb um die besten Talente. Insofern müssen Kanzleien heute mehr tun, um ihre Attraktivität für potentielle Bewerber:innen zu steigern und ihren juristischen Nachwuchsbedarf zu decken.

Die Bezahlung eines hohen Gehalts reicht heute für viele der Top Absolvent:innen als Argument nicht mehr aus. Vielmehr sind Themen wie Work-Life-Balance, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und persönliches Wohlfühlen zunehmend relevante Faktoren bei der Entscheidung für eine bestimmte Kanzlei.

Wir bei Sidley haben es allerdings in den letzten Jahren geschafft, nicht zuletzt durch unsere Kanzleikultur, die einerseits sehr international und andererseits durch einen starken Boutique-Charakter geprägt ist, und das sehr attraktive Paket an Leistungen und Benefits für Nachwuchsjurist:innen und Anwält:innen, stets hervorragende Bewerber:innen in ausreichender Anzahl für uns zu gewinnen. 
 

Welche Pläne und Ziele haben Sie und Ihr Team für die Zukunft der Sidley LRT Academy? Und worauf fokussieren Sie sich, um junge Talente optimal zu fördern?

Dr. Markus Feil: Die Sidley LRT Academy befindet sich derzeit im ersten Jahreszyklus. Sobald dieser durchlaufen ist, werden wir uns mit dem LRT und den involvierten Anwält:innen zusammensetzen, um über mögliche Änderungen oder Erweiterungen des Programms zu sprechen.

Ziel und Fokus der Förderung junger Talente bei Sidley ist hierbei immer die ganzheitliche berufliche und persönliche Entwicklung. Neben dem viel zitierten „training on the job“ spielt deshalb die Vertiefung der fachlichen Kompetenz, die Förderung von Soft Skills sowie die Motivation zur sportlichen Betätigung eine wichtige Rolle. Aber auch die soziale Kompetenz und das Arbeiten im Team werden bei uns gezielt gefördert.

Jörg Fischer
Jörg Fischer
Die Stimmung im Team, die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt unter den Kolleg:innen sind entscheidende Faktoren für den Erfolg.
Jörg Fischer

Herr Fischer, was schätzen Sie besonders am Arbeitsumfeld und der Kultur bei Sidley Austin? Wie können Sie die Zusammenarbeit innerhalb Ihres Teams stärken?

Jörg Fischer: Die Stimmung im Team, die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt unter den Kolleg:innen sind entscheidende Faktoren für den Erfolg. Das sorgt dafür, dass gerade in Großkanzleien wie Sidley stressige Situationen optimal gemeistert werden und immer auf höchstem Niveau gearbeitet werden kann.

Vergleichbar ist das aus meiner Sicht mit dem Wettbewerb im Mannschaftssport: Wenn einer für den anderen da ist, aushilft und unterstützt, während der Wettbewerb gleichzeitig eine Motivation für Spitzenleistung fördert. Dieser Mix aus gegenseitiger Unterstützung und dem Wettbewerb mit anderen bietet hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten und sorgt für spannende Aufgaben. Dieses Umfeld haben wir bei Sidley geschaffen und arbeiten gemeinsam daran, es zu erhalten und zu pflegen. Ich sehe mich als Teil dieses Teams und versuche, es mit meiner Expertise zu unterstützen und besser zu machen, um gemeinsame Erfolge zu erzielen.
 

Was möchten Sie jungen Nachwuchstalenten mit auf den Weg geben, die eine ähnliche Karriere in einer Großkanzlei wie Sidley Austin anstreben?

Jörg Fischer: Be yourself. Be curious. Be open.
 

Ihr Fazit?

Zusammenfassend können wir nicht ohne Stolz behaupten, dass wir es durch eine Vielzahl an Maßnahmen in relativ kurzer Zeit geschafft haben, im Bereich der Nachwuchsförderung neue Maßstäbe in der Kanzleiwelt zu setzen und so Sidley in Deutschland als attraktive Adresse sowohl für Jurist:innen in der Ausbildung als auch für Anwält:innen etabliert zu haben.

 

Vielen Dank, Herr Dr. Feil und Herr Fischer!