Jura Journalismus

Verfasst von Dr. Franziska Kring|Veröffentlicht am 30.09.2020

„Irgendwas mit Medien“: Mit Jurastudium in den Journalismus

Juristische Karrierewege abseits des Staatsdienstes & Kanzleialltag

Wer sich jahrelang durch das Jurastudium gekämpft hat, muss nicht zwingend Staatsanwält*in, Richter*in oder Rechtsanwält*in werden. Die Medienbranche erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Nachwuchsjurist*innen. Doch vielen ist gar nicht klar, welche Möglichkeiten ein*e Jurist*in in diesem Bereich überhaupt hat. Dieser Artikel beschreibt die vielseitigen potenziellen Tätigkeitsbereiche von Juristen im Journalismus.

Große Bandbreite unterschiedlichster Aufgabenbereiche

Als Nachrichtenmoderator*in auf die große Bühne des deutschen Fernsehens? Oder doch eher im Hintergrund agierend als Lektor*in bei einem Verlag oder als Pressereferent einer Kanzlei? Die Möglichkeiten und Wege von Jurist*innen im Journalismus sind vielseitig. Mitunter braucht es etwas Mut und Kreativität, um seinen persönlichen Karriereweg zu finden. Eines ist jedoch klar: Bei den vielschichtigen Aufgaben von Journalist*innen wird es so schnell nicht langweilig!

Einen ersten Einblick in das Berufsfeld gewährt die „Zusatzausbildung Recht und Journalismus“ des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) in Münster, die dieses Jahr bereits zum zwanzigsten Mal stattfand. Bei der einwöchigen Veranstaltung können die Teilnehmer*innen neben den Vorträgen renommierter Praktiker*innen auch selbst aktiv werden und die Grundlagen der journalistischen Arbeit erlernen. 

Wie kann ein Vortrag auch unter Zeitdruck gut werden? Und wie sieht eine perfekte Pressemitteilung einer Großkanzlei aus? Was gehört in eine Gerichtsreportage?

Mit diesen und weiteren Fragestellungen dürfen sich die interessierten Nachwuchsjournalist*innen beschäftigen.

Aber welche Möglichkeiten hat ein*e Jurist*in denn nun im Journalismus?

Erfahrungen aus erster Hand:

Redaktionelle Tätigkeiten

Klassisch ist die Arbeit in einer Redaktion – sei es in einer Online-Redaktion wie der Legal Tribune Online (LTO), der Redaktion einer juristischen Zeitschrift oder der Redaktionen „Recht und Justiz“ bei der ARD oder dem ZDF.

Redakteur*innen erwartet ein spannender Beruf mit täglich wechselnden Aufgaben. Kein Tag verläuft wie der andere und es muss immer schnell auf aktuelle Geschehnisse reagiert werden. Ob beim Hörfunk, beim Fernsehen oder bei einer Zeitung: Es gewinnt in der Regel derjenige, der oder die als Erste*r mit seinem Beitrag die Zuschauer*innen erreicht. 

Die ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe profitiert da natürlich von ihrer einmaligen Lage direkt bei den obersten Gerichten. Aber auch ansonsten ist die Arbeit dort vielfältig und facettenreich. Einmal wöchentlich wird der Podcast „Die Justizreporter*innen“ produziert, ansonsten berichten die Redakteur*innen über aktuelle Gerichtsentscheidungen, Gesetzesentwürfe oder andere brisante Themen, die die Menschen beschäftigen.

Auf die Frage, was ihr an ihrem Job am meisten Spaß macht, antwortet Dr. Claudia Kornmeier, Nachrichtenjournalistin und Redakteurin bei der ARD-Rechtsredaktion, spontan so: 

„Mein Job als Journalistin macht mir am meisten Spaß, wenn ich unterwegs sein kann. Immer nur am Schreibtisch sitzen, ist nicht mein Ding. Ich finde es toll, mit Menschen sprechen zu können, die ich sonst nicht treffen würde. An Orte zu kommen, die ich sonst nicht kennen lernen würde. Und auch: Mich immer wieder mit neuen Themen befassen zu können.“

Pressesprecher*in in einer Kanzlei

Zumindest bei größeren und mittelständischen Kanzleien gehört eine Presseabteilung mittlerweile dazu. Bei den kleineren Kanzleien erledigen oft die Anwält*innen selbst die Pressearbeit.

Ein*e Pressesprecher*in einer Kanzlei ist sozusagen ihr „Sprachrohr“ und koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit. Er bewegt sich immer am Puls der Zeit und hat ein offenes Ohr für Themen, die sich für Veröffentlichungen der Kanzlei eignen. Das Verfassen von Pressemitteilungen und die Beantwortung von Presseanfragen zählen ebenfalls zu den Aufgaben des oder der Pressesprecher*in.

Korrespondent*in in einer Presseagentur

Der oder die Korrespondent*in einer Presseagentur wie der deutschen Presse-Agentur unterstützt die Hauptredaktion bei ihrer Arbeit und berichtet direkt vor Ort über aktuelle Themen. Für seine Hintergrundberichte und Beiträge kann er Informationen aus nächster Nähe beschaffen und ist so immer up-to-date. Korrespondent*innen sind an wichtigen Schauplätzen sowohl im Inland als auch im Ausland vertreten. Wer mindestens eine Fremdsprache sicher beherrscht, gerne reist und Spaß daran hat, fremde Kulturen und Länder zu entdecken, bringt schon einige Voraussetzungen dieses Berufes mit.

Auslandskorrespondent*innen sind überwiegend nicht in ihrem Heimatland, sondern arbeiten am jeweiligen Einsatzort und berichten über politische, kulturelle, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Ereignisse. 

Oder doch eine Karriere als Nachrichtenmoderator*in?

Claus Kleber ist der wohl prominenteste Jurist, der als Fachjournalist und Nachrichtenmoderator tätig ist. Aber der Weg dorthin ist mitunter lang; niemand beginnt seine Karriere direkt als Sprecher*in der Abendnachrichten. Nachrichtenmoderator*innen arbeiten im Regelfall zunächst einige Jahre als Redakteur*innen, bevor sie tatsächlich Fernsehsendungen leiten dürfen.

Auch Claus Kleber hat einige Stationen durchlaufen, bevor er im Jahre 2003 Moderator des ZDF heute-journals wurde. Der promovierte Volljurist war unter anderem als Studioleiter des SWR in Konstanz sowie fünfzehn Jahre als Korrespondent für die ARD in den USA tätig. Wer zum oder zur Nachrichtenmoderator*in aufsteigen möchte, sollte deshalb eine gesunde Portion Durchhaltevermögen mitbringen.

Tätigkeiten bei einem Verlag

Das Verlagswesen bietet ebenfalls ein breites Tätigkeitsfeld für Juristen. So werden zum Beispiel häufig Volljurist*innen als Content Manager*innen oder Redakteur*innen zur Entwicklung digitaler Inhalte gesucht. Ein*e Content Manager*in steuert zudem die Kommunikation mit den Autor*innen und koordiniert das Netzwerk von Autor*innen.

Auch als Lektor*innen können Jurist*innen ihr Geld verdienen. Gerade die großen juristischen Verlage stellen regelmäßig (Voll-)Jurist*innen ein oder bieten interessierten Referendar*innen die Möglichkeit einer Wahlstation.

Wer sich nicht entscheiden will: Mögliche Aufgaben als Freelancer

Auch als Freiberufler*innen können Jurist*innen in die Medienbranche einsteigen. Ob als Moderator*in, Speaker*in oder Texter*in – hier stehen den angehenden Journalist*innen viele Möglichkeiten offen. Der größte Vorteil der selbstständigen Tätigkeit ist die Flexibilität: In der Regel arbeiten Freelancer aus dem Homeoffice. Sie können selbst bestimmen, wann und wie sie arbeiten wollen. 

Allerdings bringt die Selbstständigkeit auch Nachteile mit sich: Sein*e eigene*r Chef*in zu sein bedeutet, selbst dafür verantwortlich zu sein, genügend Aufträge an Land zu ziehen. Außerdem muss gerade am Anfang viel Freizeit geopfert werden, um das Unternehmen am Markt zu etablieren.

Auch hier gilt wieder: Jeder muss das Berufsmodell finden, das am besten zu seinen persönlichen Vorstellungen passt.

Was man mitbringen muss 

Wer sich für einen Berufseinstieg im Medienbereich interessiert, sollte so früh wie möglich praktische Erfahrungen sammeln. Dies kann etwa ein Nebenjob während des Studiums sein oder auch eine Station im Referendariat, zum Beispiel bei der ARD-Rechtsredaktion oder in einem juristischen Verlag. Ein Volontariat bei einer Zeitung oder einem Verlag ist definitiv ein Vorteil, aber keinesfalls ein Muss. Wer sich aber beispielsweise für eine Tätigkeit als Korrespondent interessiert, sollte aber eine Ausbildung an einer Journalistenschule absolvieren.

Auch müssen angehende Journalist*innen nicht zwingend zwei Prädikatsexamina vorweisen können. Viel wesentlicher sind Kreativität, eine offene, kommunikative Art und natürlich Freude am Schreiben und ein Talent, komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Da mitunter nicht viel Zeit zur Fertigstellung eines Artikels oder einer Reportage bleibt, sollten Journalist*innen mit Stress umgehen und sehr selbstständig arbeiten können. Wichtig sind auch Organisations- und Koordinationsfähigkeit.

Dr. Frank Bräutigam, Leiter der ARD-Rechtsredaktion in Karlsruhe, ergänzt: "Außerdem muss man den Mut haben, komplizierte juristische Sachverhalte sehr einfach zu formulieren. Keine Fremdworte, lieber Verben statt Substantive, und vor allem: kurze Sätze. Spätestens nach dem ersten Nebensatz kommt der Punkt, sage ich unseren Nachwuchsleuten immer."

Speziell beim Fernsehen kommt zu Text und Ton noch die Ebene „Bild“ dazu. Das klingt banal, ist aber sehr aufwändig. Ich kann ja nicht 90 Sekunden lang rote Roben zeigen, sondern brauche am besten die Klägerin im konkreten Fall, Archivbilder, eine Grafik, Reaktionen etc.

Der Filmbeitrag in der Tagesschau ist dann mein eigenes journalistisches Produkt, in dem viel Arbeit steckt. Ich lese da nicht einen fremden Text auf irgendwelche Bilder vor. All das lernt man am besten, wenn man Praktika oder andere Ausbildungsstationen bei den einschlägigen Redaktionen macht.“
 

Einen Königsweg in den Journalismus gibt es nicht. So vielseitig wie die verschiedenen Berufsfelder sind auch die Einstiegschancen. Häufig sind Journalisten auch Quereinsteiger, die vorher anderen Tätigkeiten nachgegangen sind. Vor allem berufliche Kontakte erhöhen die Chancen, in der Medienbranche Fuß zu fassen. Wer sich früh ein Netzwerk aufbaut und sich einen Namen macht, wird auch eher eingestellt.

Wer dann einmal seinen Traumjob gefunden hat, wird dabei in vielen Fällen auch bleiben. Denn eines ist sicher: Es warten jeden Tag neue und spannende Aufgaben.

Norton Rose Fulbright
undefined

Norton Rose Fulbright

Alle relevanten Infos auf einen Blick