Mit der Kanzlei ins Homeoffice zu gehen klingt vermutlich leichter als es tatsächlich der Fall ist. Wie konnte dies kurzfristig erfolgreich und unkompliziert in die Tat umgesetzt werden, Herr Kusenbach?
Christian Kusenbach: Interessanterweise ging es mir genau anders rum: Ich war letztlich überrascht, wie unkompliziert der Übergang ins Homeoffice in die Tat umzusetzen war. Bestimmt war die Umstellung technisch eine Herausforderung, davon haben wir aber nichts mitbekommen. Aus meiner Perspektive hat die Umstellung von dem einen auf den anderen Tag unproblematisch und reibungslos funktioniert.
Das lag sicherlich auch daran, dass wir Anwälte bereits vor Corona die Möglichkeit hatten, von zu Hause zu arbeiten und dementsprechend ausgestattet waren. Als sich die Situation dann Mitte März zugespitzt hat, hat die Kanzlei uns gebeten, hiervon nun zumindest vorübergehend permanent Gebrauch zu machen und im Homeoffice zu bleiben.
Gleichzeitig wurde im Hintergrund alles dafür organisiert, dass auch unsere Nachwuchsjuristen und nicht-juristischen Mitarbeiter flächendeckend von zuhause arbeiten können. Eva zum Beispiel hatte bereits in New York unabhängig von der Krise die nötige Ausstattung bekommen und konnte diese einfach mitnehmen, als sie nach Deutschland zurückgekehrt ist. So war sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr einsatzbereit.
Um uns die Arbeit noch weiter zu erleichtern, hat die Kanzlei weltweit innerhalb kürzester Zeit die IT Ausstattung so aufgerüstet, dass sich mein Arbeitsplatz zuhause nun nicht mehr von dem im Büro unterscheidet.
Allgemein punktet Skadden mit zahlreichen Weiter- und Fortbildungsangeboten. Ist dies aktuell weiterhin möglich oder stehen diese Angebote nur offline zur Verfügung?
Christian Kusenbach: Auch schon vor Corona haben wir in Deutschland Weiterbildungsveranstaltungen meistens nur an einem Standort stattfinden lassen und diese in das jeweils andere Büro per Videokonferenz übertragen. Die internationalen Angebote konnten wir aus Deutschland heraus schon immer per Webinar wahrnehmen, und das geht natürlich weiterhin. In den letzten Wochen wurde das Angebot solcher Veranstaltungen und Webinare nochmal deutlich erhöht.
So konnten (bzw. können) wir allein im April an über 50 internen und externen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen – die meisten davon stehen übrigens auch Referendaren und Wissenschaftlichen Mitarbeitern zur Verfügung.
Viele der Veranstaltungen betreffen natürlich die aktuelle Situation und ihre Auswirkungen auf unsere Arbeit. Besonders interessant finde ich hier die Webinare mit Experten aus verwandten Bereichen wie z.B. dem Investmentbanking oder der Versicherungsbranche, die exklusiv für uns bei Skadden darüber berichten, was sich in ihrer täglichen Arbeit gerade ändert. Aber auch Corona-unabhängig kann man sich natürlich weiterbilden. Vor Kurzem hatten wir z.B. in der Mittagspause eine Weiterbildung zum Thema Blockchain per Videokonferenz.
Recruiting ist essenziell für die nachhaltige Entwicklung von Kanzleien. Aber wie gestaltet sich dies in Zeiten von Corona und insbesondere „out of Office“? Was sagen die ersten Erfahrungen mit dieser Situation?
Christian Kusenbach: Wir haben von Beginn an besonderen Wert darauf gelegt, unsere Arbeit in allen Bereichen ohne Einschränkungen weiter zu führen – dazu gehört auch das Recruiting. Wir führen unsere Bewerbungsprozesse ganz normal weiter, nehmen Bewerbungen entgegen und führen Vorstellungsgespräche. Ich bin überrascht, wie gut das per Videokonferenz funktioniert.
Es hat sogar Vorteile: Manche Bewerber müssen nicht extra für das Vorstellungsgespräch lange Anreisen auf sich nehmen. Gerade in diesen Fällen könnte ich mir persönlich gut vorstellen, auch nach Corona das ein oder andere Bewerbungsgespräch per Videokonferenz zu führen.
Neben dem Recruiting ist auch das Onboarding neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein großes Thema. Wie lassen sich die neuen Kollegen und Kolleginnen aus dem Homeoffice in das Team und die entsprechenden Projekte problemlos integrieren?
Christian Kusenbach: Seit März haben bei uns insgesamt 16 neue Praktikanten, Wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare und sogar ein Associate neu angefangen. Alle Kollegen haben wir virtuell "Willkommen" geheißen und über den jeweiligen Mentor schnell ins Team integriert.
Mit dem Start des Homeoffice hat auch eines unserer Praktikantenprogramme begonnen. Das war natürlich eine ungewöhnliche Situation – insbesondere für die Praktikanten, die nur eine kurze Zeit bei uns sind. Wir haben intensiv überlegt, ob wir das Programm durchführen, und haben uns dann für eine den Umständen angepasste Variante entschlossen.
Einige der Praktikanten haben mittlerweile schon ihr Praktikum abgeschlossen, ohne einen einzigen Tag im Büro verbracht zu haben. Sie kennen das Team nur aus Videokonferenzen und Telefonaten. Trotzdem bekommen wir durchweg positives Feedback. Das motiviert uns, unseren Ansatz weiterzuverfolgen und die jungen Kollegen virtuell eng einzubinden statt ihren Start bei uns zu verschieben.
Leider mussten wir die geplanten Abendveranstaltungen des Praktikantenprogramms absagen. Davon möchten wir aber einiges nachholen, sobald es wieder möglich ist.