Würden Sie in der Gesamtschau sagen, dass die Umstellung zur Privatwirtschaft groß war und haben Sie noch Probleme damit?
Es war schon eine Umstellung von der Privatwirtschaft zum öffentlichen Dienst. Wirklich schwer gefallen ist sie mir aber nicht. Einige der klassischen Vorurteile haben sich bewahrheitet: so wird mehr per Post oder Fax als per E-Mail erledigt, wir haben Papierakten statt elektronischen Akten und es geht manchmal ein wenig formaler zu als in der freien Wirtschaft.
Dem steht aber viel Positives gegenüber: z.B. kann ich heute meine Arbeitszeit wieder viel besser selbst einteilen und so Privatleben und Beruf besser unter einen Hut bringen. Auch gehört ständiger Zeitdruck nicht mehr zur Tagesordnung, was aber nicht bedeutet, dass es nicht auch mal hektisch werden kann.
Und welche fachrelevanten Wissenslücken waren dabei von Bedeutung bzw. wie kann man diese beheben?
Als Juristin im Baureferat habe ich regelmäßig bautechnisch geprägte Sachverhalte rechtlich zu beurteilen, daher ist es nötig über den rein juristischen Tellerrand zu schauen und sich in einem gewissen Maß auch in technische Fragen einzuarbeiten. Man sollte also ein Mindestmaß an technischem Verständnis mitbringen. Nützlich ist es auch Pläne und Bauzeichnungen lesen zu können.
Allerdings gibt es intern immer auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die bei technischen Fragen weiterhelfen können. In rechtlicher Hinsicht begegnen mir im Baureferat auch fremde Rechtsgebiete bzw. bereits bekannte Rechtsgebiete, aber in vertiefter Form. Um mir möglichst schnell das nötige Wissen anzueignen und auf dem aktuellen Stand zu bleiben, habe ich die Möglichkeit mehrmals im Jahr an externen Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Zur Verbesserung der sog. Soft Skills gibt es übrigens ein großes Angebot interner Fortbildungsveranstaltungen.
Hat auch der öffentliche Dienst – im Vergleich mit der Privatwirtschaft – seinen eigenen Charme?
Auf jeden Fall. Neben einem sicheren Arbeitsplatz und einer guten Work-Life-Balance bietet der öffentliche Dienst, gerade bei der Landeshauptstadt München, vor allem ein deutlich vielfältigeres Aufgabenspektrum als es die meisten Unternehmen bieten können.
In den 12 Referaten, dem Direktorium und den sechs Eigenbetrieben eröffnen sich Herausforderungen für Juristinnen und Juristen in so gut wie jedem Gebiet des öffentlichen Rechts und des Zivilrechts. So kann man sich im Laufe seiner beruflichen Laufbahn auch einmal fachlich verändern ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen.